close
Schön, dass du auf unserer Seite bist! Wir wollen dir auch weiterhin beste Unterhaltung und tollen Service bieten.
Danke, dass du uns dabei unterstützt. Dafür musst du nur für www.autozeitung.de deinen Ad-Blocker deaktivieren.
Geht auch ganz einfach:

Neuheiten Audi gegen Porsche Neuheiten Audi gegen Porsche

Das Duell zwischen Audi und Porsche erhält zunehmend Zündstoff. Mit neuen Sportlern wildern die Ingolstädter im Revier der Zuffenhausener, denen bald der VW-Konzern gehört – ihr geheimer Clou ist ein kompakter Mittelmotor- Sportler unterhalb der TT-Reihe
 

Der aktuellen Zoff zwischen der Porsche- und der Piëch-Fraktion über Machtverhältnisse, Führungsstile und Kompetenzen im künftigen von Porsche beherrschten Automobilgroßreich, zu dem ja nun der komplette VW-Konzern gehört, macht viel Wirbel, dürfte sich aber demnächst erledigen – spätestens, wenn VW-Konzernchef Martin Winterkorn (vielleicht nebst einem Vertreter des künftigen VW-Lkw-Imperiums) in den Supervorstand der obendrauf thronenden Porsche-Automobilholding SE einzieht. Und die zerstrittenen Betriebsräte von Porsche und VW werden sich schon einigen, wer mit wie vielen Stimmen wo mitspielt.

Spannender ist, dass es bei aktuellen und neuen Automodellen innerhalb der künftigen automobilen Großfamilie immer mehr direkte Duelle gibt. Zum Beispiel zwischen der neusportlichen VW-Konzerntochter Audi und dem avisierten Konzernbesitzer Porsche, dem klassischen Sportwagenhersteller.

Denn die Ingolstädter, die in punkto Image auf dem Höhenflug sind, rüsten bei den Fahrleistungen in allen Modellreihen auf – und planen gleich in mehreren Klassen neue Sportmodelle, die den Zuffenhausenern in die Parade fahren. Andererseits gibt es für Porsche lukrative technische Goldgruben im Audi-Portfolio. Neugierig? Wir verraten Ihnen die Modellpläne von Audi und Porsche bis 2012.

Den besten Zündstoff und einen neuen Technik-Aufmarsch gibt es demnächst bei den kompakteren Sportlern beider Seiten. Denn Audi verschärft den Angriff auf Porsches Einstiegsmodelle Boxster und Cayman. Dabei sitzen die Ingolstädter mit den 2+2-sitzigen TT-Modellen den Mittelmotor-Schwaben längst im Nacken, wie ein Blick auf die Daten zeigt. Schon die normalen 3,2-Liter-Sechszylinder von TT Coupé und Cabrio mobilisieren bis zu 250 PS – fünf PS mehr als die Boxster- und Cayman-Basismodelle.

Audi offeriert dazu noch einen permanenten Allradantrieb, ganz zu schweigen von den neuen, 272 PS starken, sportlich aufgemotzten TTS-Varianten, die mit 45000 Euro (Coupé) – was für ein Zufall – genau auf dem Boxster-Basispreis liegen. Demnächst gesellt sich noch der TT Clubsport hinzu – eine rustikale, offene TT-Version im Speedster-Look, die im Sommer 2009 in limitierter Serie startet: aufgeladener Zweiliter-TSI mit 300 PS, Doppelkupplungsgetriebe und Allradantrieb.

Dann noch der extreme Beißer TT RS: Er startet im Oktober nächsten Jahres – in Anlehnung an legendäre Audi-Coupé-Traditionen mit einem Reihenfünfzylinderturbo und rund 330 PS. Die technische Basis liefert der fünfzylindrige Saugmotor der US-Version des VW Jetta (2,5 Liter, 170 PS).

Neben den scharfen TT plant Audi noch einen richtigen Knaller. Obergeheim. Auf Basis des neuen Mittelmotorbaukastens des VW-Konzerns, der zur Los Angeles Autoshow in Form eines VW-Coupés seine Weltpremiere hat, entwerfen die Ingolstädter derzeit eine neue, kleine Mittelmotor-Baureihe unterhalb der TT-Modelle. Die knackigen Leichtbau-Zweisitzer (Aluminium ist eine Option), die man sich bei Audi geschlossen und offen (mit Stoffmütze) vorstellen könnte, sollen, so ein Techniker, „neue Dimensionen der Fahrdynamik“ bieten. Dazu ein aufregendes Design.

