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Geht auch ganz einfach:
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Peugeot RCZ R im Test: Bilder und technische Daten Endstufe R

Wo R draufsteht, muss auch Rennsport drin sein! Also rein mit der Messapparatur in den stärksten Serien-Peugeot aller Zeiten, den RCZ R mit 270 PS. Einzeltest

Schon einmal saß der Autor dieses Textes in einem Peugeot RCZ mit 270 PS. Das ist gut 18 Monate her, und es ging 24 Stunden lang im Kreis – auf dem Nürburgring gegen ein Rudel anderer Rennfahrzeuge. Damals war das Coupé mit einem Käfig ausgekleidet, als Sitz diente eine Recaro-Schale. Dieses Mal ist der Innenraum mit sauber vernähtem Leder ausgekleidet, der geschlossene Gurt hat bloß drei statt sechs Anbindungen, und auch sonst sieht fast alles aus wie in einem ganz normalen RCZ. Nur die Metall-Plakette mit rotem R und Peugeot-Sport-Schriftzug gibt einen Hinweis darauf, dass es sich um keinen herkömmlichen RCZ handelt, sondern um den R, die stärkste Version dieser in Österreich bei Magna gefertigten Baureihe. Die RCZ-Endstufe sozusagen.

 

Fest stehender Spoiler und tiefer gelegte Karosserie

Betrachtet man die jüngst überarbeitete Front des 1,35 Meter flachen Franzosen, weist ebenfalls nur ein zwei mal drei Zentimeter kleines R im Kühlergrill darauf hin, wer hier angerollt kommt. Die Designer aus Sochaux mögen’s wohl dezent. Erst wenn man den RCZ passieren lässt, zeigt er, dass er ein R ist – mit fest stehendem Heckspoiler auf dem Kofferraum-Deckel und zwei oberarmdicken Endrohrblenden, integriert in einen angedeuteten Diffusor. Jetzt wird klar, mit wem wir es zu tun haben.

Auf dem Weg zum Testgelände rollt das Coupé zunächst gemütlich durch die Stadt. Keine Anfahrschwäche, die Schaltung ist knackig, die Gänge rasten sauber ein. Auch der Geräuschkomfort  stimmt, nur bei rund 2200 Touren gibt die Abgasanlage einen akustischen Vorgeschmack darauf, was uns später erwartet. Nicht zu dröhnig, aber doch deutlich vernehmbar. Gerade richtig.

Der Blinker klickt, und es geht auf die Autobahn. Stau. Im Stop-and-Go-Tempo kommt man nur langsam voran – mit dem alltagstauglichen RCZ R kein Problem. Dann ist die Bahn frei. Kleinste Bewegungen auf dem Gaspedal nimmt der hochgezüchtete Motor prompt an, mit minimaler Verzögerung kommt auch der Turbolader auf Touren und drückt mit maximal 1,6 bar Luft in die vier Brennräume des Direkteinspritzers. Das Aggregat stammt aus der Motorenpartnerschaft mit BMW und wurde grundlegend überarbeitet. Alu-Kolben von Mahle-Motorsport, neue Pleuellagerschalen sowie ein Abgaskrümmer aus Stahl sollen gewährleisten, dass der Vierventiler wegen der gestiegenen Zylinderdrücke und der höheren Temperaturen nicht in die Knie geht.

Rund 180 km/h schnell saust der serienmäßig mit 19-Zöllern bereifte RCZ R über die A1 in Richtung Süden. Der R liegt wie ein Brett, nur die Hinterachse stört, wenn sie Fugen oder Kanten schlucken muss und versetzt leicht. Ein kurzer Zug am Schaltknauf, und der sechste Gang rastet ein – bei Tacho 215.

Das Coupé schiebt weiter an und dröhnt bei rund 5500 Umdrehungen kurz auf. Die Drehzahlnadel wandert bis in den roten Bereich, und eigentlich müsste die Elektronik der Beschleunigung bald ein Ende machen. Kurz bevor der Vierzylinder bei 6800 Touren in den Begrenzer läuft, brechen wir den Versuch ab. Das GPS-Messgerät meldet echte 252 km/h. Alle Achtung. Abermals pulsiert der Blinker – und der RCZ nimmt Kurs in Richtung Teststrecke.  Mit 6,1 Sekunden von null auf 100 km/h liegt der Sportler zwei Zehntelsekunden über der Werksangabe und bringt die Kraft dank Sperrdifferenzial erstaunlich effizient auf die Straße.

