BMW X6 im Vergleichstest Die Vierte Dimension
Groß, stark und allradgetrieben – Edel-SUV sind eine besondere Spielart des automobilen Luxus. Mit dem neuen X6 legt BMW eine weitere Variante auf: Das fahrdynamische, besonders anspruchsvolle SUV-Coupé trifft in unserem Vergleich auf Mercedes ML 500, Porsche Cayenne GTS und Range Rover Sport Supercharged
Es lässt sich kräftig Geld verdienen mit den großen Premium-Allradlern – so viel, dass längst jede Edelschmiede eine derartige Karosse im Programm führt. Zeit also, das Profil zu schärfen. Hier tritt BMW auf den Plan und weitet sein Angebot aus: Mit dem X6 sehen die Bayern oberhalb des X5 noch Luft im Markt. Das Rezept: Coupé-Karosserie, neuer Biturbo-V8 und ein aktives Hinterachsdifferenzial. Reicht das für die Konkurrenz?
Karosserie
Statt ML sollte der geräumige Mercedes besser XL heißen
Wer großen Wert auf ein üppiges Platzangebot legt, kommt an dem Mercedes nicht vorbei. Hier genießen die Passagiere das beste Raumgefühl. Der Porsche ist da etwas knapper geschnitten. Während der BMW vorn – abgesehen von den Dacheinzügen – ein üppiges Raumangebot bereithält, haben Großgewachsene im Fond Probleme mit der Kopffreiheit. Und die hohe Gürtellinie sowie das Schrägheck gehen beim X6 deutlich zu Lasten seiner Übersichtlichkeit. Damit kann vor allem der Range Rover Sport dank großer, fast senkrecht stehender Scheiben und kantiger Karosserie punkten.
Bei der Bedienung verlangt das iDrive des BMW am meisten Eingewöhnungszeit. Einige Punkte sind nach wie vor verbesserungswürdig. So fehlt zum Beispiel der rasche Zugriff auf die Kartendarstellung im Navigationssystem beim Wechsel aus dem Radio-Modus, sofern diese nicht schon vorher aufgerufen wurde. Im Porsche wiederum gestaltet sich die Demontage der hinteren Kopfstützen beim Umklappen der Rückbank relativ kraftaufwendig.
Mit umgelegten Fondsitzen bietet der ML mit 2050 Liter Ladevolumen am meisten Platz, der BMW mit nur maximal 1450 Liter am wenigsten. Zudem hat er keine durchgängig ebene Ladefläche.
Außer Zweifel stehen sollten in dieser Preisklasse sowohl die Qualität als auch die Güte der Verarbeitung. Die damit verbundenen Ansprüche kann der neue X6 wohl erfüllen, sieht man von einem stellenweise nur grundierten Motorraum sowie vom fehlenden Klarlack auf den Innenseiten von Motorhaube und Heckklappe ab.
Karosserie | Max. Punkte | Mercedes ML 500 | Porsche Cayenne GTS | BMW X6 xDrive50i | Range Rover Sport SC |
---|---|---|---|---|---|
Raumangebot vorn | 100 | 90 | 84 | 86 | 77 |
Raumangebot hinten | 100 | 89 | 84 | 72 | 76 |
Übersichtlichkeit | 70 | 54 | 52 | 45 | 58 |
Bedienung/ Funktion | 100 | 88 | 81 | 79 | 87 |
Kofferraumvolumen | 100 | 63 | 58 | 58 | 51 |
Variabilität | 100 | 45 | 45 | 18 | 46 |
Zuladung/ Anhängelast | 80 | 58 | 69 | 53 | 54 |
Sicherheit | 150 | 117 | 99 | 107 | 101 |
Qualität/ Verarbeitung | 200 | 172 | 175 | 180 | 180 |
Kapitelbewertung | 1000 | 776 | 747 | 698 | 730 |
Fahrkomfort
Der Mercedes ML verwöhnt seine Insassen mit einer Top-Federung
Auf langen Strecken gefallen die Komfortsitze (1160 Euro) des BMW am besten. Dank Lehnenbreiteneinstellung und hervorragender Schulterabstützung passen sie sich jeder Statur nahezu optimal an. Am anderen Ende rangieren die Range-Rover-Sportsitze, die zu wenig Seitenhalt bieten. Im Fond reisen Mercedes- und Porsche-Passagiere am bequemsten, jedoch hat der Zuffenhausener etwas zu kurze Kopfstützen.
