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Geht auch ganz einfach:

Toyota Land Cruiser: Land Cruiser 60th Anniversay und BJ42 Über den Horizont

Im Herbst des Jahres 218 v. Chr. überquert Hannibal die Alpen und macht Unmögliches möglich. 2229 Jahre später sind wir im Toyota Land Cruiser auf derselben Route unterwegs

Wochen, ja Monate ist das riesige Heer bereits unterwegs. Aus Spanien kommend, kriecht ein Tross von 50.000 Mann, 9000 Reitern und – so erzählt es der antike Geschichtsschreiber Polybios – 37 Kriegselefanten die Rhône hinauf in Richtung Norden. An kalten Tagen glitzern in der Ferne in Richtung Sonnenaufgang schneebedeckte Berge. Die Soldaten stammen aus dem nordafrikanischen Karthago und wollen endlich der verhassten Dominanz des gefräßigen römischen Reichs ein Ende bereiten. Der karthagische General hasst Rom nicht nur abgrundtief, er ist auch ein kühner Stratege – und er hat Mut. Seine Kundschafter haben ihm berichtet, dass es einen Weg in den Rücken der Feinde gibt: Während die Römer wachsam hinaus aufs Mittelmeer starren oder in Richtung der spanischen Provinzen Karthagos, beschließt Hannibal Barkas das Unmögliche: Er wird seine Männer in einem Gewaltmarsch über die Alpen führen. Und dann plötzlich vor Rom stehen. Völlig überraschend und mit mörderischen Absichten.

Es ist bereits spät im Oktober, als die Männer endlich die Alpen erreichen. Und dann fallen die ersten Schneeflocken. Immer höher windet sich der endlose Zug durch die winterlichen Berge, auf den mächtigen Rampen hinauf zu den im Wolkendunst verborgenen Gipfeln und schmalen Passhöhen kommen die Menschen und Tiere kaum voran. Rutschend, frierend, stumm vor Anstrengung, am Ende der ihnen bekannten Welt versucht dieses Heer, Geschichte zu schreiben. Oder vielleicht auch nur nicht einfach zu sterben. Ein fast 60.000 Mann umfassendes Selbstmord-Kommando ...

 

Auf Hannibals Spuren

Exakt 2229 Jahre später, im Oktober 2011, rollen zwei Toyota Land Cruiser durch dieselbe Gegend. Die Welt hat sich geändert: Das Römische Reich ist nach seiner rund 800 Jahre dauernden Dominanz längst untergegangen. An Karthago erinnern nur noch Steine. Und auch die Alpen haben ihr Gesicht drastisch verändert: Lift-Anlagen auf den höchsten Gipfeln, Tunnel und Autobahnen durchschneiden die Eingeweide und Täler der Berge, ein dichtes Straßennetz zieht sich durch die ehemals so grausame, Ehrfurcht gebietende Bergwelt.

Der Pfad Hannibals ist allerdings immer noch wild: Zwar ist die Route zwischen Isère-Tal in Frankreich und dem oberitalienischen Turin ohne Probleme auf der D1006 zu befahren, wer allerdings genau an der Stelle den Alpenkamm überqueren will, an der die Elefanten Hannibals müde durch tiefen Schnee gestolpert sind, muss zu Fuß gehen oder mit dem Mountainbike fahren. Oder eben ein Auto benutzen, das ähnliche Kämpfer-Qualitäten besitzt wie Hannibals Legionen.

Der kleine Säumerpfad am Col de Clapier ist also ideales Terrain für den Toyota Land Cruiser. Und auch hier haben wir es mit Geschichte zu tun, mit Krieg und Frieden: Vor 60 Jahren hat Toyota den unverwüstlichen Gelände-Elefanten zum ersten Mal verkauft – als Militärfahrzeug.

Als zivilen, weltberühmten Hardcore-Offroader haben wir aber ein Modell der vierten Generation dabei, einen BJ42 von 1982 mit 90 PS starkem Vierzylinder-Diesel. Rumorende Kernigkeit aus 3,4 Liter Hubraum. Weniger Hubraum hat der Neuzeit-Land Cruiser, der voraus komfortabler und kräftiger die Pace macht: ein Toyota Land Cruiser 60th Anniversary, das Jubiläums-Modell mit 190-PS-Turbodiesel. Wäre nicht der grummelnde Groß-Diesel mit seinen vier Pötten, könnte man den modernen Land Cruiser beinahe für eine Reise-Limousine halten, so komfortabel ist er auf der Autobahn hierher geschwebt. Mit dem Oldie auf einem Anhänger an der Hängerkupplung: „900 Kilometer Starrachse mit Blattfedern, da reitest du lieber auf einem Elefanten“, grinst Max Engel, Besitzer des alten Land Cruiser. Um dann – Vorglühen nicht vergessen – das alte Eisen wacker den Berg hinaufzutreiben.