Die Motoren: einfach und doppelt aufgeladene, sehr sparsame TSI-Vierzylinder mit 1,4 und 1,8 Liter Hubraum, 125 bis 200 PS, Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, adaptivem Sportfahrwerk. Noch fehlt das Okay vom Vorstand, und natürlich würden sich die neuen Spaß-Sportler vor allem gegen BMW und Mercedes richten, die Ähnliches noch nicht im Kasten haben.

Porsche ist gewarnt und gewappnet, denn Cayman und Boxster  werden zum Februar nächsten Jahres kräftig aufgerüstet. Erstens mit einer cleveren Design-Evolution: neue Scheinwerfer und Luft-einlässe, neuer Heckabschluss mit LED-Leuchten. Zweitens mit stärkeren Boxer-Motoren, Doppelkupplungsgetriebe und neuen Luxus-Ausstattungen. Zu den Motoren: Beim offenen Boxster wächst der Hubraum des Sechszylinders von 2,7 auf 2,9 Liter, die Leistung von 245 auf 255 PS, die Spitze von 258 auf 262 km/h.

Null auf Hundert? 6,0 statt 6,1 Sekunden. Mit dem neuen Porsche-Doppelkupplungsgetriebe (PDK) und dem Sport-Chrono-Plus-Paket (inklusive Launch Control) geht’s noch fixer: 5,8 s. Boxster S: Der 3,4-Liter bekommt Benzin-Direkteinspritzung, die Leistung steigt von 295 auf 310 PS, die Spitze von 272 auf 174 km/h. Mit PDK-Getriebe geht es in 5,0 s auf 100 km/h, der Verbrauch sinkt um über zehn Prozent.

Ähnliches beim Coupé Cayman: Der 2,9-Liter hat hier dann 265 PS und 262 km/h Topspeed (vorher 258). Und der neue 3,4-Liter-Direkteinspritzer des Cayman S erstarkt auf 320 PS (277 km/h), mit PDK ist er in 5,0 s auf Hundert (vorher 5,4). Gegen Aufpreis gibt es für beide Modelle ein Differenzial mit begrenztem Schlupf, das Traktion und Fahrstabilität optimieren soll.

Übrigens: Die ganz neue Cayman/Boxster-Generation startet schon zum Jahreswechsel 2011/2012. Das technische Grundgerüst steht bereits, Synergien zur VW-Audi-Mittelmotortechnik wären also erst für die übernächste Generation möglich.

Feuer aus Ingolstadt begleitet auch den Start des Porsche Panamera im September 2009. Das gut fünf Meter lange, viersitzige und viertürige Sportcoupé, dessen Karosserie im Porsche-Werk Leipzig komplettiert wird (die Rohkarossen kommen aus dem VW-Werk Hannover), hat Benzin-Direkteinspritzer mit rund 300, rund 420 und rund 500 PS: 3,6-Liter-V6 und 4,8-Liter-V8, letzterer auch als Biturbo. 2011 folgt der Hybrid-Panamera mit 34-kW-Elektromotor und einem bei Audi entwickelten Dreiliter-V6-Turbo mit etwa 330 PS.

Und bei Porsche ist man sicher, dass der Viertürer ein Erfolg wird. Finanzchef Holger Härter berichtet von „außergewöhnlich positiver Kundenresonanz bei Testvorführungen“, Entwicklungschef Wolfgang Dürheimer sieht die große Marktlücke für solvente Kunden, die Platz brauchen, „aber kein SUV-Modell wie den Cayenne wollen“.

Doch aus der Audi-Ecke kommen Alternativen. Den extrem sportlichen Gegenentwurf zum Panamera liefert die italienische Audi-Tochter Lamborghini mit der viertürigen Supersport-Limousine Estoque. Wir rechnen mit einem Produktionsbeginn spätestens 2012.

Audi selbst startet im Frühjahr 2010 das große, viertürige Sportcoupé A7, dass bereits die modulare Längsplattform des A6-Nachfolgers nutzt: schickes Dynamikdesign, kurze Überhänge, große Heckklappe, Power-Motoren, darunter der V6-Kompressor mit hier bis zu 350 PS. Womöglich ist dann schon der neue, noch geheime V6-Hightech-Doppelturbo (HSI, die Turbos im V-Raum zwischen den Zylinderbänken) von Audi einsatzbereit – mit klar höherer Leistung und niedrigem Verbrauch. Mit Common-Rail-Dieseln darf auf jeden Fall gerechnet werden: 3.0 V6 mit rund 250 PS und 4.2 V8 mit etwa 330 PS.

