close
Schön, dass du auf unserer Seite bist! Wir wollen dir auch weiterhin beste Unterhaltung und tollen Service bieten.
Danke, dass du uns dabei unterstützt. Dafür musst du nur für www.autozeitung.de deinen Ad-Blocker deaktivieren.
Geht auch ganz einfach:
Alle Tests zum Opel Zafira

Opel Zafira - Vergleich der Antriebe: CNG und LPG vs. Benziner und Diesel Komplettes Spektrum

Opel bietet den Zafira Tourer für vier verschiedene Kraftstoffsorten an. Neben Diesel und Benzin kann der Van auch mit flüssigem Autogas oder Erdgas betrieben werden. Ein ausführlicher Vergleich der Konzepte

Der schicke Opel Zafira Tourer gehört seit seiner Markteinführung vor gut zwei Jahren nicht umsonst zu den erfolgreichsten Vans in Deutschland. Er ist sehr geräumig, überaus komfortabel und erstaunlich sportlich. Eigenschaften, die ihm  etliche Klassensiege in AUTO ZEITUNG-Vergleichstests beschert haben. Weil es den großen Rüsselsheimer neben den Benzin- und Dieselvarianten zudem als Flüssig- und Erdgasversion gibt, erschließt er sich nebenbei auch bei Freunden alternativer Antriebe eine große Fangemeinde. Wir haben alle vier Zafira-Varianten zum Test bestellt, um eine Frage zu beantworten: Welcher Antrieb ist für wen die richtige Wahl?

 

Opel Zafira 2014 Antriebsvergleich: Platz ohne Kompromiss

Zum technischen Verständnis: Bei dem an vielen Tankstellen angebotenen Autogas handelt es sich um Flüssiggas oder LPG (Liquefied Petroleum Gas) – eine Mischung aus Propan und Butan, wie man sie aus Feuerzeugen kennt. Es kostet etwa 73 Cent pro Liter und wird mit bis zu acht bar flüssig in einen Drucktank gefüllt, der von der Form her in eine Reserveradmulde passt. Im Gegensatz dazu muss ein Erdgasauto Hochdruckflaschen unter dem Unterboden verstauen, die Drücke von bis zu 250 bar vertragen – ein Nachrüsten ist deshalb nicht möglich. Das CNG (Compressed Natural Gas) ist tatsächlich gasförmig und kommt als fossiler Energieträger in der Natur vor. Die Preise im deutlich dünner gesäten Tankstellennetz werden pro Kilogramm angegeben. In der Regel kostet ein Kilogramm Erdgas etwa 90 Cent.

Soviel zur Theorie. In der Praxis sieht man den verschiedenen Zafira-Modellen ihre Antriebsart zunächst nicht an, denn keine Variante fordert Abstriche beim Platzangebot. Alle Modelle bieten üppige 710 bis 1960 Liter Kofferraumvolumen und sind wahlweise als Fünf- oder Siebensitzer zu haben. Die dritte Sitzreihe, die sich komplett im Kofferraumboden versenken lässt, kostet hier wie da 700 Euro Aufpreis.

Gewichtsunterschiede gibt es dennoch. Leichtester im Testfeld ist der Benziner (1650  kg), der übrigens auch die Preiswertung anführt. Mit 25.250 Euro ist der 1,4-Liter-Turbo  (140  PS) ganze 2200 Euro günstiger als der 1.4 LPG, der den gleichen Motor nutzt. Im Heck versteckt dieser aber zusätzlich zum herkömmlichen 58-Liter-Benzintank noch einen 87-Liter-Flüssiggasbehälter. Klar, dass der Autogas-Zafira so mit gefülltem Vorrat deutlich schwerer ist.

An das relativ hohe Gewicht des Erdgas-Modells (1768 kg) mit seinen massiven Unterflur-Hochdruckflaschen reicht er aber nicht heran. Die können zwar bis zu 25 Kilogramm CNG speichern, benötigen dafür aber viel Platz. So muss das Benzinreservoir auf nur 15 Liter verkleinert werden. Ein solcher Aufwand kostet Geld. Der Opel Zafira Tourer 1.6 CNG steht mit 28.350 Euro ganz oben in der Preisliste – er ist sogar noch 100 Euro teurer als das Dieselmodell 1.6 CDTI mit 136 PS. Beim Selbstzünder handelt es sich um Opels neuestes Aggregat, das als einziges im Testfeld die Abgasnorm Euro 6 erfüllt.

Auch beim Fahren hebt er sich von den anderen Modellen ab. Das üppige Drehmoment von 320 Newtonmetern und die lange Getriebeübersetzung machen den Diesel zur ersten Wahl für Langstrecken. Zudem gewöhnt man sich schnell an den Punch aus tiefen Drehzahlen. Dagegen wirken die anderen geradezu schwachbrüstig.

