Kompakte SUV von BMW, Mitsubishi, Toyota und VW im Vergleichstest BMW X1, Mitsubishi ASX, Toyota RAV4, VW Tiguan
Der Markt für günstige Einstiegs-SUV ohne Allradantrieb wächst. Mit neuem Dieselmotor und allerlei Spritspartechnik will es jetzt der Mitsubishi ASX den Konkurrenten BMW X1, VW Tiguan und Toyota RAV 4 zeigen
Mitsubishi setzt mit dem ASX auf Angriff – nicht nur der offensiv gestaltete, große Kühlergrill, sondern vor allem der neue Sparmotor soll die Kunden begeistern. Der Vierzylinder ist 1,8 Liter groß, 150 PS stark und soll – unterstützt von Start-Stopp-System und Bremsenergie-Rückgewinnung – geizig beim Verbrauch sein. Aber die Gegner sind gerüstet: Auch der BMW X1 sDrive18d (143 PS) und der VW Tiguan 2.0 TDI BlueMotion Technology (140 PS) gehen mit Start-Stopp-Funktion an den Start. Der optisch überarbeitete Toyota RAV4 hat mit 2,2 Liter Hubraum die größte Maschine (150 PS) unter der Haube.
Karosserie
Die Karosserie-Form des VW Tiguan lässt es erahnen: Er bietet seinen Passagieren den meisten Platz. Hinten und vorn sind Kopf- und Ellenbogenfreiheit sogar für Großgewachsene optimal. Auch im subjektiv etwas enger geschnittenen BMW sitzt man vorn ordentlich. Hinten passt zwar der Abstand zum Dachhimmel, die Kniefreiheit ist aber nicht sehr üppig. Letztere stimmt im Mitsubishi, dafür ist die Kopffreiheit im Fond eingeschränkt. Vorn jedoch gibt es im neuen Japaner kaum etwas zu mäkeln. Auch der Toyota fällt nicht negativ auf. Sein Fond ist in der Breite aber schmaler geschnitten. Stehen die Fondlehnen senkrecht, bietet der RAV4-Kofferraum 450 Liter Stauraum, der VW schluckt 20 Liter mehr. Beim Maximalvolumen hat allerdings der Toyota die Nase mit 1752 Liter vorn (Tiguan: 1510 Liter). X1 (420 bis 1350 Liter und ASX (419 bis 1219 Liter) sind hier weit abgeschlagen.
Die Rundumsicht ist im Mitsubishi ebenfalls mäßig. Nach vorn kann man seine Maße gut einschätzen, zur Seite jedoch ist die Übersicht wegen der kleinen hinteren Seitenfenster eingeschränkt. Außerdem behindern die im Vergleich kleine Heckscheibe und die nicht versenkbaren Kopfstützen den Blick nach hinten. Das klappt im Tiguan besser, denn die rundum großen Fenster erleichtern das Abschätzen seiner Maße. Der BMW X1 verliert etwas durch das kleine Heckfenster und die hohen Fond-Kopfstützen. Die sind im Toyota versenkbar, und das Glas in der Kofferraumklappe ist erfreulich breit. In Sachen Benutzerfreundlichkeit sind die durchdacht gestalteten Deutschen nicht zu toppen, aber auch die Bedienung im neuen Mitsubishi ASX gelingt leicht. Im Toyota fallen das nicht sofort verständliche Navisystem und die Klimaeinstellung ohne praktische Drehregler negativ auf.
Karosserie | Max. Punkte | VW Tiguan 2.0 TDI BlueMotion Technology | BMW X1 sDrive18d | Mitsubishi ASX 1.8 DI-D 2WD | Toyota RAV4 2.2 D-4D 2WD |
---|---|---|---|---|---|
Raumangebot vorn | 100 | 73 | 70 | 71 | 68 |
Raumangebot hinten | 100 | 67 | 62 | 63 | 64 |
Übersichtlichkeit | 70 | 53 | 47 | 46 | 48 |
Bedienung/ Funktion | 100 | 90 | 89 | 87 | 85 |
Kofferraumvolumen | 100 | 47 | 39 | 37 | 48 |
Variabilität | 100 | 35 | 50 | 48 | 48 |
Zuladung/ Anhängelast | 80 | 40 | 37 | 40 | 45 |
Sicherheit | 150 | 88 | 94 | 77 | 74 |
Qualität/ Verarbeitung | 200 | 175 | 165 | 158 | 161 |
Kapitelbewertung | 1000 | 668 | 653 | 627 | 641 |
Fahrkomfort
Für Käufer kompakter SUV ist vor allem die hohe, aufrechte Sitzposition wichtig, die ein bequemes Ein- und Aussteigen ermöglicht. Diese lässt nur der BMW etwas vermissen. Der Rest des Testfelds glänzt hier vorn wie hinten.