Und nun lässt sich auch der Jubel-Land Cruiser plötzlich den Geländegänger anmerken: Heftiges Schieben in Kurven, mit schwerer Schräglage durch die ersten Serpentinen, da grüßen nun auch hier die langen Federwege und die hintere Starrachse.

 

Steigeisen erforderlich

Gut, dass schon bald der schmale Geröllpfad hinauf zum Col du Clapier abzweigt. Reduktionsgetriebe aktiviert, und dann mahlt sich das Generationen-Treffen stetig den Berg hinauf. Die Strecke wird jedoch schnell immer schmaler, felsiger, bösartiger. Löst sich regelrecht auf. Fußballgroßes Geröll, tief ausgewaschene Rinnen und so steile Passagen, dass es nur noch mit kompletter Sperrung aller Differenziale und gelegentlich rücksichtslosem Vollgas-Brechstangen-Einsatz weitergeht. Irgendwann befürchten wir gar, den Alten aus Rücksicht aufs Material zurücklassen zu müssen. Hier soll ein Heer durchgekommen sein? Bei Schnee? – Unser Respekt für die unglaubliche Leistung der Karthager steigt mit jedem Höhenmeter. Unfassbar, man muss die halsbrecherische Steilheit und zermürbende Unbegehbarkeit dieses Geländes gesehen haben – und kommt nur im Land Cruiser hin.

Wohlgemerkt: Das ist nur der Aufsteig. Hinunter in Richtung Turin fällt das Gelände über 45 Grad steil. Tief unten locken Haine, Gärten, ein glitzernder Fluss. Nach 15 Tagen sind 218 v. Chr. 26.000 Halbtote in der Gegend des heutigen Turin angekommen … Die zwei Land Cruiser stehen ganz klein und andächtig in der warmen Oktober-Sonne 2011.
Johannes Riegsinger

DATEN & FAKTEN: Toyota Land Cruiser BJ42

ANTRIEB
R4-Zylinder-Dieselmotor, 2-Ventiler, Hubraum: 3431 cm3, Verdichtung:21:1, Leistung: 66 kW/90 PS bei 3500/min,
max. Drehmoment: 216 Nm bei 2200/min

AUFBAU
Dreitüriger Geländewagen, Stahl-Karosserie auf Stahl-Leiterrahmen

KRAFTÜBERTRAGUNG
4-Gang-Getriebe, manuell; Allradantrieb, zuschaltbar mit manuell betätigten

FAHRWERK
rundum: Starrachse, Blattfedern, Dämpfer; Bremsen vorn: Scheiben; hinten: Trommeln; Bereifung rundum: 205/80 R 16

MAßE & GEWICHT
L/B/H: 3975/1665/1950 mm; Radstand: 2285 mm; Leergewicht: ca. 1700 kg; Zuladung: 640 kg

FAHRLEISTUNGEN*
Beschleunigung: 0 auf 100 km/h in 25,0 s; Höchstgeschwindigkeit: 125 km/h

GRUNDPREIS:
27.990 Mark (1982)

DATEN & FAKTEN: Toyota Land Cruiser 3.0 D-4D

ANTRIEB
R4-Zylinder, Turbodiesel, 4-Ventiler, Bohrung x Hub: 96 x 103 mm, Hubraum: 2982 cm3, Verdichtung: 15,0:1; Leistung: 140 kW/190 PS bei 3400/min; max. Drehmoment: 420 Nm bei 1600 – 3000/min

AUFBAU
Fünftüriger Geländewagen, Stahl-Karosserie auf Stahl-Leiterrahmen

KRAFTÜBERTRAGUNG
5-Stufen-Automatik; Allradantrieb, perm.; Sperrdiefferenzial

FAHRWERK
v.: Doppel-Querlenkerachse, Federn, Dämpfer, Stabi.; h.: Starrachse, Längslenker, Panhardstab, Federn, Dämpfer, Stabi.; VSC (ESP); Bremsen: v./h. innenbel. Scheiben; ABS, Bremsassistent; Bereifung: v./h. 265/60 R 18

MAßE & GEWICHT
L/B/H: 4760/1885/1890 mm; Radstand: 2790 mm; Leergewicht: 2180 kg; Zuladung: 810 kg

FAHRLEISTUNGEN
Beschleunigung: 0 auf 100 km/h in 11,0 s; Höchstgeschwindigkeit: 175 km/h; EU-Verbrauch: 8,1 l D/100 km, CO²: 213 g/km

GRUNDPREIS:
Grundpreis: 59.850 Euro

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