Hinsichtlich der Ergonomie hinterlassen ML und Range den besten Eindruck. Im Cayenne GTS liegt die Klimaanlagenbedienung zu tief, und die Tasten rings um den Navigations-Bildschirm bergen Verwechslungsgefahr. Beim X6 stören die hohe Ladekante und die gegenläufig nach außen öffnenden Deckel der mittigen Armauflage.
In der Regel sind SUV kaum im Gelände anzutreffen. Bevorzugtes Terrain sind befestigte Straßen, wo sich die vier Testkandidaten der Komfortprüfung stellen müssen. Hier schneidet der serienmäßig luftgefederte Mercedes am besten ab. Leer wie beladen filtert er Straßenschäden sehr gut weg, wobei der Federungskomfort mit voller Beladung noch besser wird. Ankreiden kann man ihm allenfalls deutliche Pumpbewegungen auf welliger Fahrbahn. Der mit Runflat-Reifen ausgerüstete BMW operiert auf ähnlich hohem Niveau, auf Querkanten reagiert er aber nicht so sensibel wie der ML. Der Porsche, ebenfalls mit Luftfederfahrwerk (1892 Euro) ausgerüstet, wirkt insgesamt deutlich straffer, was auf löchrigen Fahrbahnoberflächen nicht unbedingt ein Segen ist. Der ebenfalls luftgefederte Range Rover Sport fällt in dieser Disziplin sowohl leer als auch beladen mit kräftigem Karosseriezittern auf.
Fahrkomfort | Max. Punkte | Mercedes ML 500 | Porsche Cayenne GTS | BMW X6 xDrive50i | Range Rover Sport SC |
---|---|---|---|---|---|
Sitzkomfort vorn | 150 | 122 | 122 | 130 | 121 |
Sitzkomfort hinten | 100 | 77 | 76 | 71 | 71 |
Ergonomie | 150 | 120 | 116 | 118 | 119 |
Innengeräusche | 50 | 44 | 38 | 44 | 38 |
Geräuscheindruck | 100 | 69 | 65 | 69 | 69 |
Klimatisierung | 50 | 44 | 43 | 44 | 41 |
Federung leer | 200 | 148 | 138 | 142 | 139 |
Federung beladen | 200 | 150 | 140 | 144 | 135 |
Kapitelbewertung | 1000 | 774 | 738 | 762 | 733 |
Motor und Getriebe
Der Antriebsstrang des neuen X6 überzeugt – außer beim Verbrauch
Der V8 mit Twin-Turbo und Benzin-Direkteinspritzung, bei dem die Lader im Zylinderwinkel und die Lufteinlässe außen liegen, katapultiert den X6 antriebstechnisch in eine neue Umlaufbahn. Neben der guten Laufruhe und der klangvollendeten Tonlage des Motors begeistert vor allem seine spontane und hervorragend dosierbare Gasannahme. Lediglich 5,5 Sekunden vergehen, und der X6 überschreitet die 100 km/h. Bis Tempo 180 brummt er ML 500 und GTS satte zwei Sekunden auf. Hinzu kommt, dass seine Sechsstufenautomatik schnell, ruckfrei und immer passend schaltet. Da kommen weder die sanfte, aber mitunter nicht ganz so schnelle Siebenstufenautomatik des Mercedes, noch die manuelle Sechsgang-Schaltung des Cayenne mit. Obendrein wollen die sechs Gänge des Porsche-Getriebes über recht lange Wege und – wenn es schnell gehen soll – mit Nachdruck eingelegt werden. Zudem liebt der Porsche Drehzahlen, während der ML seine Kraft aus dem Drehzahlkeller schöpft. Der BMW hingegen lässt seinen V8 jederzeit hemmungslos antreten.
