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Geht auch ganz einfach:

Supersportwagen Scharf gemacht

Inhalt
  1. Karosserie
  2. Fahrkomfort
  3. Motor und Getriebe
  4. Fahrdynamik
  5. Umwelt und Kosten
  6. Fazit

Zwölfzylinder gegen Sechszylinder-Turbo, 640 PS gegen 480 PS, Italien gegen Deutschland das gibt nicht erst seit der Fußball-WM eine besondere Würze. Auch das direkte Duell Lamborghini gegen Porsche verspricht viel Spannung

Vor einem Porsche 911 Turbo bleibt heutzutage niemand mehr voller Ehrfurcht stehen: Er gehört schon fast zum gewohnten Straßenbild. Will man den Showeffekt, muss es schon etwas exotischer sein: Lamborghini ist da das richtige Zauberwort. Und nicht etwa der kleine Gallardo, sondern der große und starke Murciélago, der gerade kräftig überarbeitet wurde und nichts von seinem Charisma verloren hat. Wenn die Flunder dann noch in der von uns gefahrenen schrill-grünen Lackierung daherkommt, gibt es für die Passanten kein Halten mehr. Aufgerissene Münder und hinterherzeigende Finger begleiten den italienischen Supersportler überall. Aber: Ist er nur ein Hingucker, oder steckt auch ein echtes Sportlerherz unter der schnittigen Kunststoffschale? Im direkten Vergleich mit der deutschen Ikone des Sportwagenbaus, dem 911 Turbo, muss er seine Fähigkeiten unter Beweis stellen. Maßband und vor allem die Stoppuhr sind da gefragt.

 

Karosserie

Verglichen mit dem Porsche scheint die extravagante Flunderform des Murciélago aus einer anderen Welt zu stammen. Mit seinen extremen Proportionen, angefangen bei der Breite von über zwei Metern bis hin zu der Höhe von lediglich 1,13 Metern sowie den nach oben öffnenden Türen, bewegt sich der Italiener im normalen Straßenverkehr wie ein Hecht im Karpfenteich. Die Enge im Innenraum und die kaum vorhandene Sicht nach draußen stören den Lambo-Fahrer aber nur wenig. Begeistert ist er von der Qualität und der Verarbeitung seines Gefährts, die mit dem Preis im Einklang stehen. Auch der Porsche überzeugt hier. Zudem kann er zur Not bis zu drei Mitreisende transportieren, und seine Bedienung ist ausgesprochen benutzerfreundlich.

KarosserieMax. PunktePorsche 911 TurboLamborghini Murciélago LP640
Raumangebot vorn1006055
Raumangebot hinten10010
Übersichtlichkeit705823
Bedienung/ Funktion1008068
Kofferraumvolumen1001218
Variabilität1005
Zuladung/ Anhängelast80151
Sicherheit1508525
Qualität/ Verarbeitung200188190
Kapitelbewertung1000513380
 

Fahrkomfort

Schon der Dreh am Zündschlüssel und das daraus resultierende infernalische Fauchen des Lamborghini-Triebwerks lassen einem das Blut in den Adern gefrieren. Das einzigartige Zusammenspiel aus tiefer und beengter Sitzposition eingepfercht zwischen Mitteltunnel, flacher Frontscheibe, massivem Seitenschweller und Motorschott und dieser Überdosis Motorsound führt zu einer berauschenden Adrenalinausschüttung. Zudem vermittelt die niedrige Sitzposition - man hockt schließlich fast auf dem Asphalt - einen intensiven Kontakt zur Fahrbahn. Beim Porsche geht es etwas sanfter und ruhiger zu. Sein Triebwerk ist kaum zu hören, und die Dämpfung bügelt Unebenheiten aller Art feinfühliger aus. Trotzdem hinterlässt der Zuffenhausener einen etwas stuckerigen Eindruck, besonders bei kurz aufeinanderfolgenden kleinen Wellen. Mit seinen guten Ablagemöglichkeiten und der einfachen Erreichbarkeit aller Bedienelemente zeigt er, dass er nicht so extrem ausgelegt ist wie sein italienischer Konkurrent.