Bei der Elastizitätsmessung unterbietet er die Testergebnisse von Peugeot hingegen um fast eine halbe Sekunde – das Zusammenspiel aus kurz übersetztem Getriebe und 330 Nm starkem Turbo-Punch zwischen 1900 und 5500 Touren klappt ausgezeichnet. Unterstützt von den 235 Millimeter breiten Eagle F1-Reifen von Goodyear packt auch die Bremsanlage bissig zu. Aus Tempo 100 steht der 1350 kg schwere 2+2-Sitzer bereits nach 34,7 Metern (kalt) und sogar nach 33,1 Metern mit warmer Anlage.

Die Daten sind im Kasten, jetzt geht’s für ein paar Runden auf den Handlingkurs – dem Element des R, wie sich schnell herausstellt. Er giert nur so nach Kurven, bringt seine Kraft trotz abgeschalteten ESP gut auf den Asphalt, bleibt bei plötzlichen Lastwechseln völlig ruhig und folgt immer brav den Befehlen des Fahrers. Klar, irgendwann beginnt auch er zu untersteuern, aber die griffigen Gummis sowie die Torsen-Differenzalsperre verhindern Schlimmeres. Direkt und zackig ist auch die Lenkung, allerdings wirkt sie etwas synthetisch mit enorm hohem Rückstellmoment. Außerdem würde dem Peugeot RCZ R das Mini-Volant aus dem 208 oder dem 308 besser stehen. Okay, denken wir nach dieser Spritztour, da geht doch noch mehr.

Wie wäre es mit einer RS-Version? Alibi-Rückbank, Multimedia-Schnickschnack und Leder-Chi-Chi raus, dafür tief montierte Schalensitze und ein handliches Lenkrad rein – fertig ist ein richtig tolles Sportgerät. Dann könnte man vielleicht auch den stolzen Preis von 41.500 Euro noch ein bisschen drücken.

TECHNIK
 

Peugeot RCZ R 270 THP
Motor 4-Zylinder, 4-Ventiler, turbo, Direkteinspritzung
Hubraum 1598 cm3
Leistung 199 kW / 270 Ps bei 6000 /min
Drehmoment 330 nm bei 1900 – 5500 /min
Nockenwellenantrieb Kette
Getriebe 6-Gang, manuell
Antrieb Vorderrad
Fahrwerk v.: McPherson-Federbeine, Querlenker, Stabilisator; h.: Verbundlenkerachse, Federn, Dämpfer, Stabilisator; ESP
Bremsen v.: innenbelüftete Scheiben (380 mm); h.: Scheiben (290 mm); ABS, Bremsassistent
Bereifung 235/40 ZR 19 Y; Goodyear Eagle F1 Asymmetric 2
Felgen 9 x 19
L/B/H 4287/1845/1352 mm
Radstand 2612 mm
Leergewicht / Zuladung 1350 / 430 kg
Kofferraumvolumen 321 – 639 l
Abgasnorm Euro 6
Typklassen HP 18/VK 26/TK 26
MESSWERTE
 
0 - 100 km/h 6,1 s
Höchstgeschwindigkeit1,2 250 km/h
Elastizität 60 – 100 km/h in 5,5 s (5. Gang), 80 – 120 km/h in 6,4 s (6. Gang)
Bremsweg 100-0 km/h 100 – 0 km/h kalt/warm 34,7/33,1 m
Verbrauch 10,0 l s/100 km
EU-Verbrauch1 6,3 l s/100 km
CO2-Ausstoß1 145 g/km
Tankinhalt 55 l
KOSTEN  
Grundpreis 41.500 Euro; Dach karbonbeschichtet 1500 Euro, Einparkhilfe v. 200 Euro, Lederpaket
400 Euro, Metallic-Lack 520 Euro, 3D-Navi inkl. 10-GB-Festplatte 1140 Euro
1Werksangaben; 2elektronisch abgeregelt
Unser Fazit

Was Peugeot aus dem 1,6-Liter-Motörchen holt, ist enorm. Beschleunigung, Durchzug und Klang sind klasse, der hohe Spritverbrauch ist verschmerzbar. Auch das Handling stimmt – dank Sperrdiff und exzellenter Pneus. Jedoch braucht die Lenkung Feinschliff, die aufpreispflichtigen Ledersitze passen nicht zu einem echten R, und der Preis ist für diese Klasse zu hoch

Paul Englert

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