Schlusslicht ist der Range Rover. Nicht, weil sein brabbelnder V8 mit Kompressoraufladung schwach wäre, sondern weil auch hier das Gewicht die Dynamik bremst. Das wirkt sich auf den Spritkonsum aus. Mit 19,4 Litern pro 100 Kilometer verbraucht der Range eindeutig zu viel. Erfreulicher ist da das Trinkverhalten des ML – 16,5 Liter sind in diesem Vergleich nicht zu toppen.
Motor und Getriebe | Max. Punkte | Mercedes ML 500 | Porsche Cayenne GTS | BMW X6 xDrive50i | Range Rover Sport SC |
---|---|---|---|---|---|
Beschleunigung | 150 | 175 | 174 | 180 | 159 |
Elastizität | 100 | ||||
Höchstgeschwindigkeit | 150 | 120 | 123 | 120 | 95 |
Getriebeabstufung | 100 | 86 | 86 | 94 | 82 |
Kraftentfaltung | 50 | 40 | 39 | 42 | 37 |
Laufkultur | 100 | 84 | 80 | 84 | 80 |
Verbrauch | 325 | 81 | 70 | 65 | 45 |
Reichweite | 25 | 9 | 9 | 7 | 6 |
Kapitelbewertung | 1000 | 595 | 581 | 592 | 504 |
Fahrdynamik
Der Cayenne GTS überzeugt mit sensationellen Bremswerten
Es ist schon verwunderlich, dass ausgerechnet die schwersten und größten Pkw derzeit auf Fahrdynamik getrimmt werden. Vorbildfunktion haben da insbesondere der Porsche Cayenne GTS und der neue BMW X6. Auf dem Handlingparcours unserer Teststrecke liefern sie sich ein beeindruckendes Rennen. Nahezu gleich schnell unterwegs, sind sie dennoch grundverschieden. Das neue Hinterachsgetriebe des xDrive-Allradsystems, das die Kraft bedarfsgerecht verteilt, sorgt dafür, dass der BMW wie auf Schienen seine Bahnen zieht. Selbst starke Lastwechsel lösen kein nach außen drängendes Heck aus. Etwas Gewöhnungszeit ver- langt jedoch die Aktivlenkung (1300 Euro). Sie verändert je nach Geschwindigkeit sowohl die Lenkübersetzung als auch die Servounterstützung. Einmal daran gewöhnt, setzt der X6 Fahrerwünsche sicher und spontan um. Dank Adaptive Drive (3290 Euro) umrundet der Bayer Kurven fast ohne Seitenneigung. Der Grenzbereich kündigt sich durch sanftes Schieben über die Vorderräder an – ein kurzes Gaslupfen, und der X6 ist zurück in der Spur. Das ESP ist daher nur sicherndes Extra.
Auch der Porsche bietet ein sehr hohes Maß an Fahrsicherheit. Dennoch verlangt der GTS – am Limit bewegt – mehr Können. Zwar reagiert seine Lenkung gefühlvoller und gleichmäßiger auf Befehle, benötigt aber zugleich auch höhere Bedienkräfte als die des BMW. Das knackige Einlenken des Zuffenhauseners führt dazu, dass es in Wechselkurven zu Lastwechselreaktionen kommt – trotz des aktiven Wank- und Nickausgleichs (PDCC, 3213 Euro). Dafür macht der GTS am meisten Spaß. Regelrecht sensationell sind seine Bremsen: Nur der Porsche unterbietet die 36 Meter aus 100 km/h.