Schon auf den ersten Metern im Mitsubishi fällt das dominante Turbopfeifen des Dieselmotors auf. Was sportlichen Fahrern auf Anhieb gefallen dürfte, stört auf Dauer aber den Komfort und wird bei geöffnetem Fenster schnell lästig. Bei den Konkurrenten von VW und Toyota ist das Geräuschniveau niedriger. Gut gedämmt präsentiert sich der BMW X1. Hier dringen selbst die sonst so dröhnenden Abrollgeräusche auf Kopfsteinpfl aster kaum zu den Insassen durch. Erstaunlich, ist sein Fahrwerk doch das straffste im Vergleich.
In Sachen Federung ist man mit dem komfortabel ausgelegten ASX gut bedient. Erst im direkten Vergleich mit der deutschen Konkurrenz treten kleinere Schwächen ans Tageslicht. So kann der Japaner starke Impulse, wie sie beim Überfahren von Gullideckeln oder Bahngleisen auftreten, nur sehr schwer ausbügeln. Hin und wieder poltert er mit der eingefederten Hinterachse. Auch das längere Nachschaukeln nach dem Ausfedern könnte empfi ndliche Passagiere stören.
Ähnlich verhält sich der Toyota RAV4 auf schlechter Piste. Trotz seiner eher straffen Fahrwerksauslegung erreicht er nicht die Gelassenheit des BMW. Allerdings machen sich die begrenzten Federwege des X1 bei maximaler Beladung schnell bemerkbar. König in dieser Disziplin ist der VW Tiguan. Er zeigt, dass sich Sportlichkeit und Komfort nicht ausschließen müssen. Vor allem dann nicht, wenn die adaptive Stoßdämpferregelung DCC an Bord ist (Aufpreis: 1055 Euro). In der Comfort- Stellung bringt den Wolfsburger so kein Schlagloch und keine noch so derbe Welle aus dem Konzept. Durchschlagen oder Aufschaukeln? Fehlanzeige. So muss sich ein Fahrwerk anfühlen.
Fahrkomfort | Max. Punkte | VW Tiguan 2.0 TDI BlueMotion Technology | BMW X1 sDrive18d | Mitsubishi ASX 1.8 DI-D 2WD | Toyota RAV4 2.2 D-4D 2WD |
---|---|---|---|---|---|
Sitzkomfort vorn | 150 | 120 | 122 | 98 | 100 |
Sitzkomfort hinten | 100 | 74 | 70 | 66 | 68 |
Ergonomie | 150 | 132 | 130 | 124 | 125 |
Innengeräusche | 50 | 32 | 28 | 29 | 27 |
Geräuscheindruck | 100 | 66 | 68 | 55 | 58 |
Klimatisierung | 50 | 32 | 32 | 29 | 35 |
Federung leer | 200 | 145 | 140 | 130 | 132 |
Federung beladen | 200 | 145 | 136 | 128 | 130 |
Kapitelbewertung | 1000 | 746 | 726 | 659 | 675 |
Motor und Getriebe
Die Qualitäten des von Mitsubishi selbst entwickelten 1,8-Liter-Selbstzünders sind überraschend. Zwar muss der brummige Vierzylinder mit seiner etwas unharmonischen Kraftentfaltung und der mäßigen Laufkultur Federn lassen, dennoch ist er stark und zugleich sehr sparsam. Ventilhub sowie Steuerzeiten des 1.8 Di-D sind – und das ist neu für einen Selbstzünder – auf der Einlassseite variabel. In erster Linie soll diese Technik den Spritkonsum senken, was sie offensichtlich auch schafft: 5,6 Liter Diesel benötigt der Vierventiler auf 100 km im Test, nur einen Hauch mehr als der EU-Mix verspricht. Wer es darauf anlegt, schafft mit einer Tankfüllung mehr als 1100 Kilometer ohne Halt. Unterstützt wird der Motor durch eine primär im Schubbetrieb ladende Lichtmaschine und Leichtlaufreifen. Der ASX überzeugt zudem mit einer schnellen Beschleunigung und der besten Elastizität im Test. Weniger erfreulich ist seine etwas gefühllose Schaltung.
