Bemannte Raumfahrt - Siebensitzer-Vans von Ford, Kia und VW Bemannte Raumfahrt
Einst liefen sie baugleich vom gleichen Produktionsband, jetzt begegnen sich Ford Galaxy und VW Sharan als ernst zu nehmende Gegner in einem Segment, in dem auch der neue und besonders preisgünstige Kia Carnival um Marktanteile buhlt. Die jeweils leistungsstärksten Dieselversionen treffen sich im Vergleichstest
Brudermord - dieses Motiv ist nicht nur aus der Literatur bekannt. Jetzt wiederholt sich dieses Thema auch im Segment der geräumigen Vans: Der neue Ford Galaxy schickt sich an, seinen einstigen Zwilling VW Sharan vom Thron zu stoßen. Denn zumindest in Deutschland konnte sich der Siebensitzer aus Wolfsburg stets vor seinem Blutsverwandten behaupten. Dabei entsprang die erste Generation der kölschen Großraumlimousine noch einer Kooperation mit Volkswagen und lief, nahezu baugleich, gemeinsam mit ihrem Kontrahenten in Portugal vom Band. Dies hat sich nun geändert: Den neuen Galaxy entwickelte Ford im Alleingang und schuf dafür eine neue Bodengruppe, auf der auch das Schwestermodell S-MAX und die kommende Generation des Mondeo basieren. Alle drei werden im belgischen Ford-Werk Genk gefertigt. Zu allem Ungemach bekommt der Sharan, für den ein Nachfolger noch nicht in Sicht ist, auch noch Konkurrenz aus einer anderen Ecke: Kia hat mit dem neuen Carnival einen Van vorgestellt, der sich mit einem Preisvorteil von fast 3000 Euro für die Dieselvariante ebenfalls als Alternative anbietet. Doch genügt dies, um dem Platzhirsch das Revier streitig zu machen?
Karosserie
Was das reine Raumangebot betrifft, ziehen Galaxy und insbesondere der am kleinsten wirkende - und in der Länge tatsächlich rund 18 Zentimeter weniger messende - Sharan glatt den Kürzeren. Der Kia offeriert in der ersten und zweiten Sitzreihe die großzügigsten Platzverhältnisse - auch wenn die Frontpassagiere nicht jenes luftige Gefühl genießen können, das Ford und VW mit ihren weit nach vorn gezogenen Windschutzscheiben vermitteln. Der Einstieg gelingt den Hintensitzenden im Carnival besonders einfach - den Schiebetüren sei dank. Geht es jedoch um die Praxistauglichkeit, führt am überzeugend gut verarbeiteten Galaxy kein Weg vorbei. Ebenso wie der Koreaner besitzt der Kölner bereits ab Werk sieben Sitze, von denen sich die hinteren nach kurzem Training zu einer ebenen Ladefläche umklappen lassen - lästiges Aus- und Einbauen sowie Zwischenparken des Gestühls entfällt. Allerdings kostet die aufwändige Konstruktion Ladehöhe und reduziert das maximale Stauvolumen auf 2325 Liter. VW (2610) und Kia (3050) bieten zum Teil deutlich mehr. Nehmen sieben Personen in den Vans Platz, dürfen wiederum die Passagiere im Ford am meisten Gepäck mitführen: 308 Liter. Im Kia, der mit 750 Kilo die üppigste Zuladung erlaubt, sind es dann nur 180 Liter. Kaum noch Fragen offen bleiben angesichts der überaus kompletten Sicherheitsausstattung des modernen Galaxy, die neben einem serienmäßigen Knieairbag auf der Fahrerseite optional auch ein Auffahrwarnsystem umfasst. Der Carnival lässt einen Bremsassistenten ebenso vermissen wie Isofix-Befestigungen für Kindersitze. Nur für den Ford ist ein aktives Kurvenlicht (455 Euro) oder ein Reifendruck-Kontrollsystem (1505 Euro) erhältlich. Im Sharan kosten Nebelscheinwerfer 240 Euro Aufpreis, bei den anderen beiden gehören sie zur Serienausstattung.
