Duell im Retro Look: Ford Mustang GT vs. Chrysler Crossfire SRT-6
Die fünfte Ford-Mustang-Generation rockt wieder
Kaum zu glauben: Die Retro-Welle rollt bereits im dritten Jahrzehnt, 1997 aufgebaut durch den VW New Beetle. Nach der Jahrtausendwende erreicht sie neue Höhen – etwa mit dem Mini und dem Fiat 500, die allesamt typische Designmerkmale ihrer Ur-Ahnen ins Blech gebügelt bekamen. Mag ein Petrolhead die knuffigen Kleinen noch belächeln, so sorgt Ford auf der North American International Autoshow (NAIAS) in Detroit 2004 auch hierfür erhöhten Puls: CEO Bill Ford Jr. zieht dort am 4. Januar das Tuch von der lang erwarteten Serienversion der fünften Mustang-Generation.
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Und die rockt – endlich wieder, denn das feurige Design des Muscle-Cars war über die Jahrzehnte doch erschreckend erlahmt. Noch in den Neunziger-Jahren erinnerte es eher an ein klappriges Maultier denn an einen heißen Vollblüter. Bereits auf der NAIAS 2003 läutet Ford das Ende der Trauerzeit ein – mit dem spektakulären Concept-Car-Duo Mustang GT und Mustang Convertible. Plötzlich ist der Mustang (Alle Infos zur siebten Generation) wieder cool. Exakt ein Jahr später, pünktlich zum 40. Jubiläum, zieht die nah an der Studie liegende Serien-Version des neuen Mustang auf der Detroiter Bühne die Blicke auf sich und lässt die glorreiche Zeit des Ur-Mustang wieder auferstehen.
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Der Ford Mustang Mach-E (2021) im Fahrbericht (Video):
Prägende Silhouette, wahlweise V8 oder V6
Eine lange Haube prägt die aufregende Silhouette genauso wie die gestreckt abfallende Dachlinie, die das Fastback-Thema mit Leben füllt. Das dreieckige Seitenfenster hinter der breiten B-Säule und die C-förmige Spange darunter zitieren den 64er Ur-Mustang (hier im Vergleich mit dem Alfa Romeo Montreal). Leicht nach vorn geneigter Grill und etwas zurückversetze, große Rundscheinwerfer – genau so muss ein Mustang auf die Straße blicken. Auch das Heck könnte durch die Dreikammer-Heckleuchten selbst ohne das typische Wildpferd-Signet auf einen Blick dem Pony-Car zugeordnet werden.

V8-Beats? Logisch, unter der Haube sitzt die uramerikanischste Form einer Verbrennungskraftmaschine – mit 4,6 l Hubraum und 300 PS (224 kW). Zumindest im Fall des Mustang GT. Nebellampen im Grill und ein markanter Spoiler kennzeichnen das Top-Modell. Auch ein Vierliter-V6 mit 208 PS (153 kW) ist bestellbar, genauso wie ein Cabrio, das ab 2005 das Portfolio ergänzt – ebenfalls mit V6 oder V8. Die symmetrisch gestaltete Armaturentafel mit dem Zwei-Uhren-Cockpit ist erneut eine Reminiszenz an den Jahrgang 1964, genauso wie die geradlinige Mittelkonsole, die beim Urvater noch Aufpreis kostete.
Chrysler Crossfire: Mercedes SLK-Technik mit Art déco-Anleihen
Fords Erzrivale Chrysler stellt 2003 seinen Händlern ein spektakulär geschneidertes Coupé namens Crossfire auf den Hof, dessen Linienführung an längst vergangene Tage erinnert. Dazu gibt es deutsche Technik und das Qualitätssiegel "Made in Germany". Was steckt hinter dem Deutsch-Amerikaner?
Auch ohne direkten Vorgänger zitiert der Crossfire Stilelemente klassischer Automobile: Eine Designlinie, die sich wie ein Rückgrat vom Kühlergrill bis zum mittigen Auspuff über den Aufbau spannt, kann als Hommage an Bugattis Stilikone Type 57 SC Atlantic aus den 1930er-Jahren verstanden werden, das prachtvolle Heck mit seinem eingezogenen Greenhouse als Reminiszenz an die Boat-Tail-Autos dieser Dekade. Dabei wirkt das Art déco-Design wie aus einem Guss. Schon bei der Präsentation des Showcars auf der NAIAS 2001 ist klar, dass Chrysler hier ein großer Wurf gelungen ist. Es begeistert auch den damaligen Chef des DaimlerChrysler-Konzerns, Dieter Zetsche.
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Zetsche will den Crossfire unbedingt auch in Europa
Und der will das Auto innerhalb von nur 24 Monaten in die Serie überführen – als Konkurrent zu Alfa Romeo GTV, Audi TT und Nissan 350 Z. Womit die geplante Alu-/Karbon-Karosserie vom Tisch ist. Zetsche ermöglicht den Zugang zur Plattform des Mercedes SLK (R170) – was Entwicklungszeit und -kosten dramatisch reduziert. Da damit ein großer Teil der Crossfire-Komponenten aus deutscher Produktion stammen, die US-Werke zudem keine Kapazitäten frei haben, ist die Fertigung in Europa gesetzt. Den Zuschlag erhält Karmann in Osnabrück.

Antriebsseitig kommen die beiden Toptriebwerke des SLK zum Einsatz, famose 3,2-l-V6 der Baureihe M 112 E. Die leisten in der Crossfire-Basis 218 PS (160 kW) und, druckbeatmet durch einen Kompressor, 335 PS (246 kW) im Crossfire SRT-6. Erkennungszeichen der Top-Version: ein feststehender Heckspoiler. Der stört jedoch die betörende Ästhetik des Boat-Tail-Hecks empfindlich. Der ausfahrende Spoiler der Basisversion ist klar die ästhetischere Lösung.
Dafür weist der SRT-6 aus Osnabrück das GT-Wildpferd aus Michigan objektiv klar in seine Schranken: Mehrlenker-Hinterachse, top Leistungsgewicht und hoher Qualitätsanspruch – hier kann der Mustang mit hinterer Starrachse kaum Paroli bieten. "Who cares?", raunt dessen Person am Steuer lässig, schnürt mit blubbernden V8-Beats gen Horizont – und fühlt sich am Steuer ein klein wenig wie Steve McQueen.
Technische Daten von Ford Mustang GT und Chrysler Crossfire SRT-6
Classic Cars 07/2025 | Ford Mustang GT | Chrysler Crossfire SRT-6 |
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 8/3 | 6/3 |
Hubraum | 4601 cm³ | 3199 cm³ |
Leistung | 224 kW/300 PS | 246 kW/350 PS |
Max. Gesamtdrehmoment bei | 443 Nm 4500/min | 420 Nm 4500/min |
Getriebe/Antrieb | 5-Stufen-Automatik/Hinterrad | 5-Stufen-Automatik/Hinterrad |
L/B/H | 4765/1880/1384 mm | 4058/1766/1296 mm |
Leergewicht | 1600 kg | 1460 kg |
Bauzeit | 2004-2014 | 2003-2007 |
Stückzahl | 944.000 | 76.045 |
Beschleunigung null auf 100 km/h | 5,9 s | 5,3 s |
Höchstgeschwindigkeit | 238 km/h | 255 km/h |
Verbrauch auf 100 km | 15,3 l S | 13,7 l S |
Grundpreis (Jahr) | 35.500 Euro (2005) | 51.280 Euro (2005) |