Auch bei den Offroadern knistert es zwischen Porsche und Audi. Hier hat Porsche bessere Karten. Denn während der große Audi Q7, dessen Absatzzahlen eingebrochen sind, 2009 erst mal nur ein Facelift bekommt und dann noch fast drei Jahre (ohne Hybridversion) durchhalten muss, startet im Mai 2010 bereits der neue Cayenne – schlanker, sportlicher, stärker, vier Zentimeter länger, zwei niedriger.

Die 4,8-Liter-V8 erhalten einen Zuschlag von zehn bis 20 PS und erstarken so von 385 auf rund 400, von 405 auf gut 420 PS (GTS). Basisbenziner des Cayenne, der keine dritte Sitzreihe bekommt, wird ein neuer, rund 330 PS starker Dreiliter-V6-Turbo aus dem VW-Konzern, der dann auch im sofort verfügbaren Hybridmodell (mit 34-kW-Elektromotor) arbeitet. Erstmals gibt es einen Diesel. Den Sechszylinder liefert Audi: rund 250 PS, gut für 215 km/h. Apropos Audi: Der Q7 erhält mit dem Facelift auch Zuwachs bei den Motoren. In der Diskussion sind der V6-Kompressor und als neuer, sparsamer Basisdiesel der 2,7-Liter-TDI mit rund 200 PS.

Eine Klasse tiefer dürfte Porsche mit Audi nach 2012 gleichziehen. Noch gibt es kein grünes Licht von Porsche-Chef Wendelin Wiedeking, doch die Zuffenhausener wollen, sobald sie richtig Herr im VW-Konzern sind, auf der feinen technischen Modulbasis des neuen Audi Q5 unterhalb des Cayenne ein kompakteres Sport-SUV bauen. Entwicklungschef  Dürheimer: „Etwas unter dem Cayenne anzusiedeln, ist für uns eine Option, und ich möchte nicht verneinen, dass der Q5 eine interessante Plattform wäre – in der Planung ist aber noch nichts.“

Angesichts des klaren Trends zu kleineren Autos könnte sich das schnell ändern. Der „Baby-Cayenne“ wäre dann 4,65 Meter lang, 1,90 Meter breit und 1,65 Meter hoch. Auch bei den Motoren könnte sich Porsche beim Q5 bedienen: Verfügbar und per Werkstuning aufrüstbar wären zum Beispiel ein 3,2-Liter-FSI mit 270 PS und der Dreiliter-TDI mit 240 PS. Dazu eine adaptive Dämpferregelung und die Dynamiklenkung, die mit dezenten Eingriffen alle Notfälle im fahrerischen Grenzbereich entschärft.

Natürlich würde Porsche den Q5 noch sportlicher anspitzen – und den Preis anziehen. Wir spekulieren mal mit einem Einstieg bei gut 45000 Euro. Andererseits wird Audi im Q5-Programm noch nachlegen und zum Beispiel auch hier den Dreiliter-V6-Kompressormotor mit über 300 PS ins Gefecht werfen.

Auch bei den Prestigemodellen kommen sich Audi und Porsche bedrohlich nahe. Denn Audi macht den Supersportler R8, ohnehin der Imagefeger der Marke, für die internationale Liga fit. Den Anfang markiert die über 500 PS starke, 320 km/h schnelle Zehnzylinderversion, die im Januar auf der US-Autoshow in Detroit ihre Premiere hat und schon im März bei den Händlern ist. War der normale R8 mit 420 PS bisher eine Alternative zum 425 PS starken Porsche GT3, kann der Zehnzylinder locker im Revier des Porsche Turbo (480 PS) oder sogar des 189496 Euro teuren 530-PS-GT2 wildern.

Auf der Frankfurter IAA im September 2009 zeigt Audi dann mit dem R8 Roadster den Gegenentwurf zu den offenen 911ern – der Verkauf des Stoffverdeck-Zweisitzers beginnt noch zum Jahresende 2009. Und der 500 PS starke V12-Diesel-Biturbohammer des R8 ist auch in Sichtweite – die
Ingolstädter arbeiten an einem Super-Doppelkupplungsgetriebe, das die 1000 Newtonmeter Drehmoment des Sechsliters verkraftet. Natürlich wird dieses Getriebe später auch in anderen VW-Konzernautos auftauchen, zum Beispiel bei Bentley oder Lamborghini.
Wolfgang Eschment

AUTO ZEITUNG

Copyright 2024 autozeitung.de. All rights reserved.