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Geht auch ganz einfach:

E-Autos im Reichweiten-Test Leaf, e-Golf, Zoe und Ioniq auf Distanz getestet

Marcel Kühler Testredakteur
Inhalt
  1. Reichweiten-Test mit vier Elektroautos
  2. Testroute von Essen nach Renesse (NL)
  3. Reichweiten-Test: Leaf, e-Golf, Zoe und Ioniq 
  4. Herstellerangaben nur theoretischer Natur
  5. Fazit

Elektrofahrzeuge sind vielen Vorurteilen ausgesetzt. Die meisten davon betreffen die tatsächliche Reichweite. Genügt eine Batterieladung tatsächlich für einen Kurztrip aus dem Ruhrgebiet an die Küste? Wir haben es im Reichweitentest ausprobiert. Das Ergebnis ist ernüchternd.

Über die tatsächliche Reichweite von Elektro-Autos wird gern und leidenschaftlich debattiert. Doch wie sieht eigentlich die Realität aus? Wer schafft es vom Ruhrgebiet aus an die niederländische Nordseeküste, und wem geht unterwegs die Puste, beziehungsweise der Saft aus? Mit unserem Reichweiten-Test starten wir einen Selbstversuch mit vier E-Fahrzeugen und fahren von der E.ON-Zentrale in Essen, wo unsere Testkandidaten über Nacht komplett aufgeladen wurden, nach Renesse. 

Der VW e-Golf im Video:

 
 

Reichweiten-Test mit vier Elektroautos

Der theoretische Reichweiten-König dieses Vergleichs ist der Renault ZOE, der laut Hersteller nach EU-Norm 400 Kilometer ohne Stopp zurücklegen sollte. Der VW e-Golf erreicht laut EU-Norm 300 Kilometer, während der Hyundai Ioniq Elektro 280 Kilometer Reichweite mitbringt. Den geringsten Aktionsradius verspricht der Nissan Leaf, der 250 Kilometer schaffen soll. Grundsätzlich gilt: Um überhaupt in die Nähe der angegebenen Reichweiten zu kommen, sind einige Zugeständnisse vonnöten. Die Klimaanlage bleibt während der gesamten Fahrt ausgeschaltet. Lediglich das Einschalten der Lüftung ist erlaubt – aber maximal mit Gebläsestufe drei. Die Fenster müssen zugunsten einer besseren Aerodynamik geschlossen bleiben. Außerdem sind alle Fahrer angewiesen, den Eco-Modus im Fahrzeug zu nutzen und überaus maßvoll mit dem rechten Pedal umzugehen – sprich: sanft beschleunigen, nach Möglichkeit gleichmäßig die Geschwindigkeit halten und auf der Autobahn nicht schneller als 110 km/h fahren. Begleitet wird der Elektro-Tross von einem Ford Mustang GT sowie unserem Porsche Macan-Dauertestwagen. Für alle Fälle zieht letzterer einen Abschlepp-Anhänger hinter sich her, den wir – so viel sei verraten – noch brauchen werden.

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Testroute von Essen nach Renesse (NL)

