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VW Golf GTI im Dauertest Der Alles-Könner

Der Golf GTI überzeugte die Redaktion der AUTO ZEITUNG auf mehr als 100.000 Kilometern mit starkem Motor, sicheren Fahreigenschaften und einem praktischen Innenraum. Nur ein Mal ging dem VW die Puste aus

 

Eckdaten
PS-kW200 PS (147 kW)
AntriebVorderrad, 6 Gang manuell
0-100 km/h7.2 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit235 km/h
Preis32.228,00€

 

Sein Name: VW Golf GTI. Seine Waffe: ein 200 PS starker Vierzylindermotor mit Turbolader und Direkteinspritzung. Seine Mission: 100000 Kilometer möglichst unbeschadet zurückzulegen. Am 21. April 2006 fiel der Startschuss für den Dauertest des Golf GTI in Tornadorot.

Manch einer wird fragen: Wer braucht schon einen Kompaktwagen mit 200 PS unter der Haube, der 235 km/h schnell ist und in knapp über sieben Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 spurtet? Wir wollen ehrlich sein: sicher nicht jeder. Hat man jedoch erst einmal auf dem Sportsitz Platz genommen, das griffige Volant fest in beiden Händen, die bis 300 km/h reichende Tachoskala im Blick, stellt sich die Frage nach dem Warum nicht ersten Gang rein und los gehts.

Im GTI nahmen alle Tester mit Freude Platz, egal ob mit bescheidenen 1,70 Meter Körpergröße oder langen 2,03 Metern. Der Sportsitz passt wie angegossen – als hätte man extra bei mir Maß genommen, steht im Begleitheft des Golf. Ähnliche Einträge liest man auf diversen Seiten immer wieder. Denn dank der elektrischen Sitzeinstellung (380 Euro Aufpreis) findet jeder die passende Position. Zudem kann die Bestuhlung mit viel Seitenhalt und Langstreckenkomfort überzeugen – Eigenschaften, die nicht immer zusammen auftreten. Kommentar im Fahrtenbuch: Sehr gute, rückenfreundliche Sitze – auch für große Leute. Einziges Manko: Die schmutzempfindlichen Stoffbezüge mussten im Testverlauf immer wieder gründlich gereinigt werden.

Aber nicht nur die Sitze passen wie angegossen, auch die Position des Lenkrads, die Stellung der Pedale und die Ausrichtung aller Bedienelemente sind durchdacht, sodass die wenigen zusammenfassenden Worte Hier passt alles super eines Redakteurs treffend genug sind. Kleine Wermutstropfen: die fehlenden Knöpfe für das Radio (Multifunktionslenkrad: 305 Euro Aufpreis) am Lenkrad und die Bedienung des Tempomats. Schnell passiert es, dass der Fahrer die Lichthupe erwischt anstatt der Geschwindigkeitsregelung. Das installierte Navigationssystem (2960 Euro Aufpreis) wiederum überzeugt mit einer einfachen Bedienung und war im Test selbst beim Auffinden von kleinsten Nebenstraßen treffsicher. Auch die Regulierung der Lüftung gibt keine Rätsel auf. Allerdings erlitt der Klimakompressor gegen Dauertest-Ende einen Kollaps und musste ausgetauscht werden. Nervig war auch die plötzlich grundlos leuchtende Airbaglampe. Das Problem löste die Werkstatt mit einer neuen Steckerverbindung.

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Großes Lob erntete der bärenstarke und kultivierte GTI-Motor. Im Stand läuft er angenehm ruhig und kaum vernehmbar bei 700 Touren. Nur der sonore Klang des Endschalldämpfers dringt dezent bis zu den Insassen vor. Doch das ist nur die Ruhe vor dem Sturm, denn einmal losgelassen, entwickelt das Turbo-Triebwerk mit Direkteinspritzung enorme Kräfte. Leistung und Durchzugsvermögen des Motors sind grandios, steht im Begleitbuch. Dank direkter Gasannahme und 280 Newtonmeter Drehmoment, die schon bei 1800 Umdrehungen bereit stehen, sprintet der Golf GTI in knapp über sieben Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 – erst bei 235 km/h ist Schluss. Nur der hohe Reifenverschleiß ist ein Indiz dafür, dass der erstarkte Golf über die Vorderräder angetrieben wird. Ein Redaktionsmitglied schwärmte: Der GTI hat kaum Traktionsprobleme und zieht ohne Korrekturen am Lenkrad einfach geradeaus. Bei Rot sitzt man bloß in einem Golf. Schaltet die Ampel auf grün, erwacht der GTI. Spätestens jetzt ist das Argument, ein potenter Diesel hätte es doch auch getan, nichts mehr wert. Denn der unverwechselbare Klang des Zweiliter-Turbos macht einfach süchtig. Nicht aufdringlich, aber doch mit Bestimmtheit dröhnt er tief und lässt seine Zuhörer wissen, dass er hungrig ist und so manchem Sportwagen das Leben schwer machen kann.