Dicht am Heck des Mitsubishi kleben BMW und VW, deren zwei Liter große Diesel ebenfalls mit Start-Stopp-Systemen ausgestattet sind. Besonders der fahraktive Bayer erfreut mit sehr harmonischer Kraftentfaltung und hoher Laufkultur. Allerdings hat er mit einer leichten Anfahrschwäche zu kämpfen. Der Tiguan setzt mit seinem sehr einfach zu schaltenden Getriebe die Bestmarke, die Gänge sind jedoch lang übersetzt, was sich auf die Elastizität auswirkt. Sein Verbrauch ist nur einen halben Liter höher als der des Mitsubishi, sodass die Strecke von Köln nach Hamburg und zurück ohne Stopp zu schaffen ist.
Der Toyota kann hier nicht mithalten. Nur beim Sprint aus dem Stand auf 100 km/h liegt er ganz knapp vorn. Auf unserer Verbrauchs-Normrunde muss der durchzugsstarke, aber in die Jahre gekommene, 2,2 Liter große Toyota-Diesel jedoch Federn lassen. Er schluckt gut einen Liter mehr als BMW X1 und VW Tiguan, und der Abstand zum Sparfuchs Mitsubishi ASX beträgt fast zwei Liter.
Motor und Getriebe | Max. Punkte | VW Tiguan 2.0 TDI BlueMotion Technology | BMW X1 sDrive18d | Mitsubishi ASX 1.8 DI-D 2WD | Toyota RAV4 2.2 D-4D 2WD |
---|---|---|---|---|---|
Beschleunigung | 150 | 99 | 103 | 103 | 104 |
Elastizität | 100 | 67 | 70 | 79 | 76 |
Höchstgeschwindigkeit | 150 | 47 | 53 | 53 | 46 |
Getriebeabstufung | 100 | 85 | 84 | 75 | 75 |
Kraftentfaltung | 50 | 34 | 34 | 28 | 30 |
Laufkultur | 100 | 68 | 69 | 64 | 66 |
Verbrauch | 325 | 266 | 262 | 275 | 241 |
Reichweite | 25 | 21 | 19 | 23 | 15 |
Kapitelbewertung | 1000 | 687 | 694 | 700 | 653 |
Fahrdynamik
Auch auf dem Handlingkurs macht der sicher untersteuernd ausgelegte Toyota nicht die beste Figur. Zwar rettet er sich in der absoluten Zeit knapp vor den Mitsubishi, und auch die Slalomgasse durcheilt er schneller als sein Landsmann, doch schafft er es in keiner Disziplin, den Dynamikern X1 und Tiguan auch nur annähernd gefährlich zu werden. Der im Grenzbereich ebenfalls stark untersteuernde ASX kämpft zudem mit seinem vehement einsetzenden Drehmoment. Beim Beschleunigen mit leicht eingeschlagenen Rädern fehlt ihm die Haftung an der Vorderachse. Besonders auffällig sind aber seine mit Abstand längsten Bremswege in diesem Vergleich (kalt 40,2, warm 40,8 Meter). Der X1 markiert in diesen Disziplinen Bestwerte und streicht satte 103 Punkte mehr ein als das Schlusslicht ASX. Der kann in diesem Kapitel lediglich mit einem guten Wendekreis überzeugen.
Der Tiguan behauptet sich mit sehr soliden Werten, wedelt dem X1 im Slalom nur knapp hinterher und erfreut mit guter Traktion sowie einer angenehm direkten Lenkung.