FahrkomfortMax. PunktePorsche 911 TurboLamborghini Murciélago LP640
Sitzkomfort vorn15010095
Sitzkomfort hinten10010
Ergonomie15011299
Innengeräusche50
Geräuscheindruck1007270
Klimatisierung502633
Federung leer2009078
Federung beladen2009078
Kapitelbewertung1000500453
 

Motor und Getriebe

Beim Murciélago wartet im Heck ein V12-Zylinder-Mittelmotor mit 640 PS und 6,5 Liter Hubraum auf seinen Einsatz. Je zwei obenliegende, phasenverstellbare Nockenwellen pro Zylinderreihe, vier Ventile pro Zylinder und Trockensumpfschmierung sind technischer Standard bei Lamborghini. Dagegen hören sich die Werte des im Heck des 911 untergebrachten Sechszylinder-Boxer schon fast bescheiden an: 3,6 Liter Hubraum und 480 PS. Immerhin unterstützen ihn zwei Abgasturbolader bei seiner Kraftentfaltung. Und mit dieser braucht er sich vor dem vermeintlich übermächtigen Gegner nicht zu verstecken. Zwar verliert er die Sprintwertung erwartungsgemäß gegen den LP640, aber der Abstand ist geringer als erwartet: Während der Murciélago nach 3,8 Sekunden die 100-km/h-Marke durcheilt, benötigt der Schwabe bei dieser Übung lediglich ein Zehntelchen mehr. Bis 200 km/h fährt der Lambo 0,5 Sekunden Vorsprung heraus. Seine größte Stärke ist aber sein Durchzugsvermögen. 660 Newtonmeter Drehmoment stehen zur Verfügung. Da ist es im Grunde egal, welcher Gang gerade eingelegt ist - der Murciélago verzeiht nahezu jede Schaltfaulheit. Unter kräftigem Gebrüll aus der mittig im Heck platzierten Auspuffanlage schnellt er nach vorn. Sein Allradantrieb in Verbindung mit den ultra-breiten Pirelli Semi-Slicks der Dimension 335/30 ZR 18 an der Hinterachse lassen so gut wie nie durchdrehende Räder zu. Es geht mit ihm vorwärts wie von einem Katapult abgeschossen. Hat die Flunder erst einmal Fahrt aufgenommen, stürmt sie bis zur Spitze von 340 km/h. Bei 310 km/h muss der Turbo-Fahrer vorher die Segel streichen.

Motor und GetriebeMax. PunktePorsche 911 TurboLamborghini Murciélago LP640
Beschleunigung150196197
Elastizität100
Höchstgeschwindigkeit150180200
Getriebeabstufung1009693
Kraftentfaltung504550
Laufkultur1009087
Verbrauch32575
Reichweite251010
Kapitelbewertung1000692637
 