Die Route führt zunächst hinaus aus der Stadt Essen über Land in Richtung Oberhausen, wo wir uns auf die Autobahn mit dem Ziel Niederlande begeben. Unser westlicher Nachbarstaat verfügt europaweit mit über die beste Lade-Infrastruktur und stellt somit das ideale Ziel für unseren Reichweitentest dar. An nahezu allen größeren Autobahn-Raststätten betreibt das Unternehmen Fastned Ladestationen. Das Bezahlen erfolgt über eine übersichtliche Smartphone-App, die mit der eigenen Kreditkarte gekoppelt wird. Spannender wird es hingegen in den ländlichen Gebieten und kleineren Städtchen – doch dazu später mehr. Als erstes Fahrzeug strandet erwartungsgemäß der Nissan Leaf. Bereits nach 172 Kilometern endet für den Japaner vorerst der Trip ans Meer. Wir befinden uns zu diesem Zeitpunkt auf einer Landstraße nahe der Ortschaft Vuren rund 45 Kilometer vor Rotterdam und biegen von dort auf einen großen Autohof ab, der eine gut sichtbare E-Tanksäule von Allego bereithält. Allerdings akzeptiert dieser Anbieter nicht die Ladekarte, die unserem Testwagen von der Nissan-Pressestelle beigelegt wurde, sodass wir uns eine andere Lademöglichkeit suchen. Diese befindet sich nur wenige hundert Meter weiter und akzeptiert die Nissan-Charge-Card klaglos. Der nächste Hilferuf ereilt die Teamleitung aus dem VW e-Golf: "Nur noch 40 Kilometer Restreichweite", meldet der Fahrer. Wir fahren gerade auf dem Autobahnring von Rotterdam, den wir kurze Zeit später verlassen, um die Reise auf der Landstraße fortzusetzen.

Einzeltest VW e-Golf
VW e-Golf: Test Neuer Akku, neue Reichweite? Test!

 

Reichweiten-Test: Leaf, e-Golf, Zoe und Ioniq 

In der pittoresken südholländischen Kleinstadt Brielle droht dem VW nach 259 gefahrenen Kilometern schließlich der totale Kollaps – die Reichweite ist mittlerweile auf drei Kilometer gesunken. Über das Bord-Navi lassen wir uns zur nächsten Ladestation lotsen. Der Stromspender steht auf einem Supermarkt-Parkplatz und benötigt zum Laden eine Charge-Card. Doch dann die böse Überraschung: Die VW-Tankkarte gilt ausschließlich für Deutschland, und auf der Ladesäule finden wir vom Betreiber EVnetNL keinerlei Hinweise zu einer alternativen Bezahlmöglichkeit außer der Anbieter-eigenen Karte. Mit einem mulmigen Gefühl fahren wir zur nächsten Ladestation, die uns das Bord-Navi anzeigt. Sie liegt auf einem schönen Campingplatz und wird von einem Stromanbieter namens Ecotap betrieben. Eine Infotafel an der Säule zeigt, dass der Lade- und Bezahlvorgang entweder über eine Karte oder aber über eine App des Anbieters in Gang gesetzt werden kann. In Ermangelung einer entsprechenden Tankkarte versuchen wir, die Applikation aufs Handy zu bekommen – vergebens! Die Anwendung sei im deutschen App-Store nicht verfügbar, zeigt das Smartphone an. Frustriert wendet sich Fotografin Daniela Loof an die Ecotap-Hotline. "Du hast eine so schöne Stimme, ich schalte euch die Station frei. Ihr braucht das Laden nicht zu bezahlen. Ruft uns einfach wieder an, wenn ihr euer Auto abholt, damit wir den Ladevorgang manuell beenden können", verspricht der freundliche Mitarbeiter am anderen Ende der Leitung. Ungläubig schließen wir den Golf an die Ladestation an und warten ab, was passiert.  Es vergehen einige Minuten – wir vermuten bereits, Opfer eines üblen Scherzes geworden zu sein –, da leuchtet auf einmal das Ladesymbol in der Tankklappe grün; der Ecotap-Mitarbeiter hat Wort gehalten. Erleichtert setzen wir die Reise mit den zwei verbliebenen E-Autos fort. 

Einzeltest Opel Ampera-e (2017)
Opel Ampera-e (2017): Reichweiten-Test Ampera-e mit glänzendem Testergebnis

 

