Test: BMW 520d gegen Mercedes E 220 CDI BMW 520d und Mercedes E 220 CDI
Auch mit kleinem Vierzylinder-Diesel soll die erfolgreich gestartete, neue BMW 5er-Generation die Nase vorn behalten
Der beliebteste Antrieb in der Oberklasse ist ein Diesel – vorzugsweise mit drei Liter Hubraum und deutlich mehr als 200 PS. Und das nicht nur wegen der souveränen Art, wie die großvolumigen Selbstzünder ihre Kraft bei moderaten Verbräuchen von der Kurbelwelle lassen, sondern natürlich auch wegen des Images. Wer aber auf das Typenschild auf der Heckklappe verzichten kann, fährt auch eine Leistungsklasse tiefer erstaunlich entspannt von Termin zu Termin. Wir stellen den neuen BMW 520d mit 184 PS gegen den Mercedes E 220 CDI mit 170 PS.
Karosserie
Beim 5er hat ein fehlendes Typenschild nicht selten die Folge, dass der nicht so autoaffine Nachbar ihn für einen 7er hält. Der 5er-BMW ist seinem großen Kollegen wie aus dem Gesicht geschnitten. Und die Ähnlichkeit setzt sich auch im Innenraum fort. Die Formensprache ist identisch, die Anordnung sämtlicher Tasten und die Gestaltung der Bedienfelder sind nur vom Fachmann auf den ersten Blick zu unterscheiden.
Auch fehlt es dem 5er-Piloten werder an Kopf-, Knie- oder Ellbogenfreiheit. Hinten gibt es ebenfalls keinen Mangel an Bewegungsfreiheit, wenngleich hier der Unterschied zur Luxusklasse schon deutlicher wird.
Zwar geht die E-Klasse optisch nicht als kleine S-Klasse durch, aber auch im kantigen Schwaben herrscht kein Platzmangel. Der Mercedes ist jedoch etwas schmaler als der stämmige Bayer, bietet aber zum Ausgleich mehr Luft über dem Scheitel und die größeren Einstellbereiche der Sitze. Der Schwabe spielt seine Trümpfe erst bei der Sicherheitsausstattung aus. „Geht nicht“ gibt es bei Mercedes nicht. Zwar lässt der 5er hier auch kaum etwas aus. Allerdings kann man weder Airbags für den seitlichen Fond oder den Knieraum des Fahrers ordern, noch verfügt BMW derzeit über ein ähnliches Unfallfrüherkennungssystem wie Mercedes’ Presafe.
Bei der Verarbeitung herrscht Einigkeit – extrem steife Karosserien, saubere Verarbeitung und hochwertige Materialien.
Karosserie | Max. Punkte | BMW 520d | Mercedes E 220 CDI |
---|---|---|---|
Raumangebot vorn | 100 | 88 | 88 |
Raumangebot hinten | 100 | 90 | 88 |
Übersichtlichkeit | 70 | 37 | 39 |
Bedienung/ Funktion | 100 | 83 | 80 |
Kofferraumvolumen | 100 | 43 | 46 |
Variabilität | 100 | 13 | 13 |
Zuladung/ Anhängelast | 80 | 40 | 43 |
Sicherheit | 150 | 109 | 124 |
Qualität/ Verarbeitung | 200 | 189 | 189 |
Kapitelbewertung | 1000 | 692 | 710 |
Fahrkomfort
Dass ein Mercedes auch ohne Luftfederfahrwerk einen gehobenen Federungskomfort bietet, zeigt der E 220 CDI. Fein abgestimmt tariert er kleinste Unebenheiten gekonnt aus. Die für einen Mercedes straff geratene Abstimmung löst dabei eher Wohl- als Unbehagen aus. Hinzu kommt noch, dass er sogar mit gut 500 Kilogramm an Bord selbst auf sehr ausgefahrenen Pisten nicht aus dem Tritt kommt.
Der 520d-Testwagen reagiert eine Spur feiner auf Unebenheiten. Nicht zuletzt deshalb, weil er einstellbare Dämpfer (DDC, 1300 Euro) an Bord hat. Allerdings können die nicht verhindern, dass der BMW 5er unter Last stärker in die Knie geht als die E-Klasse. Hervorragend sind die Sitze der beiden Limousinen. Die exzellent konturierte Lehne mit ihren vielfachen Einstellmöglichkeiten im BMW unterstützt den Rücken des Fahrers aber eine Spur besser.
Zurückhaltung üben beide Oberklasse- Limousinen bei der Geräuschentwicklung. Die Unterschiede liegen nicht in der Lautstärke, sondern im Klangbild. Und da punktet der BMW mit dem weicheren Verbrennungsgeräusch seines Vierzylinder-Diesels.