Landstraßen verschlang der GTI im Verlauf des Dauertests zu Hauf. Schaltfaul ging es zum Beispiel durch die Niederlande. Schnell, aber nicht aufgeregt und ohne nervige Lastwechselreaktionen meisterte er etliche Alpenpässe. Bei der Hatz über kurvige Landstraßen waren nicht nur die Testredakteure in ihrem Element. Das Ensemble aus Fahrwerk, Lenkung, Motor, Bremse und Getriebe spielt perfekt zusammen – nichts kann den Golf aus der Ruhe bringen.

Eine wahre Freude ist es auch, den griffigen Schaltknauf über kurze Wege in die nächste Stufe zu drücken oder beim Anbremsen mit einem kurzen Zwischengas-Stoß herunterzuschalten, um das volle Potenzial der kräftigen TFSI-Maschine beim anschließenden Herausbeschleunigen auszuschöpfen. Doch nach über 60000 Kilometern stand der GTI erst einmal still – Kupplungsschaden. Ein Tester bemerkte noch beim Hochschalten hört man ein Geräusch und es gibt Probleme beim Schalten vom ersten in den zweiten Gang, doch da war es schon zu spät. Mit einem zweiten Dauertestwagen schleppten wir den roten Renner zum Vertragshändler. Reparaturkosten: 1341 Euro. Mit neuer Kupplung ging es sofort weiter, ein Dauertest ist schließlich keine Schonkur.

Auch in den Metropolen Deutschlands musste der GTI seine Qualitäten zeigen. Wer glaubt, der sportliche Golf könne den Spagat zwischen ausgeprägtem Kurvenräuber und alltagstauglichem Stadtauto nicht meistern, wird eines Besseren belehrt. Zwar bekam das straffe Fahrwerk nicht von allen Seiten Beifall – zu stuckrig, nicht wirklich optimal gelungen –, weil die Vorderachse immer genau Aufschluss über den Fahrbahnzustand gibt. Wer aber über diesen Umstand hinwegsehen kann, hat auch in der Stadt Spaß am GTI. Seine Karosserie ist kompakt, wenn auch durch die kleine Heckscheibe nicht immer gut zu überschauen. Unterstützung beim Einparken bietet die Einparkhilfe (345 Euro Aufpreis). Größere Einkäufe schluckt der 350 Liter fassende Kofferraum ohne Probleme. Mit zwei Handgriffen ist die Rückbank umgeklappt und der Stauraum um 955 Liter erweitert.

 

VW Golf GTI im Dauertest: Fahrgefühl und Verbrauchswerte

Aber nicht nur die inneren Werte des Dauertest-GTI überzeugen. Auch im fließenden Verkehr, egal ob auf breiten Hauptstraßen oder in engen Gassen, macht der Wolfsburger eine gute Figur. Bei bewusster Fahrweise ist sogar ein vergleichsweise niedriger Verbrauch möglich (neun Liter auf 100 Kilometern). Tempo 50 im fünften Gang bei 1400 Umdrehungen – kein Problem. Genauso ruhig läuft der Vierzylinder bei 70 km/h in der sechsten Welle, ohne Stottern oder Knurren.

Auf der Autobahn das gleiche Spiel. Dank des über ein extrem breites Drehzahlband verfügbaren Drehmoments (280 Newtonmeter von 1800 bis 5000/min) kann man ohne Bedenken im letzten Gang zum Überholen auf die linke Spur wechseln. Ein fester Tritt aufs Gaspedal, und die Turbine des Laders lässt die 200 vor den GTI gespannten Pferde galoppieren. Deshalb war der Golf in unserem Marathon stets die erste Wahl für lange Autobahnetappen. Außer einer pfeifenden Beifahrertür (bei der 75000-km-Inspektion behoben) blieb es im Innenraum erfreulich leise. Der niedrige Geräuschpegel, der starke Motor, die bequemen Sportsitze und das absolut gutmütige Fahrverhalten machen den Golf GTI zu einem echten GranTurismo. Im Test hatte das nur einen Haken: Wollten wir richtig Spaß haben, bekamen wir im Extremfall schon nach 350 Kilometern die Quittung – und zwar an der Tankstelle.