Karosserie | Max. Punkte | Ford Galaxy 2.0 TDCi | VW Sharan 2.0 TDI | Kia Carnival 2.9 CRDi |
---|---|---|---|---|
Raumangebot vorn | 100 | 91 | 88 | 93 |
Raumangebot hinten | 100 | 83 | 73 | 84 |
Übersichtlichkeit | 70 | 72 | 70 | 65 |
Bedienung/ Funktion | 100 | 78 | 80 | 74 |
Kofferraumvolumen | 100 | 57 | 55 | 52 |
Variabilität | 100 | 70 | 63 | 65 |
Zuladung/ Anhängelast | 80 | 50 | 55 | 58 |
Sicherheit | 150 | 107 | 88 | 68 |
Qualität/ Verarbeitung | 200 | 172 | 172 | 165 |
Kapitelbewertung | 1000 | 780 | 744 | 724 |
Fahrkomfort
Seinem sportlichen Naturell zollt der Ford Tribut, wenn es um den Fahrkomfort geht: Mit seiner straffen Abstimmung bügelt er Straßenunebenheiten bei Weitem nicht so elegant aus wie zum Beispiel der Volkswagen. Auch der Kia hinterlässt einen ausgewogenen Eindruck, der sich nochmals deutlich verbessert, sobald die maximale Zuladung ausgenutzt wird. Dass im Koreaner dennoch nie das Gefühl perfekten Komforts aufkommt, schuldet er seinen Sitzen, die im oberen Lehnenbereich kaum Unterstützung bieten und überhaupt an ein durchgesessenes Sofa erinnern. Auch die Sitzposition verdient Kritik. Im lauten, von Windgeräuschen geplagten Sharan stören die schmalen Lehnen und eine knapp bemessene Schenkelauflage, während das wohl konturierte Ford-Gestühl in diesem Vergleich sowohl vorn als auch hinten den Maßstab setzt.
Fahrkomfort | Max. Punkte | Ford Galaxy 2.0 TDCi | VW Sharan 2.0 TDI | Kia Carnival 2.9 CRDi |
---|---|---|---|---|
Sitzkomfort vorn | 150 | 130 | 115 | 104 |
Sitzkomfort hinten | 100 | 55 | 53 | 49 |
Ergonomie | 150 | 115 | 118 | 112 |
Innengeräusche | 50 | 23 | 16 | 25 |
Geräuscheindruck | 100 | 62 | 49 | 64 |
Klimatisierung | 50 | 34 | 36 | 38 |
Federung leer | 200 | 118 | 128 | 124 |
Federung beladen | 200 | 117 | 126 | 127 |
Kapitelbewertung | 1000 | 654 | 641 | 643 |
Motor und Getriebe
Eine äußerst knappe Entscheidung liefern sich die drei Testprobanden in puncto Fahrleistungen - obwohl der Kia mit 185 PS nominell deutlich stärker ist als seine beiden je 140 PS starken Kontrahenten. Mit einem stolzen Leergewicht von 2150 Kilogramm zählt der subjektiv zäher wirkende Koreaner allerdings zur Sumo-Fraktion, sodass die Differenzen bei der Beschleunigung minimal ausfallen: Die drei sprinten in 11,6 bis 12,0 Sekunden von null auf 100 km/h, Tempo 140 liegt nach 23,7 (VW), 24,2 (Kia) und 24,4 Sekunden (Ford) an. Nur auf der Autobahn kann sich der lediglich mit einem Fünfgangschaltgetriebe bestückte Carnival deutlicher absetzen, als es seine werksseitig angegebene Höchstgeschwindigkeit von 197 km/h erwarten lässt. Das Temperament des Galaxy wird von einer etwas langen Getriebeübersetzung gebremst. Sein Common-Rail-Diesel - ebenso wie der Kia-Motor mit Vierventil-Technik ausgerüstet - gefällt durch Drehfreude und Laufruhe ebenso wie durch geringen Verbrauch: Lediglich 8,3 Liter konsumiert der Ford im Testdurchschnitt. Der Sharan genehmigt sich mit 8,4 Litern nur geringfügig mehr, reicht mit seinem rau laufenden Pumpe-Düse-Triebwerk aber an die Laufkultur des Ford nicht heran. Besonders leise und vibrationsarm geht der 2,9 Liter große Carnival-Vierzylinder zu Werk. Lässt sich dies aber auch mit 9,0 Liter Diesel pro 100 Kilometer vergüten. Dank seines 80-Liter-Tanks hat er dennoch die großzügigste Reichweite: 889 Kilometer.