Fahrkomfort | Max. Punkte | BMW 520d | Mercedes E 220 CDI |
---|---|---|---|
Sitzkomfort vorn | 150 | 132 | 128 |
Sitzkomfort hinten | 100 | 85 | 81 |
Ergonomie | 150 | 121 | 121 |
Innengeräusche | 50 | 36 | 40 |
Geräuscheindruck | 100 | 79 | 77 |
Klimatisierung | 50 | 43 | 43 |
Federung leer | 200 | 159 | 157 |
Federung beladen | 200 | 151 | 154 |
Kapitelbewertung | 1000 | 806 | 801 |
Motor und Getriebe
Für den neuen 520d hat BMW die Leistung des kleinen Diesels nochmal auf 184 PS gesteigert. Es ist erstaunlich, wie kraftvoll der Motor die schwere Karosse in Bewegung setzt. Keine Spur von einem lethargischen Antritt oder kräftezehrenden Erklimmen hoher Drehzahlen. Der Zweiliter-Diesel kommt satt von unten heraus und dreht locker bis an die 5000er- Marke. Von Untermotorisierung kann man trotz 1,7 Tonnen Gewicht hier nicht sprechen. Das gilt im gleichen Maße für den Triebsatz des Mercedes. Zwar hat er etwas weniger Leistung, drückt aber früher mehr Drehmoment durch den Antriebsstrang. Das Resultat: Der BMW gewinnt den Sprint, der Mercedes wiederum entscheidet den Antritt im fünften Gang zwischen 60 und 100 km/h für sich.
Geizige Einigkeit herrscht bei beiden Dieseln an der Zapfsäule: Nur knappe 6,5 Liter zerstäuben sie auf 100 Kilometer Teststrecke. Schade aber, dass der 80-Liter-Tank für den Mercedes 119 Euro Aufpreis kostet. Ab Werk bunkert der Mercedes-Diesel nur knappe 59 Liter Kraftstoff.
Motor und Getriebe | Max. Punkte | BMW 520d | Mercedes E 220 CDI |
---|---|---|---|
Beschleunigung | 150 | 113 | 110 |
Elastizität | 100 | 75 | 78 |
Höchstgeschwindigkeit | 150 | 73 | 76 |
Getriebeabstufung | 100 | 80 | 78 |
Kraftentfaltung | 50 | 33 | 33 |
Laufkultur | 100 | 77 | 73 |
Verbrauch | 325 | 258 | 258 |
Reichweite | 25 | 22 | 22 |
Kapitelbewertung | 1000 | 731 | 728 |
Fahrdynamik
Sicherheit steht im Vordergrund der beiden Oberklasse-Modelle. Und genau diesen Anspruch erfüllen sie mit fein abgestimmten Regelprogrammen, die den Grenzbereich sichern, aber die Fahrfreude nicht einengen. Es gibt keine wilden Leistungsausbrüche, die das Heck plötzlich wegschlingern lassen. Dennoch ist der BMW mehr Fahrerauto als der Mercedes. Seine Lenkung arbeitet ein Quäntchen präziser und exakter, seine Bremsen sprechen sensibler an und verzögern den Münchner effektiver. Die Fahrdynamik ist eben BMW-Hoheitsgebiet.
Fahrdynamik | Max. Punkte | BMW 520d | Mercedes E 220 CDI |
---|---|---|---|
Handling | 150 | 62 | 56 |
Slalom | 100 | 60 | 50 |
Lenkung | 100 | 89 | 84 |
Geradeauslauf | 50 | 45 | 45 |
Bremsdosierung | 30 | 21 | 18 |
Bremsweg kalt | 150 | 94 | 78 |
Bremsweg warm | 150 | 81 | 78 |
Traktion | 100 | 44 | 41 |
Fahrsicherheit | 150 | 125 | 130 |
Wendekreis | 20 | 8 | 13 |
Kapitelbewertung | 1000 | 629 | 593 |
Umwelt und Kosten
Überraschung: Der Mercedes gewinnt ganz knapp das Kostenkapitel. Den höheren Grundpreis relativiert der Schwabe mit hoher Wertstabilität und den besseren Garantieleistungen. Die bayrischen Automobilbauer belassen es im Vergleich zu der 30-jährigen Mobilitätsgarantie bei nur fünf Jahren und schenken damit dem Stuttgarter wertvolle Punkte.
Kosten/Umwelt | Max. Punkte | BMW 520d | Mercedes E 220 CDI |
---|---|---|---|
Bewerteter Preis | 675 | 145 | 137 |
Wertverlust | 50 | 13 | 15 |
Ausstattung | 25 | 15 | 15 |
Multimedia | 50 | ||
Garantie/Gewährleistung | 50 | 20 | 28 |
Werkstattkosten | 20 | 15 | 14 |
Steuer | 10 | 8 | 8 |
Versicherung | 40 | 27 | 27 |
Kraftstoff | 55 | 42 | 42 |
Emissionswerte | 25 | 87 | 87 |
Kapitelbewertung | 1000 | 372 | 373 |
Fazit
Auch als 520d hat der neue 5er von BMW knapp die Nase vorn. Komfortabel, spritzig und trotz seines hohen Gewichts ausgesprochen agil, nimmt der Bayer dem ausgewogenen Schwaben so die entscheidenden Punkte ab. Dennoch: Auch der Mercedes E 220 CDI überzeugt. Sehr sicheres Fahrverhalten und eine im Augenblick unschlagbare Sicherheitsausstattung sprechen für die kantige Oberklasse aus Stuttgart.
Gesamtbewertung
Max. Punkte | BMW 520d | Mercedes E 220 CDI | |
---|---|---|---|
Summe | 5000 | 3230 | 3205 |
Platzierung | 1 | 2 |