Markenvergleich: 118d und Golf 2.0 TDI im Test BMW vs. VW: Neue Chance
Geräumiger und komfortabler als sein Vorgänger, fordert der neue BMW 1er den Klassenprimus VW Golf heraus. Vergleich der Zweiliter-Diesel
Bereits mit der ersten Generation des 1er BMW haben sich die Münchner in der hart umkämpften Kompaktklasse bestens etabliert. Beim Ende letzten Jahres eingeführten Nachfolgemodell wurden die Kritikpunkte des Vorgängers gezielt abgestellt. Das Design ist gefälliger, die Federung nachgiebiger und das Platzangebot größer. Doch reicht das, um dem ewigen Klassenprimus VW Golf das Wasser zu reichen?
Obwohl der Einser nun besonders in der zweiten Reihe weiter geschnitten ist, sticht der Golf ihn mit seiner vorbildhaften Raumausnutzung aus. Zwar misst der VW bei Länge und Radstand zwölf respektive elf Zentimeter weniger als der Bayer, dennoch finden die Insassen vorn wie hinten spür- und messbar mehr Platz vor. Dafür punktet der BMW mit der besseren Variabilität – nur er bietet auf Wunsch (260 Euro) eine dreigeteilt klappbare Rücksitzbank.
Mehr Tests: Das kostenlose Newsletter-Abo der AUTO ZEITUNG
Zudem ist der Ladeboden im Gegensatz zu dem des Golf bei umgelegter Rückbank völlig eben. Die Bedienung der beiden Kontrahenten verdient das Prädikat kinderleicht – allerdings ist der Bildschirm des iDrive höher positioniert und liegt so besser im Blickfeld. Die umfangreicheren Sicherheitsoptionen wie etwa Tempolimit-Scanner, Auffahrwarner oder Spurassistent zeigen jedoch, dass der Einser das neuere Fahrzeug ist.
Und mit nun hochwertigeren Materialien sowie sauberer Verarbeitung haben die Münchner in puncto Qualität mit Wolfsburg gleichgezogen. Trotz der üppigen 18-Zoll-Optionsbereifung verwöhnt der BMW 118d mit einem überraschend bekömmlichen Federungskomfort.
Verantwortlich dafür ist die adaptive Dämpferregelung, für die BMW 1.100 Euro verlangt. VW nimmt für diese Technik 975 Euro, und wie im Fall des 1er lässt sich auch beim Golf die Abstimmung von sportlich bis komfortabel trimmen. Auf üblen Pisten hält der Golf mit seinem besseren Schluckvermögen sowie geringeren Aufbaubewegungen Unebenheiten allerdings noch eine Spur gekonnter von den Insassen fern.
UNTER DEN KOMPAKTEN IST DER BMW DIE SPORTSKANONE
Geht es auf die Teststrecke, kommen die Vorteile des BMW-Heckantriebs erst richtig zur Geltung. Mithilfe der variablen Sportlenkung (450 Euro), die vollkommen frei von Antriebseinflüssen arbeitet, lässt sich der Münchner mit höchster Präzision durch die Kurven dirigieren und begeistert durch sein spontanes Einlenkverhalten.
Zwar beweist auch der VW Golf 2.0 TDI sportliches Talent, doch selbst bei auf „Sport“ gestelltem DCC-Fahrwerk kommt er nicht ganz an den 1er heran. Sein ESP setzt früher ein, die Lenkung ist indirekter übersetzt. Antriebsseitig setzen die Kompakten auf Zweiliter-Turbodieselmotoren mit je 320 Nm Drehmoment und rund 140 PS, die die etwa 1,4 Tonnen schweren Karossen kraftvoll beschleunigen und gleichzeitig bemerkenswert sparsam sind (1er: 5,9, Golf: 6,3 Liter).
Der BMW-Selbstzünder kann beides noch einen Tick besser, bei der Elastizität muss er wegen seiner langen Getriebeübersetzung allerdings den VW ziehen lassen. Preislich ist der Golf inzwischen nahe an den 1er herangerückt, sodass die Kaufentscheidung meist wohl weniger eine Frage des Geldes als vielmehr des persönlichen Geschmacks ist.
