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Geht auch ganz einfach:

Vergleich: VW Golf VII GTI und Polo R WRC am Polarkreis Kalt erwischt

AUTO ZEITUNG fuhr exklusiv den neuen VW Golf 7 GTI und den neuen Polo WRC nördlich des Polarkreises. Ein Vergleich der beiden 220 PS starken Ballsportler

Das Thermometer zeigt minus 27 Grad, es ist kurz nach neun Uhr morgens, und wir befinden uns im nordschwedischen Weiler mit dem unaussprechlichen Namen Arjeplog. Hier, nördlich des Polarkreises, scheint die Sonne nur für Licht, nicht aber für Wärme zu sorgen. Eine Handvoll Journalisten ist zu Erprobungsfahrten mit neuen VW-Modellen ins verschneite Skandinavien geflogen. Wie wichtig dem VW-Konzern Testfahrten sind, zeigt die hochkarätige Besetzung: Mit von der Partie sind der Aufsichtsratsvorsitzende Ferdinand Piëch nebst Gattin Ursula, ebenfalls Aufsichtsrätin, VW-Chef Martin Winterkorn und Entwicklungschef Ulrich Hackenberg.

In der klirrenden Kälte warten neben diversen Golf-Modellen auch einige heiße Geräte: ein Golf R, ein GTI und der neue Polo R WRC. Den beiden  letztgenannten wollen wir in einem ersten Fahrvergleich auf den Zahn fühlen. Denn der Polo R WRC, die "zahme“ Rallyekopie für die Straße, hat wie der Golf GTI 220 PS und bietet der GTI-Ikone auch in vielem anderen Paroli. Mit 350 Nm liegen die Drehmomente auf gleichem Niveau, in der Beschleunigung von null auf 100 km/h ist der Polo mit 6,4 Sekunden sogar noch zwei Zehntel schneller, und in der Höchstgeschwindigkeit bleibt er mit 243 km/h dem Golf immer im Rückspiegel (246 km/h).

Der stärkste Polo aller Zeiten wird allerdings im Gegensatz zum GTI noch von dem alten Zwei-Liter-EA113-Aggregat angetrieben, das im Scirocco R zum Einsatz kommt. Der Renn-Polo hängt agil am Gas und spricht auf kleinste Befehle an, das Fahrwerk ist kompromissloser und härter abgestimmt als beim Allroundtalent GTI, der nicht nur fürs Rasen, sondern auch fürs Reisen gedacht ist. "Wir haben den Polo R WRC ganz bewusst auf Performance ausgelegt“, erläutert Technikvorstand Hackenberg. Das kleine, unten abgeflachte Multifunktionssportlenkrad liegt mit seinem Alcantara-Bezug gut in der Hand und setzt über die direkte Lenkung Steuerbefehle präzise um. Der knackige Schalthebel des Sechsgang-Getriebes liegt gut zur Hand, die Anschlüsse passen.

 

Golf GTI vs. Polo R WRC: Allrad gegen XDS

Zwar muss der Polo R WRC auf den Allradantrieb des Wettbewerbsfahrzeugs verzichten, doch mit der elektronischen Differenzialsperre XDS ist man auch im Schnee gut unterwegs. Wer das ESP abschaltet, wird beim Polo mit einem deutlich spitzeren Fahrverhalten konfrontiert als beim Golf GTI, der beim Handling auf Schnee leichter zu steuern ist. Der Polo braucht eine kundige Hand und der Fahrer eine gewisse Zeit, um sich auf das Fahrverhalten einzustellen. Der Golf liegt stabiler und ist je nach Lenkwinkel sowohl der zahmere Übersteuerer als auch Untersteuerer. Doch wenn man den Polo "gelernt“ hat, bietet auch er eine Menge Fahrspaß. Außerdem muss man dem kleinen Wolfsburger zugute halten, dass er bei unseren Fahrten auf 16-Zöllern rollte, nicht auf der 18-Zoll-Serienbereifung - und die kleineren Räder bauen eben nicht den Grip auf wie die deutlich größeren 18-Zöller des GTI.

