VW Polo Facelift 2014 vs. Ford Fiesta und Renault Clio: Vergleich Kleine Stars unter sich
Kann der überarbeitete Polo die Konkurrenten Ford Fiesta und Renault Clio auf Distanz halten? Erster Vergleich der Kleinwagen mit Benzin-Motoren zwischen 90 und 100 PS
Eine Chromspange im Kühlergrill, LED-Doppelscheinwerfer für die Topversion, ein anderer Stoßfänger am Heck und neue Rückleuchten: Das sind die augenfälligsten Unterschiede des überarbeiteten VW Polo gegenüber seinem Vorgängermodell. Nichts Revolutionäres – jedenfalls von außen betrachtet. Aber der Schein trügt:
Neben der dezenten Design-Schärfung hat VW seinem Kleinwagen-Topseller eine ganze Reihe technischer Upgrades mitgegeben. Hier sind vor allem Assistenzsysteme wie die automatische Distanzregelung ACC, eine Multikollisionsbremse und eine Müdigkeitserkennung zu nennen sowie eine elektro-mechanische Lenkung.
VW Polo Facelift 2014: Erster Vergleich mit Clio und Fiesta
All das haben die ebenfalls erst kürzlich modernisierten Konkurrenten Ford Fiesta und Renault Clio nicht zu bieten. Für diesen ersten Vergleich treten sie jeweils mit Dreizylindermotoren an, der Fiesta 1.0 EcoBoost mit 100 PS, der Clio TCe 90 mit 90 PS. Im neuen VW Polo 1.2 TSI hingegen, ebenfalls mit 90 PS, arbeitet ein Vierzylinder.
Beim Verbrauch haben der Kölner und der Franzose einen kleinen Vorsprung mit Normwerten von je 4,3 Liter im Durchschnitt. Für den von uns gefahrenen Polo 1.2 TSI als Sondermodell Fresh gibt Volkswagen 4,7 Liter an. Wie der Ford verfügt der Polo über eine Direkteinspritzung. Gegenüber seinem Zweiventiler-Vorgänger wurde die Einbauposition des Vierventilers um 180 Grad gedreht.
Statt wie bislang per Steuerkette erfolgt der Ventiltrieb nun über einen Zahnriemen, der mindestens 240.000 Kilometer halten soll. Und der Abgaskrümmer ist neuerdings im Zylinderkopf integriert, wodurch der Motor schneller seine Betriebstemperatur erreicht, was wiederum Verbrauch und Emissionen senken soll. Im Herbst wird VW dann einen neuen Dreizylinder-Benziner mit 95 PS für den Polo anbieten – mit einem Normverbrauch von 4,1 Litern.
Im Innenraum fällt im neuen Polo zunächst das größere Lenkrad aus dem Golf auf. Die Frontscheibe steht im Vergleich zu der des Clio und vor allem des Fiesta weniger steil, was der Übersicht zugute kommt. Auch die Sicht nach hinten ist dank des klar geformten Hecks kein Problem. Im Fiesta hingegen schränkt eine kleine Scheibe den Blick ein, im Clio ist es die breite C-Säule. Das Raumgefühl vorn überzeugt in allen drei Kleinwagen, im Fiesta noch mehr als im Clio, weil dort das Armaturenbrett weiter in den Fußraum des Beifahrers ragt. Dafür gefällt das Design der Mittelkonsole im Renault:
Nur wenige Knöpfe und Tasten verteilen sich auf einem Bedienfeld, das wie ein großer Tablet elegant in der Mitte zu schweben scheint. Die Bedienung des Touchscreens funktioniert problemlos. Im Fiesta hingegen erfordern die zahlreichen Tasten Eingewöhnungszeit. Keine Überraschung bietet das bewährte Cockpit des Polo, das nun zwei Tasten mehr hat – und auf Wunsch einen Touchscreen mit Annäherungssensorik (Topnavi Discover Media).