Motor und Getriebe | Max. Punkte | Ford Galaxy 2.0 TDCi | VW Sharan 2.0 TDI | Kia Carnival 2.9 CRDi |
---|---|---|---|---|
Beschleunigung | 150 | 115 | 119 | 119 |
Elastizität | 100 | |||
Höchstgeschwindigkeit | 150 | 63 | 62 | 67 |
Getriebeabstufung | 100 | 84 | 85 | 81 |
Kraftentfaltung | 50 | 34 | 32 | 27 |
Laufkultur | 100 | 56 | 51 | 57 |
Verbrauch | 325 | 157 | 156 | 150 |
Reichweite | 25 | 32 | 32 | 34 |
Kapitelbewertung | 1000 | 541 | 537 | 535 |
Fahrdynamik
Was der neue Ford Galaxy bei den Fahrwerkstests aufführt, ist schlichtweg beeindruckend: Flink wie ein Wiesel fegt er durch die Slalomgasse, umrundet den Handlingkurs mit der Dynamik sportlich abgestimmter Limousinen und begeistert mit einem präzisen Fahrverhalten, das seine Bestimmung als Großraumlimousine glatt vergessen lässt. Einzig bei den Bremswegmessungen und beim Geradeauslauf zeigt der Galaxy leichte Schwächen: 39,2 Meter benötigte der Testwagen, um aus 100 km/h zum Stillstand zu kommen. Der Sharan braucht in der gleichen Disziplin mit 40,9 Metern sogar noch mehr Bremsweg. Erschwerend kommt ein Eigenlenkverhalten hinzu, das die Gutmütigkeit des Ford und das harmlose Wesen des schwerfällig wirkenden Kia vermissen lässt. Das ESP des Niedersachsen hat im Grenzbereich alle Hände voll zu tun, um die ausgeprägten Lastwechselreaktionen der Schräglenker-Hinterachse zu parieren. Der träge und deutlich untersteuernd ausgelegte Carnival widersetzt sich sportlicher Gangart so konsequent wie ein Hochseedampfer. Im Slalom verhärtete die überforderte Servounterstützung der Lenkung völlig - mehr als eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 53,2 km/h waren für das Testexemplar beim Tanz durch die Pylonen nicht machbar.