Fahrdynamik

Auf dem Handling-Parcours geht es unglaublich schnell voran, und zwar mit beiden Kandidaten. Normalfahrten auf öffentlichen Straßen sind eine Sache, die Hatz im Grenzbereich eine ganz andere. Beide Kontrahenten zeigen hier, dass sie nicht nur schnell sind, sondern dass auch der Fahrer über ein geschärftes Reaktionsvermögen und ein gewisses fahrerisches Talent verfügen sollte. Zwar sind die Sportler mit einem Allradantrieb ausgerüstet, beim Murciélago verzichten die Italiener aber auf den Einbau der elektronischen Stabilitätshilfe ESP. Der Turbo-Fahrer kann das hier PSM genannte Antischleudersystem ganz abschalten. Grundsätzlich sind beide untersteuernd ausgelegt. Die Elektronik des Porsche hält den Turbo sicher auf Kurs, bei Bedarf bremst sie ihn auch kräftig ein. Doch von Runde zu Runde nehmen der Mut und das Vertrauen des Fahrers zu. Die Fahrt im Grenzbereich beginnt - beim Turbo ist das PSM inzwischen abgeschaltet. Jetzt fängt er nervös an, mit der Hinterachse zu tänzeln. Jeder noch so leichte Gaslupfer in der Kurve veranlasst das Heck, den Weg zum Kurvenaußenrand zu suchen. Das geschieht zwar nicht abrupt, aber sehr nachdrücklich. Gegenreaktionen müssen blitzschnell kommen, soll die Fuhre nicht in einem Dreher enden. Der Italiener reagiert wiederum ausgesprochen giftig auf den zurückgenommenen Gasfuß in der Kurve. In typischer Mittelmotor-Manier keilt das Heck nach Überschreiten des immens hoch angesiedelten, aber auch schmalen Grenzbereichs nach außen aus, dass kaum Zeit für Gegenwehr bleibt. Der kleine Lenkeinschlag schränkt die Reaktionsmöglichkeiten zudem ein. Da sich dies alles erst im sehr hohen Geschwindigkeitsbereich abspielt, kann von lustvollen Drifteinlagen bei keinem der beiden Sportler die Rede sein. Aber wie gesagt: Das spielt sich in Regionen ab, die man im normalen Straßenverkehr niemals erreicht. Dank seiner vorhandenen Kraft erzielt der Italiener die schnelleren Rundenzeiten, der Fahrer ist aber auch früher an seinen physischen Grenzen angelangt. Noch deutlicher zeigen sich die Lastwechselreaktionen von Porsche und Lamborghini beim Slalom. Nur wer den ganz schmalen Grenzbereich genau trifft, ist hier auch wirklich schnell. Unterstützt wird der Fahrer in beiden Fällen bei seiner Arbeit am Volant von direkt und zielgenau arbeitenden Lenkungen. Die des Murciélago ist allerdings nicht so gut gedämpft und verlangt mehr Kraftaufwand. Wer so zügig unterwegs ist, muss sich auf sichere Bremsen verlassen können. Die feinfühlig zu dosierende Anlage des Porsche erzielt in warmem Zustand mit 33,2 Metern aus 100 km/h bis zum Stillstand einen um 80 Zentimeter besseren Wert als die des Lambo. Die Bremse des Italieners benötigt eine gewisse Betriebstemperatur, ehe sie wirklich kräftig zupackt.

FahrdynamikMax. PunktePorsche 911 TurboLamborghini Murciélago LP640
Handling150150150
Slalom1008692
Lenkung10010094
Geradeauslauf504444
Bremsdosierung302525
Bremsweg kalt150150135
Bremsweg warm150150150
Traktion1008385
Fahrsicherheit150132122
Wendekreis2016
Kapitelbewertung1000936897
 

Umwelt und Kosten

Wer mit diesen beiden Boliden durch die Lande rollt, muss sicher nicht auf den Euro achten. Für einen Lambo gibt es aber fast zwei 911 Turbo. Und bei den Unterhaltskosten zählt der Italiener auch nicht gerade zu den Kostverächtern. Da müssen auch Gutbetuchte ihre Euro gut im Blick haben, wenn sie diese Investition wagen.

Kosten/UmweltMax. PunktePorsche 911 TurboLamborghini Murciélago LP640
Bewerteter Preis67547
Wertverlust50
Ausstattung255031
Multimedia50
Garantie/Gewährleistung501817
Werkstattkosten2022
Steuer103418
Versicherung4024
Kraftstoff5512
Emissionswerte256966
Kapitelbewertung1000276132
 

Fazit

Einen dieser beiden Supersportler als Sieger zu küren, fällt nicht leicht, auch wenn der Stuttgarter auf dem Papier klar die Nase vorn hat. Er gewinnt, weil er nicht ein Extremist, sondern eher ein kompromissbereites Auto ist und trotz seiner geringeren Motorleistung bei der Dynamik mit dem italienischen Superstar mithalten kann. Der Murciélago hingegen begeistert mit extrovertierter Optik und dem Bonus, etwas ganz Besonders zu sein: ein echter Sportler mit allen Wenn und Aber, was eben so dazugehört.

Gesamtbewertung

Max. PunktePorsche 911 TurboLamborghini Murciélago LP640
Summe500029172499
Platzierung12

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