Fahrdynamik | Max. Punkte | VW Tiguan 2.0 TDI BlueMotion Technology | BMW X1 sDrive18d | Mitsubishi ASX 1.8 DI-D 2WD | Toyota RAV4 2.2 D-4D 2WD |
---|---|---|---|---|---|
Handling | 150 | 49 | 61 | 37 | 38 |
Slalom | 100 | 61 | 64 | 36 | 48 |
Lenkung | 100 | 85 | 87 | 78 | 80 |
Geradeauslauf | 50 | 42 | 39 | 37 | 36 |
Bremsdosierung | 30 | 18 | 19 | 16 | 15 |
Bremsweg kalt | 150 | 82 | 93 | 49 | 60 |
Bremsweg warm | 150 | 87 | 102 | 43 | 56 |
Traktion | 100 | 40 | 46 | 35 | 37 |
Fahrsicherheit | 150 | 135 | 135 | 130 | 131 |
Wendekreis | 20 | 9 | 12 | 11 | 9 |
Kapitelbewertung | 1000 | 608 | 658 | 472 | 510 |
Umwelt und Kosten
Im letzten Kapitel heißt der Sieger Mitsubishi ASX. Der kompakte Geländegänger kostet mit Abstand am wenigsten und schlägt die Konkurrenz auch mit guten Garantiebedingungen sowie niedrigem Wertverlust. Keine Zähler kann er mit der AZ-Normausstattung einheimsen, da Leichtmetallfelgen erst ab der höheren Ausstattungslinie Invite inklusive sind. Schlecht schneidet er außerdem bei den Werkstattkosten ab. Die sind deshalb so hoch, weil Mitsubishi alle 15.000 Kilometer eine Inspektion plus Ölwechsel empfiehlt.
Der BMW X1 verliert allein durch seinen hohen Anschaffungspreis viele Punkte, der VW Tiguan buhlt mit niedrigen Werkstattkosten, reichhaltiger AZ-Normausstattung und guten Garantiebedingungen um die Gunst der Käufer.
Der Toyota RAV4 setzt auch bei den Kosten keine Glanzpunkte. Schuld sind die unverständliche Aufpreispolitik der Japaner und die hohen Kraftstoffkosten.
Kosten/Umwelt | Max. Punkte | VW Tiguan 2.0 TDI BlueMotion Technology | BMW X1 sDrive18d | Mitsubishi ASX 1.8 DI-D 2WD | Toyota RAV4 2.2 D-4D 2WD |
---|---|---|---|---|---|
Bewerteter Preis | 675 | 200 | 188 | 250 | 211 |
Wertverlust | 50 | 21 | 20 | 26 | 21 |
Ausstattung | 25 | 16 | 12 | 0 | 0 |
Multimedia | 50 | ||||
Garantie/Gewährleistung | 50 | 28 | 20 | 31 | 25 |
Werkstattkosten | 20 | 17 | 16 | 12 | 15 |
Steuer | 10 | 8 | 8 | 8 | 7 |
Versicherung | 40 | 32 | 31 | 30 | 29 |
Kraftstoff | 55 | 44 | 43 | 45 | 40 |
Emissionswerte | 25 | 85 | 83 | 87 | 85 |
Kapitelbewertung | 1000 | 451 | 421 | 489 | 433 |
Fazit
Wieder ein klarer Sieg für den VW Tiguan. Der Abstand zum BMW X1 ist nicht groß, aber: Mit zwei Kapitelsiegen beweist der nicht gerade billige Wolfsburger, dass gegen ihn immer noch kein Kraut gewachsen ist. Ebenfalls zwei Kapitelsiege streicht der neue Mitsubishi ASX ein – dank seines sensationellen Verbrauchs und des niedrigen Grundpreises. Allerdings werfen ihn sein Fahrwerk bei Komfort, Handling und Slalom sowie die langen Bremswege zurück. Der zweitplatzierte BMW X1 erfreut mit tollem Motor und starken Bremsen. Der ausgereifte Toyota RAV4 leidet besonders am hohen Verbrauch und wird Letzter.
Gesamtbewertung
Max. Punkte | VW Tiguan 2.0 TDI BlueMotion Technology | BMW X1 sDrive18d | Mitsubishi ASX 1.8 DI-D 2WD | Toyota RAV4 2.2 D-4D 2WD | |
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Summe | 5000 | 3160 | 3152 | 2947 | 2912 |
Platzierung | 1 | 2 | 3 | 4 |