Fahrdynamik | Max. Punkte | Ford Galaxy 2.0 TDCi | VW Sharan 2.0 TDI | Kia Carnival 2.9 CRDi |
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Handling | 150 | 68 | 58 | 60 |
Slalom | 100 | 66 | 37 | 16 |
Lenkung | 100 | 82 | 69 | 60 |
Geradeauslauf | 50 | 40 | 38 | 42 |
Bremsdosierung | 30 | 21 | 18 | 17 |
Bremsweg kalt | 150 | 98 | 81 | 110 |
Bremsweg warm | 150 | 100 | 81 | 97 |
Traktion | 100 | 38 | 36 | 36 |
Fahrsicherheit | 150 | 136 | 105 | 120 |
Wendekreis | 20 | 2 | 9 | 6 |
Kapitelbewertung | 1000 | 651 | 532 | 564 |
Umwelt und Kosten
Mit einem Neupreis von 28040 Euro rückt der Kia Carnival in den Mittelpunkt von Sparkäufen - immerhin ist der Koreaner damit knapp 1200 Euro preiswerter als der Ford und fast 3000 Euro günstiger als der VW. Bei genauerem Hinsehen bleibt von dem monetären Vorteil des Carnival allerdings nicht viel übrig, denn er fällt mit den spürbar höchsten Unterhaltskosten auf. So schlagen allein Haftpflicht und Vollkasko pro Jahr mit 2222 Euro zu Buche. Galaxy-Besitzer zahlen nur 1387 Euro. Die Kfz-Steuer des Kia liegt mit 463 Euro um 154 Euro höher als bei seinen deutschen Konkurrenten, die lediglich mit zwei Liter großen Motoren an den Start gehen. Der Mehrverbrauch macht sich im Vergleich zum Ford nach 20000 Kilometern mit rund 152 Euro bemerkbar. Und auch die Wartung kostet mindestens 141 Euro mehr pro Jahr - unterm Strich ist der Kia also alles andere als ein Sonderangebot. Als umso günstiger entpuppt sich der Galaxy, dessen Basisausstattung jedoch ein CD-Radio fehlt - es kostet 730 Euro Aufpreis, im Kia und VW ist es serienmäßig mit dabei. Dieses Manko gleicht der Ford allerdings spätestens beim Wiederverkauf wieder aus. So beträgt sein prognostizierter Wertverlust nach vier Jahren 16848 Euro, der des Kia 17076 Euro und der des deutlich teureren VW 17625 Euro. Andererseits überzeugt der Sharan mit sehr geringen Werkstattkosten. Inspektionen und Wartungen summieren sich für den Volkswagen pro Jahr auf nur 473 Euro.
Kosten/Umwelt | Max. Punkte | Ford Galaxy 2.0 TDCi | VW Sharan 2.0 TDI | Kia Carnival 2.9 CRDi |
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Bewerteter Preis | 675 | 345 | 340 | 348 |
Wertverlust | 50 | 58 | 55 | 57 |
Ausstattung | 25 | 44 | 48 | 40 |
Multimedia | 50 | |||
Garantie/Gewährleistung | 50 | 18 | 24 | 22 |
Werkstattkosten | 20 | 40 | 43 | 37 |
Steuer | 10 | 28 | 28 | 15 |
Versicherung | 40 | 41 | 40 | 33 |
Kraftstoff | 55 | 37 | 37 | 35 |
Emissionswerte | 25 | 71 | 76 | 67 |
Kapitelbewertung | 1000 | 682 | 691 | 654 |
Fazit
Am Sieg des Ford Galaxy gibt es am Ende dieses Vergleichstests keine Zweifel: Der neue Siebensitzer aus Köln ist seinem langjährigen Wegbegleiter von VW, dem Sharan, einfach eine Generation voraus. Mit seiner bemerkenswerten Sportlichkeit setzt er völlig neue Maßstäbe in diesem Segment und kehrt das weitverbreitete Vorurteil – Familien-Van = Spaßbremse – eindrucksvoll ins Gegenteil um. Nicht minder erstaunlich aber ist, dass der gut verarbeitete und einfach bedienbare Wolfsburger - obwohl inzwischen in die Jahre gekommen - dem deutlich preiswerteren Kia Carnival noch immer die Stirn bieten kann. Ausgerechnet im Kostenkapitel setzt sich der VW, dessen Nachfolger erst Anfang 2009 startet, entscheidend ab, denn der nominell fast 3000 Euro günstigere Koreaner verspielt diesen Vorteil durch hohe Aufwendungen für Betrieb und Unterhalt.
Gesamtbewertung
Max. Punkte | Ford Galaxy 2.0 TDCi | VW Sharan 2.0 TDI | Kia Carnival 2.9 CRDi | |
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Summe | 5000 | 3308 | 3145 | 3120 |
Platzierung | 1 | 2 | 3 |