close
Schön, dass du auf unserer Seite bist! Wir wollen dir auch weiterhin beste Unterhaltung und tollen Service bieten.
Danke, dass du uns dabei unterstützt. Dafür musst du nur für www.autozeitung.de deinen Ad-Blocker deaktivieren.
Geht auch ganz einfach:

Ferrari F12 berlinetta vs. Lamborghini Aventador LP 700-4 Nur zum Spaß

Einen Tag lang freie Fahrt mit dem eleganten Ferrari F12 oder dem extremen Lamborghini Aventador: Welchen der beiden würden Sie nehmen?

Stellen Sie sich mal einen Moment lang vor, Sie hätten die Wahl: Entweder den Ferrari F12 berlinetta oder den Lamborghini Aventador LP 700-4? Nein, nicht beide. Nur einen! Angesichts von Preisen weit jenseits der 250.000-Euro-Marke stellt sich diese Frage für die meisten von uns zwar nicht ernsthaft, aber reizvoll ist sie doch.

Zudem würden Ferraristi niemals mit einem Auto des Erzrivalen aus Sant’Agata liebäugeln, und Lamborghini-Fans nehmen aus Prinzip keine Notiz von den Roten aus Maranello. Doch wer frei ist von derartigen Ressentiments, gerät angesichts der beiden italienischen Supersportler schlichtweg in Verzückung: Allein das Design ist atemberaubend. Sowohl der F12, der eine klassische Interpretation des GT-Themas bietet, als auch der ultraflache Mittelmotor-Keil Aventador begeistern mit ihren exotischen Formen bereits im Stillstand. Am Ferrari sind es die perfekten Proportionen und die zeitlos elegante Silhouette eines rassigen Frontmotor-Coupés, garniert mit Finessen wie dem Kammheck, den Aerobridges in der Flanke sowie dem Verzicht auf aggressives Spoilerwerk. Der Lambo speist dagegen seine unglaubliche Präsenz aus den betont dramatisch kombinierten Flächen und Kanten sowie den technisch anmutenden Features wie dem aktiven Heckflügel, den riesigen Kühlluftschlünden und natürlich den einzigartigen Schwenktüren. Seine extrem niedrige und superbreite Karosserie fällt auf wie ein Stealth-Bomber auf dem Segelflugplatz.

 

Filigrane Eleganz gegen kompromisslose Dynamik

Innen führt der Lamborghini Aventador seine radikale Philosophie nahtlos fort: Einsteigen verlangt Gelenkigkeit, die Sitzposition ordnet sich dem bestimmenden Mittelmotor-Layout unter. So muss der Fahrer etwa beide Beine rechts versetzt am Radkasten vorbeifädeln, was zu einer leicht verdrehten Haltung zwingt. Der Ferrari F12 hingegen lässt sich mühelos entern und offeriert erheblich mehr Bewegungsfreiheit in alle Richtungen sowie überraschend bequeme Sportsitze.

Hier geht es zum zweiten Teil  ...

Dem Druck auf den Startknopf unter der coolen roten Abdeckkappe im Lambo folgt ein kurzes Anlasser-Wimmern, dann brüllt der V12 im Rücken los und bläst jegliche Kleinkrittelei am Sitzkomfort durch das gewaltige Endrohr. Mechanisch röchelnd und schon im Leerlauf infernalisch laut – dass der Lamborghini Aventador nur 700 PS haben soll, scheint bei diesem Spektakel eher untertrieben. Auch der Druck auf den knallroten Startknopf im F12-Lenkrad löst ekstatische Gefühle aus. Ein knappes Klicken, schon bellt der V12 ansatzlos auf, verfällt in ein warnendes Knurren und erinnert den letzten Rest Verantwortungsgefühl daran, dass der Ferrari bei Vollgas sogar 740 PS freisetzt. Also ab auf die Piste.

Zunächst ganz piano, um Reifen, Motor und Bremsen auf Betriebstemperatur zu bringen. Währenddessen verblüfft der Ferrari F12 berlinetta mit seinen guten Manieren: Das Fahrwerk nimmt Unebenheiten souverän auf, die Lenkung arbeitet feinnervig und exakt, der Sound dringt wohlportioniert ins Cockpit. Das Doppelkupplungsgetriebe wechselt ruckfrei von Gang zu Gang und beweist selbst im Automatik-Modus ein ausgesprochen stimmiges Timing.

 

Bedenken beiseite: Feuer frei!