Mercedes und Range Rover sind von einer anderen Natur. Ihnen merkt man deutlich stärker Gewicht und Größe an. Der Brite verliert hier wertvolle Punkte, weil seine Masse (2643 Kilo) zu stark in Kurven nach außen drängt. Trotz Luftfederung und Wankausgleich (Dynamic Response) baut er zu viel Seitenneigung auf. Zudem setzt sein ESP sehr früh und nachhaltig das Limit.
Entspannt und ausreichend handlich für dieses Segment ist der ML 500. Sein ESP operiert zurückhaltender, und er schiebt weniger nach außen als der Range Rover. Dennoch muss auch er den X6 und den Cayenne ziehen lassen.
Fahrdynamik | Max. Punkte | Mercedes ML 500 | Porsche Cayenne GTS | BMW X6 xDrive50i | Range Rover Sport SC |
---|---|---|---|---|---|
Handling | 150 | 65 | 86 | 86 | 57 |
Slalom | 100 | 26 | 54 | 58 | 33 |
Lenkung | 100 | 84 | 95 | 90 | 80 |
Geradeauslauf | 50 | 44 | 48 | 42 | 43 |
Bremsdosierung | 30 | 18 | 21 | 21 | 19 |
Bremsweg kalt | 150 | 79 | 97 | 83 | 82 |
Bremsweg warm | 150 | 81 | 93 | 84 | 81 |
Traktion | 100 | 93 | 95 | 95 | 95 |
Fahrsicherheit | 150 | 126 | 133 | 133 | 126 |
Wendekreis | 20 | 7 | 8 | 5 | 6 |
Kapitelbewertung | 1000 | 623 | 730 | 697 | 622 |
Umwelt und Kosten
Der ML 500 ist in der Gesamtrechnung das günstigste Auto
Wer auf den Cent achten muss, ist hier falsch aufgehoben. Dennoch ist das britische SUV besonders kostspielig. Grundpreis und Unterhalt sind nur etwas für den Geldadel. Bei Porsche und BMW zahlt man hohe Versicherungsbeiträge. Unterm Strich ist der ML 500 der Günstigste – das ist schon etwas Besonderes für einen Mercedes.
Kosten/Umwelt | Max. Punkte | Mercedes ML 500 | Porsche Cayenne GTS | BMW X6 xDrive50i | Range Rover Sport SC |
---|---|---|---|---|---|
Bewerteter Preis | 675 | 75 | 67 | 71 | 59 |
Wertverlust | 50 | 8 | 7 | 8 | 5 |
Ausstattung | 25 | 15 | 16 | 16 | 18 |
Multimedia | 50 | ||||
Garantie/Gewährleistung | 50 | 27 | 7 | 23 | 25 |
Werkstattkosten | 20 | 10 | 10 | 13 | 14 |
Steuer | 10 | 6 | 7 | 7 | 7 |
Versicherung | 40 | 23 | 6 | 18 | 22 |
Kraftstoff | 55 | 14 | 11 | 10 | 6 |
Emissionswerte | 25 | ||||
Kapitelbewertung | 1000 | 178 | 131 | 166 | 156 |
Fazit
Dass der BMW diesen Test nicht gewinnt, liegt an seiner Karosserie. Aber genau die ist eigenständig und bei jedem Stopp Gesprächsthema – der X6 findet schnell Fans. Wer mehr Wert auf praktischen Nutzen legt, kann zum X5 greifen, der im Test schon alle Konkurrenten hinter sich gelassen hat. Der Gewinner dieses Vergleichs ist der ausgewogene Mercedes ML 500. Der Cayenne sichert sich Rang zwei und dominiert aufgrund seiner sensationellen Bremsen auch die Fahrdynamik. Der Range Rover Sport ist etwas für Freunde der britischen Lebensart – und eigentlich nicht zu vergleichen.
Gesamtbewertung
Max. Punkte | Mercedes ML 500 | Porsche Cayenne GTS | BMW X6 xDrive50i | Range Rover Sport SC | |
---|---|---|---|---|---|
Summe | 5000 | 2946 | 2927 | 2915 | 2745 |
Platzierung | 1 | 2 | 3 | 4 |