Obwohl der Polo mit schwarzem Dachhimmel und Pedalen im Alu-Look, Geschwindigkeitsregelanlage, Licht-/Regensensor, Sitzheizung, Schweinwerferreinigungsanlage, Klimaautomatik und mehr üppig ausgestattet ist - das gilt auch für den GTI -, zeigt sich bei genauerer Betrachtung, dass der Golf doch in einer anderen Liga spielt. Türverkleidungen aus Hartplastik und einfachere Kunststoffe wie beim Handschuhfach strahlen nicht die Gediegenheit des GTI aus, der bei Materialanmutung und Verarbeitungsqualität nicht umsonst die
Messlatte in der Kompaktklasse ist. Gleiches gilt für das Raumangebot. Vorn wie hinten fühlt man sich im Golf gut untergebracht - komfortabel mit ausreichendem Raumangebot. Die Polo-Sitze vorn bieten zwar guten Seitenhalt, sind aber enger geschnitten und härter als das GTI-Gestühl. Beim Platzangebot im Fond werden die Unterschiede noch deutlicher: Der Polo ist nicht unbedingt für den Transport von Großgewachsenen gedacht.

Teil 2 und technische Daten

Auch wenn die Leistungsdaten der beiden Wolfsburger auf einem vergleichbaren Niveau liegen, zeigt sich schnell, wie unterschiedlich ihre Charaktere sind. Der Polo R WRC ist auf Performance ausgelegt und erfüllt vorrangig den Sportauftrag. Der Golf GTI ist auch in der siebten Generation der perfekte Allrounder, der mit glänzenden Fahrleistungen, gutem Fahr- und Geräuschkomfort, guter Verarbeitung und bequemen Sitzen aufzeigt, was ein schneller Kompaktwagen heute bietet.

Insgesamt ist er das modernere Auto: Trotz deutlich größerer Karosserie, schwererer Räder und mehr Innenraum wiegt der Golf nur 27 kg mehr als der Polo R WRC. Gewichtsersparnis ist beim neuen Golf VII mit dem modularen Querbaukasten mehr als nur ein Wort. Dafür übertrifft der Polo R WRC den Golf GTI in puncto Exklusivität um Längen. Es soll nur 2500 Exemplare geben, und die haben ihren Preis: Für 33.900 Euro erhält man Rallye-Feeling satt - damit lässt der Polo R WRC den Golf GTI mit 27.700 Euro klar hinter sich. 
Volker Koerdt

TECHNIK    

VW Polo R WRC
VW Golf 7 GTI
Motor 4-Zylinder, 4-Ventiler, Turbolader, Direkteinspritzung 4-Zylinder, 4-Ventiler, Turbolader, Direkt- / Saugrohreinspritzung
Hubraum 1984 cm³ 1984 cm³
Leistung 162 kW / 220 PS bei 4500 - 6300 /min 162 kW / 220 PS
Max. Drehmoment 350 Nm bei 2500 – 4400 /min 350 Nm
Getriebe 6-Gang, manuell 6-Gang, Doppelkupplung
Antrieb Vorderrad Vorderrad
L /B /H 4000 / 1682 / 1458 mm 4255 / 1790 / 1437 mm
Radstand 2467 mm 2637 mm
Leergewicht 1249 kg 1286 kg
Kofferraum 204 - 882 Liter 380 - 1270 Liter
FAHRLEISTUNG /
VERBRAUCH
   
0-100 km/h¹ 6,4 s 6,6 s
Höchstgeschwindigkeit¹ 243 km/h 246 km/h
EU-Verbrauch 7,5 l SP / 100 km¹ 6,0 l S / 100 km²
CO2-Ausstoß¹ 174 g/km 140 g/km
KOSTEN    
Grundpreis 33.900 Euro¹ 27.700 Euro²
¹ Werksangaben
² mit manuellem 6-Gang-Schaltgetriebe

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