Bei den Gas- und Benzinmodellen müssen für Zwischensprints schon ein, zwei Gänge heruntergeschaltet werden. Knackig geführt sind die Gänge von Haus aus, allerdings hinterlässt nur die kurze Übersetzung im  Benzinmodell einen wirklich sportlichen Eindruck. Zum Vergleich: Liegen hier bei Tempo 100 schon 2400 Touren im sechsten Gang an, sind es im Erdgas-Zafira gerade mal 2000 Umdrehungen. Was zunächst ökonomisch klingt, erweist sich in der Praxis als etwas nerviges Phlegma. Denn um im sechsten Gang von Tempo 80 auf 120 km/h zu beschleunigen, braucht es ganze 25 Sekunden (Benziner: 16,1 s). Die viel versprechenden Leistungsangaben (150 PS, 210 Newtonmeter) erreicht der Erdgasmotor nämlich erst bei sehr hohen Drehzahlen.

Die breitere Spreizung im Getriebe erschwert zusätzlich die Wahl des richtigen Gangs. Nein – der Spaß an sportlicher Fahrweise kommt in den Gasmodellen nicht auf. Dafür fehlt ihnen auch das direkte Ansprechverhalten des Benziners. Obwohl der 1.4 LPG den gleichen Motor nutzt, wirkt er längst nicht so aufgeweckt wie der Benziner im 1.4 Turbo. Das zeigt sich auch in den Beschleunigungswerten von null auf Tempo 100. Hier trennen die beiden 1,3 Sekunden.

Dass das Autogas eine etwa 20 Prozent geringere Energiedichte als Super-Kraftstoff hat, merkt man auch beim Verbrauch. Mit 9,3 Litern ist der beim LPG-Opel in diesem Vergleich am höchsten (Benziner: 7,6 l). Allerdings kostet der Liter Autogas nur etwa halb so viel wie Benzin – und der Autogas-Opel lässt sich überdies auch komplett als Benziner bewegen. Die Reichweite mit beiden gefüllten Tanks steigt so auf unschlagbare 1602 Kilometer.

Der Zafira CNG kommt auf der Testrunde der AUTO ZEITUNG mit  6,7  Kilogramm  Erdgas  pro 100 Kilometer aus. Weil ein Kilogramm  etwa 90 Cent kostet, fährt man mit ihm von den Kraftstoffkosten am günstigsten. Den kleineren Einsatzradius von 541 Kilometern sollte man allerdings ebenso im Hinterkopf behalten wie das nicht flächendeckende Angebot an Erdgastankstellen (etwa 900 in Deutschland).

Beide Gasmodelle müssen übrigens ohne Start-Stopp-System auskommen. Mit dem glänzt der sparsame Diesel-Zafira, der sich mit 6,4 Litern erwartungsgemäß am meisten zurückhält. Durch den höheren Literpreis kommt er bei den Kraftstoffkosten aber nicht gegen die Gastanker an. Spricht also alles für ein Gasmodell? Nicht ganz. Denn Zafira-Kunden müssen bei CNG und LPG auf einige Extras in der Ausstattungsliste verzichten. Weder das brillante FlexRide-Fahrwerk mit adaptiven Dämpfern und den drei Fahrmodi (Tour, Standard, Sport) noch das adaptive Fahrlicht mit Bi-Xenonscheinwerfern darf an Bord geholt werden.

Die FlexRail-Mittelkonsole, das Sportpaket sowie eine Standheizung gibt es ebenso wenig. Und warum man im LPG-Zafira auf einen Bordcomputer mit Verbrauchsstatistiken verzichten muss, bleibt rätselhaft. Die niedrigen Kilometerkosten sprechen aber für die Gasmodelle. Wer eine CNG-Tankstelle auf dem Arbeitsweg hat, kann kaum sparsamer pendeln.

Unser Fazit

Wenn man alle Kosten berücksichtigt, ist der Zafira mit Autogas (LPG) die günstigste Wahl. Er ist auf Langstrecken genauso sparsam wie die Erdgasvariante und kann auf kurzen Strecken mit der in der Anschaffung 2000 Euro günstigeren Benzinvariante mithalten. Außerdem gibt es etwa siebenmal so viele Zapfsäulen für LPG als für Erdgas-Stationen (ca. 900 in ganz Deutschland). Für den Opel Zafira 1.4 LPG spricht außerdem seine Reichweite von sagenhaften 1602 km. Hier kann der Diesel mit nur 906 km nicht mal annähernd mithalten. Auch in der Kostenbilanz spricht für den Diesel nichts, selbst wenn die Abstände bei den Kilometerkosten nur gering ausfallen. Eine Empfehlung für Wenigfahrer ist der sportliche Benziner.

Markus Schönfeld

Tags:
Copyright 2024 autozeitung.de. All rights reserved.