15 Liter auf 100 Kilometern waren keine Seltenheit, und der VW begnügt sich nicht mit Super Bleifrei. Sein austrainiertes Triebwerk verlangt nach dem Champagner unter den Treibstoffen – sündhaft teuren Super Plus. Über die gesamte Dauertest-Distanz gerechnet, kostete der Kilometer 22 Cent, knapp 75 Prozent davon mussten wir für Sprit berappen (10,6 Liter/100 Kilometer, 1,43 Euro/Liter Super Plus).

Verbräuche unterhalb der Zehnliter-Marke waren auch möglich, aber nur bei zurückhaltender Fahrweise. Keine Frage, auch die Disziplin des gemütlichen Gleitens beherrscht der GTI, doch wer kauft sich ein solches Auto, um auf der rechten Spur zu schleichen? Niemand. Denn der schnelle Golf hat einen enorm hohen Spaßfaktor, man will ihn einfach ausfahren – auch wenn das Vergnügen nicht ganz billig ist.

Leider müssen wir unseren sportlichen Langstreckenläufer nun abgeben. Was bleibt, ist die Erinnerung an einen Turbo-befeuerten Alleskönner, der uns über 100000 Kilometer ein treuer Begleiter war und uns eine Menge Spaß und kaum Kummer gemacht hat.

Modellpflege:
11/2006 Zum 30-jährigen Jubiläum des Golf GTI brachte VW das Sondermodell Edition 30 mit tiefergelegter Karosserie (20 Millimeter) und 30 Extra-PS (für jedes GTI-Jahr eines) auf den Markt

11/2007 In Erinnerung an den Pirelli Golf der ersten Generation tat sich Volkswagen erneut mit dem italienischen Reifenhersteller zusammen und präsentierte jüngst den Golf V im Pirelli-Dress. Technische Basis ist die Edition 30

Fazit

 

Der VW Golf GTI ist ein tolles Auto, das seinesgleichen in der Kompaktwagen-Klasse vergeblich sucht. Dass der trainierte Golf aber auch über 100000 Kilometer im harten Redaktionsalltag der AUTO ZEITUNG bestehen würde, konnten wir nicht voraussagen, zumal zuletzt der Touareg V10 TDI den Dauertest bei der AUTO ZEITUNG nicht ganz so problemlos absolvierte wie dieser GTI.

In der Stadt gewann der flinke Wolfsburger viele Fürsprecher durch seine kompakten Außenmaße und gute Übersichtlichkeit. Bei Autobahnfahrten punktete der Golf GTI mit seinem starkem Motor und dem niedrigen Geräuschniveau. Auf der Landstraße erntete er Lob für das perfekt ausbalancierte Fahrwerk, die präzise Lenkung und die exakte Schaltung. Sitze, Bedienung und Verarbeitung bekamen ebenfalls gute Noten. Begleiterscheinungen dieser Leistung sind ein hoher Reifenverschleiß an der Vorderachse und der durstige Turbo-Motor.

Zwei Schnitzer leistete sich der Dauertest-Golf: Einmal erlag die Kupplung zu hohen Temperaturen, später machte der Klimakompressor schlapp. Trotzdem hinterließ der Golf GTI in der Redaktion einen guten Eindruck als gelungener Alleskönner.

 

Technische Daten
Motor 
ZylinderR4 / 4 Turbo
Hubraum1984
Leistung
kW/PS
1/Min

147/200
5100 U/min
Max. Drehmom. (Nm)
bei 1/Min
280
1800 U/min
Kraftübertragung 
Getriebe6 Gang manuell
AntriebVorderrad
Fahrwerk 
Bremsenv: innenbel. Scheiben
h: Scheiben
Bereifungv: 225/40 R 18
h: 225/40 R 18
Messwerte
Gewichte (kg) 
Leergewicht (Werk)1328
Beschleunigung/Zwischenspurt 
0-100 km/h (s)7.2
Höchstgeschwindigkeit (km/h)235
Verbrauch 
Testverbrauch10.6l/100km (Super Plus)
EU-Verbrauch8l/100km (Super Plus)
Reichweitek.A.
Abgas-Emissionen 
Kohlendioxid CO2 (g/km)k.A.

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