Herstellerangaben nur theoretischer Natur

Zeit zum Durchatmen bleibt uns aber auch nach dem Zwangsstopp des VW nicht. Nach nur acht weiteren Kilometern zeigt der Reichweitenzähler des Hyundai Ioniq nur noch einen bedrohlichen Strich an. Das heißt: Die Fuhre kann nun jederzeit stehen bleiben. Wir entschließen uns, das Auto an einem sicheren Parkstreifen abzustellen und rufen unseren Abschleppwagen, um den Koreaner zu einer Ladestation zu befördern. Somit bleibt als letztes Fahrzeug der Renault ZOE übrig. Nach 278 Kilometern erreichen wir Brouwersdam und blicken erleichtert aufs Meer. Zu diesem Zeitpunkt zeigt das Display des ZOE noch eine Restreichweite von 21 Kilometern an – genug, um noch zum beliebten Ferienort Renesse zu fahren, wo wir unser Nachtquartier aufschlagen wollen. Dort angekommen, ist dann auch die Batterie des Renault leergefahren. 302 Kilometer hat er zu diesem Zeitpunkt hinter sich. Am Ende des ereignisreichen Tests bleiben einige Erkenntnisse haften: Dass die Herstellerangaben – ähnlich wie die Verbrauchswerte von Verbrenner-Modellen – in der Praxis nicht einzuhalten sind, war klar. Dennoch überrascht, wie weit einige Testwagen unter der Werksangabe bleiben – mit Ausnahme des Hyundai. Überdies erschwert die Vielzahl an verschiedenen Stromanbietern, deren Apps teilweise nicht in den deutschen App-Stores verfügbar sind und die jeweils eine eigene Tankkarte anbieten, das Stromfassen jenseits von Autobahnen. Vor diesem Hintergrund freuen wir uns auf die Rückfahrt im Ford Mustang GT – und auf die Aussicht, endlich wieder so etwas Profanes tun zu können wie Benzin-Tanken. An einer normalen Tankstelle …

Fahrbericht Nissan Leaf (2017)
Neuer Nissan Leaf (2017): Erste Testfahrt Der neue Leaf startet durch

Technische DatenHyundai Ioniq ElektroNissan Leaf
MotorWechselstrom-Synchron, permanent erregtWechselstrom-Synchron, permanent erregt
Leistung120 PS109 PS
Maximales Drehmoment295 Nm255 Nm
BatterieLithium-Polymer, 28 kWhLithium-Ionen, 30 kWh
GetriebeKonstantübersetzungKonstantübersetzung
AntriebVorderradVorderrad
0-100 km/h9,9 s11,5 s
Höchstgeschwindigkeit165 km/h144 km/h
Leergewicht1475 kg1516 kg
Kofferraum455-1415 l370-911 l
L/B/H in mm4470/1820/14504445/1770/1550
Testverbrauch11,5 kWh/100 km15 kWh/100 km
Reichweite (Werksangabe)280 km250 km
Grundpreis33.300 Euro31.265 Euro
Technische DatenRenault ZOEVW e-Golf
MotorWechselstrom-Synchron, permanent erregtWechselstrom-Synchron, permanent erregt
Leistung92 PS136 PS
Maximales Drehmoment220 Nm290 Nm
BatterieLithium-Ionen, 41 kWhLithium-Ionen, 35,8 kWh
GetriebeKonstantübersetzungKonstantübersetzung
AntriebVorderradVorderrad
0-100 km/h13,2 s9,6 s
Höchstgeschwindigkeit135 km/h150 km/h
Leergewicht1480 kg1540 kg
Kofferraum338-1225 l341-1231 l
L/B/H in mm4085/1730/15624270/1799/1482
Testverbrauch13,3 kWh/100 km12,7 kWh/100 km
Reichweite (Werksangabe)400 km300 km
Grundpreis33.200 Euro35.900 Euro

 
Marcel Kühler Marcel Kühler
Unser Fazit

Von den vier gestarteten Fahrzeugen scha­fft es lediglich der Renault ZOE ans Ziel. Doch von seiner herstellerseitig angegebenen Reichweite – satte 400 Kilometer – ist der Franzose in der Praxis am Weitesten von allen Testkandidaten entfernt. Der heimliche Sieger des Reichweitentests ist deshalb der Hyundai Ioniq Elektro, der von den angegebenen 280 immerhin 267 km weit fährt.

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