Aber das ist nur die eine Seite der Medaille – also durchatmen und Feuer! Ein Griff zum Manettino, alle Systeme auf „scharf“. Das gesamte Auto arbeitet sehr geschmeidig und vermittelt ein Maximum an Rückmeldung auf allen Kanälen. Nur ganz hart an der Haftgrenze entlanggetrieben macht der Ferrari F12 deutlich, dass er immer noch ein GT und kein verkappter Rennwagen ist. Dafür operiert die Lenkung dann doch eine Spur zu leichtgängig, ist die Seitenneigung in Kurven einen Hauch zu stark und der mechanische Grip trotz elektronisch geregelter Differenzialsperre zu niedrig. Für epochale Drifteinlagen ist der Ferrari indes dank der extrem direkten Lenkung und des nicht enden wollenden Schubs – sowie des unbeschreiblich facettenreichen Klangbilds – das ultimative Sportgerät. Schade nur, dass selbst die Hightech-Pneus von Michelin mit definiert variabler Aufstandsfläche, Twaron-Gürtel und zweiteiliger Laufstreifenmischung Runde für Runde in Rauch aufgehen.

Teil 3 und die technischen Daten folgen auf der nächsten Seite ...

Der unmittelbare Wechsel hinter das winzige Lenkrad des Lamborghini Aventador gerät da rasch zum Kulturschock: Bockhart rollt der Aventador aus der Box. Das sequenzielle Zweiwellen-Getriebe haut schonungslos den nächsthöheren Gang rein. Besonders im Corsa-Modus ruckt es gewaltig im Antrieb. Doch dafür glänzt der wilde Stier mit größtmöglicher Effizienz und flößt vom ersten Meter an ein unerschütterliches Vertrauen in seine Querdynamik ein. Wie draufgeschraubt zieht der Allradler um die Kurven, zudem ist seine Traktion schlichtweg unglaublich. Doch er verlangt vom Fahrer präzise Vorgaben und verweigert sich gegen sanfte Kurskorrekturen. Fahrerisches Können honoriert er im Gegenzug mit noch höheren Kurvengeschwindigkeiten. Auch wenn der Lamborghini Aventador LP 700-4 am Limit tendenziell brav untersteuert, verzeiht er seinem Fahrer keine groben Fehler, sondern wirft Rookies gnadenlos aus dem Sattel.

Also: Welchen nehmen? Den feinen Ferrari oder den launigen Lambo? Gut, dass wir nicht wirklich entscheiden müssen und von beiden träumen dürfen. Das macht mehr Spaß.

TECHNIK    

FERRARI F12 BERLINETTA
LAMBORGHINI AVENTADOR LP 700-4
Antrieb V12-Zylinder, 4-Ventiler, Direkteinspritzung, Trockensumpfschmierung; Bohrung x Hub: 94 x 75,2 mm; Verdichtung: 13,5 : 1; Hubraum: 6262 Leistung: 545 kW/740 PS bei 8250/min; max. Drehmoment: 690 Nm bei 6000/min; 7-Gang-Getriebe (Doppelkupplung, automatisiert); Hinterradantrieb V12-Zylinder, 4-Ventiler, Trockensumpfschmierung; Bohrung x Hub: 95 x 76,4 mm; Verdichtung: 11,8 : 1; Hubraum: 6498 cm3; Leistung: 515 kW/700 PS bei 8250/min; max. Drehmoment: 690 Nm bei 5500/min; 7-Gang-Getriebe (sequenziell); Allradantrieb
(permanent)
Aufbau + Fahrwerk
v.: Doppelquerlenker; h.: Mehrfachlenkerachse; rundum: Federn, adapt. Dämpfer; ESC (ESP); Bremsen: innenbel., gelochte Karbon-Keramik-Scheiben; ABS; Bereifung:
v.: 255/35 ZR 20; h.: 315/35 ZR 20, Michelin Pilot SuperSport
rundum: Doppelquerlenker, Feder-/Dämpfereinheiten mit Druckstreben (Pushrod) und Umlenkhebeln, Stabilisator; ESC (ESP); Bremsen: innenbelüftete und gelochte Karbon-Keramik-Scheiben; ABS; Bereifung:
v.: 255/35 ZR 19; h.: 335/30 ZR 20; Pirelli P Zero
Eckdaten L/B/H: 4618/1942/1273 mm; Radstand: 2720 mm; Leergewicht: 1630 kg; EU-Verbr.: 14,8 l SP/100 km; Beschleunig.: 0 auf 100 km/h in 3,1 s; Höchstgeschw.:
340 km/h; Grundpreis: 268.400 €
L/B/H: 4780/2030/1136 mm; Radstand: 2700 mm; Leergewicht: 1785 kg; EU-Verbr.: 16,0 l SP/100 km; Beschleunigung: 0 auf 100 km/h in 2,9 s; Höchstgeschw.: 350 km/h; Grundpreis: 321.300 €

Martin Urbanke

Tags:
Copyright 2024 autozeitung.de. All rights reserved.