Beeindruckend am Polo ist die Verarbeitungsqualität. Die aus einem Guss geschäumte Oberfläche des Armaturenbretts wirkt edel. Und selbst an verdeckten Stellen, etwa im Handschuhfach mit Brillenhalterung, fühlen sich die Materialien hochwertig an. Die Wettbewerber sind zwar auch ordentlich, aber im Detail weniger gut gebaut, wie ein Griff an die Entriegelung der Motorhaube des Fiesta und die billige Plastikabdeckung des Diagnosesteckers im Clio zeigen.
Bei einer ersten Ausfahrt präsentiert sich der Polo recht mitteilsam. Der kraftvolle Motor ist deutlich zu hören, der Zustand der Straße dank relativ straffer Auslegung des Fahrwerks klar einzuordnen. Dazu passen die Sportsitze des Fresh-Modells, die einen guten Seitenhalt bieten. Auf den montierten Dunlop Sport-Reifen in Verbindung mit dem kürzesten Radstand in diesem Vergleich wieselt der Polo flink um die Ecken.
Sehr wendig und präzise flitzt auch der Fiesta durch die Kurven. Sein Dreizylinder braucht dabei zwar höhere Drehzahlen, hört sich aber nie unangenehm laut an. Selbst bei Topspeed ist eine Unterhaltung problemlos möglich. Anders fährt man im Clio mit weichen Sitzen, komfortorientiertem Fahrwerk und Spritsparreifen. Kurze Stöße steckt er besser weg als Polo und Fiesta. Dafür kommt im Franzosen deutlich weniger Fahrfreude auf: Sein Motor geht phlegmatisch zu Werke, schnelle Kurven nimmt der Clio stark untersteuernd. In der Anschaffung liegt der 90-PS-Clio mit einem Basispreis von 14.400 Euro 1575 Euro unter dem Polo und immer noch 500 Euro unter dem Fiesta. Dennoch dürfte der Volkswagen auch künftig in diesem Segment den Ton angeben.
FAZIT
Mit modernen Assistenzsystemen baut der Polo den Vorsprung zur Konkurrenz weiter aus. Fiesta und Clio bleiben dennoch attraktive Alternativen. Sie sind günstiger in Verbrauch und Anschaffung. Motor und Fahrwerk des Ford sind top, der Renault gefällt mit hohem Fahrkomfort.
TECHNISCHE DATEN | |||
VW Polo 1.2 TSI BlueMotion Tec. |
Ford Fiesta 1.0 EcoBoost |
Renault Clio TCe 90 Start & Stop 99g |
|
Motor | 4-Zylinder, 4-Ventiler, Turbo, Direkteinspritzung |
3-Zylinder, 4-Ventiler, Turbo, Direkteinspritzung |
3-Zylinder, 4-Ventiler, Turbo |
Hubraum | 1197 cm3 | 998 cm3 | 898 cm3 |
Leistung | 66 kW/90 PS bei 4800/min | 74 kW/100 PS bei 6000/min | 66 kW/90 PS bei 5250/min |
Max. Drehmoment | 160 Nm bei 1400 – 4000/min | 170 Nm bei 1400 – 4000/min | 135 Nm bei 2500/min |
Getriebe | 5-Gang, manuell | 5-Gang, manuell | 5-Gang, manuell |
Antrieb | Vorderrad | Vorderrad | Vorderrad |
L/B/H | 3972/1682/1759 mm | 3696/1787/1433 mm | 4063/1732/1448 mm |
Radstand | 2470 mm | 2489 mm | 2589 mm |
Leergewicht | 1107 kg | 1091 kg | 1084 kg |
Kofferraum | 280 – 952 l | 281 – 979 l | 300 – 1146 l |
Fahrleistungen1 | 0-100 km/h in 10,8 s | 0-100 km/h in 11,2 s | 0-100 km/h in 13,0 s |
Höchstgeschwindigkeit1 | 184 km/h | 180 km/h | 185 km/h |
EU-Verbrauch1 | 4,7 l S/100 km | 4,3 l S/100 km | 4,3 l S/100 km |
CO2-Ausstoß1 | 107 g/km | 99 g/km | 99 g/km |
Grundpreis | 15.975 € | 14.900 € | 14.400 € |
Gerrit Reichel