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Jacky Ickx und sein Porsche 959 Rallye-Wagen Ein unverwüstliches Gespann

Mitte der 80er leistete Jacky Ickx mit seinen Starts bei der Rallye Paris – Dakar Entwicklungshilfe für den Porsche 959. Bei der Schloss Bensberg Classics 2015 feierten der Starpilot und sein Einsatzwagen ein Wiedersehen!

Dies ist mein viertes Leben“, saget Jacky Ickx und lächelt vielsagend. Wir saßen in der Weinstube des Grandhotels Schloss Bensberg oberhalb von Bergisch Gladbach, betrachteten alte Fotos und kramten Erinnerungen an eine einzigartige, fast drei Jahrzehnte umspannende Rennfahrer-Karriere hervor. Ickx erinnerte sich an seine ersten Motorradrennen auf 50-Kubik-Maschinchen von Zündapp und Suzuki, sein Debüt auf vier Rädern 1963 im BMW 700, seinen ersten Sieg 1965 in Zolder mit dem Ford Mustang von Alan Mann.

 

Jacky Ickx und sein Rallye-Porsche 959 auf Schloss Bensberg

122 Formel-1-Rennen und 15 Starts beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans folgten, darunter das Foto-Finish von 1969, als er mit minimalem Vorsprung vor Hans Herrmann gewann, und die sensationelle Aufholjagd 1977 nach einem Motorschaden im Werks-Porsche 936. Der Wagen von Barth und Haywood lag an 41. Position, als Ickx dazu beordert wurde: „Wir fuhren dann zum ersten Mal in Le Mans 20 Stunden lang am Limit. Ich fragte Dr. Fuhrmann im Scherz: ‚Schenken Sie mir einen 911 Turbo, wenn wir gewinnen?‘ Er willigte ein, denn es schien aussichtslos. Nach dem Rennen musste er sein Versprechen einlösen.“

Auf dem Schlosshof wartet der Spediteur des Porsche Museums geduldig darauf, dass es aufhört zu regnen, damit er seine kostbare Fuhre abladen kann: Es ist der Porsche 959 Rallye-Wagen, mit dem Jacky Ickx 1986 die Rallye Paris – Algier – Dakar bestritt und Zweiter wurde. Im Rückblick auf seine einzigartige Laufbahn zählt Ickx dieses Rennen zu den Favoriten. Fast drei Jahrzehnte später treffen sich Fahrer und Wagen wieder, nicht von ungefähr am Schloss Bensberg.

In seinem „vierten Leben“ betrachtet Jacky Ickx automobile Klassiker und berühmte Rennwagen aus anderer Perspektive, nämlich als Jury-Mitglied des Concours d’Elegance am Schloss Bensberg. Der vor 30 Jahren präsentierte „Über-Porsche“ 959 tritt im Rahmen dieses hochklassigen Events am 18. und 19. Juli ebenfalls in Erscheinung. Als Highlight der Sonderausstellung von Rallye-Wagen der Gruppe B im Schlosspark wird er Staub aufwirbeln, ohne einen einzigen Meter zu fahren. Ickx bereitet es selbst im feinen Jury-Zwirn keine Mühe, sich durch den massiven Sicherheitskäfig ins 959-Cockpit einzufädeln. Der Schalensitz passt 30 Jahre später immer noch wie angegossen.

Sofort leben die Erinnerungen auf. Ickx erzählt, als wäre er gestern noch durchs Geröll des Hogart-Gebirges und die Ténéré-Wüste gefahren: „Das Rallye-Fahren in der Wüste ist eine wahnsinnige Herausforderung. Denn der Sand ist wie das Meer: Du denkst, er ist glatt, aber das stimmt nicht. Du weißt nicht, was auf Dich zukommt. Bei über 200 km/h auf diesem Terrain lernst Du, alle Sinne zu gebrauchen. An der Farbe des Sandes konnte ich erkennen, wie der Boden beschaffen war. Ich konnte riechen, dass sich die Landschaft um mich herum veränderte. Meine höchste Geschwindigkeit in der Wüste waren 210 km/h. René Metge war waghalsig genug, sogar 230 km/h zu fahren.“

Metge gewann „die Dakar“, doch der Spiritus Rector des Porsche-Einsatzes war Jacky Ickx. „Ich nahm 1981 zum ersten Mal teil und gewann 1983 mit dem Mercedes G. Es war die härteste und längste Rallye der Welt. Bei Porsche schwärmte ich davon – und sie beschlossen, den in der Entwicklung befindlichen Allradantrieb bei der Rallye unter härtesten Bedingungen zu testen. Unser Team war klein, nur 20 Personen inklusive der Fahrer für drei Autos.

 

Porsche 959: Doppelsieg bei Rallye Paris - Dakar 1986

Der Vater der Allrad-Porsche war Roland Kussmaul, er hatte sie praktisch selbst aufgebaut. Die  Technik sollte möglichst der des Serienwagens entsprechen. Erst als sich herausstellte, dass es in der Wüste so nicht funktionieren würde, verlegten sie kurzfristig die Kühler. Die Offroad-Profiteams gaben uns keine Chance. Sie dachten, wir spinnen. Wir fuhren mit Zentralverschlussrädern – nur eine Schraube pro Rad! Und wir wechselten Teile nur aus, wenn es notwendig war, nicht vorsorglich.“

Wenn Ickx für diese Story spaßeshalber mit dem Blick des Jurors bei einem der anspruchsvollsten Oldtimer-Concours auf seinen Einsatzwagen schaut, sieht er ihn mit anderen Augen. Der Paris-Dakar-Porsche 959 befindet sich weitestgehend im Originalzustand, sogar der Staub im Motorraum könnte tatsächlich noch aus der afrikanischen Wüste stammen. Solche grundehrlichen Fahrzeuge nennt die Szene  ehrfürchtig  „Survivors“, Überlebende.

Wieder eine Gemeinsamkeit: „Meine Karriere war lang, und sie enthielt viele 24-Stunden-Rennen, Dakar-Rallyes, Langstreckenrennen in Sebring und auf dem Nürburgring. Zusammen mit Mario Andretti absolvierte ich vermutlich mehr Rennkilometer als jeder andere Pilot, und das in einer Zeit, als niemand über unsere Sicherheit nachdachte. Doch ich habe überlebt“, sagt Jacky Ickx. Und wieder lächelt er – glücklich und vielsagend.

Vita:
Jacques Bernard („Jacky“) Ickx, geb. am 1. Januar 1945, ist einer der vielseitigsten Rennfahrer der Welt. Schon als 21-Jähriger verblüffte er 1966 auf dem Nürburgring die Formel-1-Elite mit der drittschnellsten Trainingszeit – im Matra Formel 2. Seinen ersten Grand-Prix gewann er 1968 auf Ferrari, 1969 wurde er Vizeweltmeister. Noch beeindruckender ist seine Bilanz bei Langstreckenrennen: Bei den 24 Stunden von Le Mans erzielte Ickx bei 15 Starts sechs Siege, den letzten 1982 im Porsche 956. Parallel dazu entdeckte er seine Liebe zu Afrika und zur Rallye Paris–Dakar. Ickx ist seit 1978 mit der Sängerin Khadja Nin verheiratet.

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