Alexander Lidl
FAZIT:
BMW 118d: Der BMW 118d muss sich nur knapp geschlagen geben. Motor, Handling und Sicherheit sind top. In Sachen Komfort und Platzangebot findet er im Golf seinen Meister.
VW Golf 2.0 TDI: Am Ende kann sich der etwas angejahrte VW Golf 2.0 TDI behaupten. Seine Stärke? Er hat keine Schwäche. So nahe wie der 1er ist ihm aber lange kein Kontrahent gekommen.
Lesen Sie auf der nächsten Seite: Die technischen Daten der Kompakten
TECHNIK |
||
BMW 118d |
VW GOLF 2.0 TDI |
|
Motor | 4-Zylinder, 4-Ventiler, Turbodiesel, Partikelfilter |
4-Zylinder, 4-Ventiler, Turbodiesel, Partikelfilter |
Nockenwellenantrieb | Kette | Zahnriemen |
Hubraum | 1995 cm3 | 1968 cm3 |
Leistung bei | 143 PS (105 kW) bei 4000/min | 140 PS (103 kW) bei 4200 /min |
Max. Drehmoment bei | 320 Newtonmeter Drehmoment bei 1750 bis 2500 /min |
320 Newtonmeter Drehmoment bei 1750 bis 2500 /min |
Getriebe | 6-Gang, manuell | 6-Gang, manuell |
Antrieb | Hinterrad | Vorderrad |
Fahrwerk | v.: McPherson-Federbeine, Querlenker, Zugstreben, Stabilisator; h.: Mehrfachlenkerachse, Federn, Stabilisator; rundum: adaptive Dämpfer (opt.); DSC (ESP) |
v.: McPherson-Federbeine, Querlenker, Stabilisator; h.: Mehrfachlenkerachse, Federn, Stabilisator; rundum: adaptive Dämpfer (opt.); ESP |
Bremsen | v.: innenbelüftete Scheiben; h.: Scheiben; ABS, Bremsassistent |
v.: innenbelüftete Scheiben; h.: Scheiben; ABS, Bremsassistent |
Bereifung | v.: 225/40 R 18 Y; h.: 245/35 R 18 Y; Pirelli P Zero RSC |
rundum: 225/45 R 17 W; Dunlop SP Sport 01A |
Felgen | v.: 7,5 x 18; h.: 8,5 x 18 | rundum: 7 x 17 |
L/B/H | 4342/1765/1421 mm | 4199/1786/1480 mm |
Radstand | 2660 mm | 2578 mm |
Leergewicht / Zuladung | 1.433 kg / 417 kg | 1.405 kg / 515 kg |
Anhängelast, gebr./ungebr. | 1.200 kg / 690 kg | 1.500 kg / 670 kg |
Kofferraumvol. | 330 – 1.150 l | 350 – 1.305 l |
Abgasnorm | Euro 5 | Euro 5 |
Typklassen | 17 HP/21 VK/23 TK | 18 HP/19 VK/23 TK |
FAHRLEISTUNG / VERBRAUCH |
||
0-100 km/h | 8,8 s | 9,9 s |
Elastizität | 60-100 km/h in 12,3 s (5. Gang), 80-120 km/h in 14,4 s (6. Gang) |
60-100 km/h in 10,2 s (5. Gang), 80-120 km/h in 13,3 s (6. Gang) |
Höchstgeschwindigkeit | 212 km/h | 209 km/h |
Bremsweg | 100-0 km/h kalt/warm 35,8 m/34,6 m |
100-0 km/h kalt/warm 36,9 m/35,6 mm |
Verbrauch | 5,9 l D/100 km | 6,3 l D/100 km |
EU-Verbrauch | 4,5 l D/100 km | 4,8 l D/100 km |
CO2-Ausstoß | 118 g/km | 126 g/km |
KOSTEN | ||
Grundpreis | 27.100 Euro | 25.910 Euro |
AUTO ZEITUNG