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Porsche Boxster (986) kaufen: Ratgeber Tipps zur ersten Boxster-Generation

Jürgen Gassebner
Inhalt
  1. Ratgeber: So einen Porsche Boxster (986) kaufen
  2. Rost am Boxster nur die Ausnahme
  3. Zuverlässige und spaßige Sechszylinder
  4. Hier drohen Lecks am Antriebsstrang
  5. Die Schwachstellen des Porsche Boxster (986) im Detail
  6. Fazit

Noch bezahlbare Preise, sportive Fahrdynamik und Open-Air-Feeling: Der Porsche Boxster (986) ist der Einstiegs-Porsche schlechthin, aber nicht ohne Tücken. Unser Ratgeber klärt, was beim Kauf zu beachten ist!

Auch wenn die Marktpreise für zahlreiche Porsche-Fahrzeuge nach dem explosionsartigen Hype der letzten zehn Jahre derzeit wieder etwas "back to normal" zurückgekommen sind, so wird der langfristige Trend dennoch ein klar steigender sein. Das gilt mittlerweile auch für die erste Generation des Porsche Boxster Typ 986: Vor Jahren noch verschmäht, wurde auch dieser zum Objekt der Begierde, schließlich ist er doch ein waschechter Porsche. Ein offener noch dazu und überdies sogar ein reinrassiger Mittelmotor-Roadster, der sich perfekt in die Porsche-Historie der glorreichen 550 und 718 Spyder der 50er- und frühen 60er-Jahre einfügt.

Für den Blick auf die Details dient uns in diesem Fall ein Boxster aus dem Jahr 1998 mit 89.891 kmn auf der Uhr. Auf den ersten Blick ein hübsches, optisch stimmiges Auto, das beim genaueren Betrachten aber nahezu die volle Bandbreite dessen aufweist, worauf potenzielle Boxster-Interessent:innen bei der Besichtigung und Probefahrt achten sollten. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon

Der Porsche 718 Spyder RS (2023) im Fahrbericht (Video):

 
 

Ratgeber: So einen Porsche Boxster (986) kaufen

Etwa auf die gesamte Innenausstattung des Porsche Boxster (986), die über die Jahre gern Federn lässt – beispielsweise in Form eines durchgesessenen Fahrersitzes, dessen Seitenwange kräftig abgescheuert ist. Aufpolstern und Nachfärben ist hier aber mit überschaubarem Aufwand möglich. Ein Auge sollte auch auf den Klappmechanismus des Sitzes gelegt werden. Gerade bei Fahrzeugen, die dauerhaft starker UV-Strahlung – der Sonne – ausgesetzt waren, tun sich dagegen deutlich schwerwiegendere Blessuren auf: etwa stark versprödete Kunststoffteile wie die Innenverkleidung des Seitenspiegels, die nicht nur gräulich statt schwarz anmutet, sondern auch einen langen Riss aufweist. Richtig garstig gar das Armaturenbrett, dessen Oberflächenbezug sich in der Mitte großflächig abgelöst und eine mächtige Blase aufgeworfen hat. Hier bleibt nur, entweder darüber hinwegzusehen, die Sattlerei aufzusuchen oder sich am besten gleich ein Ersatzteil zu organisieren. In jedem Fall winkt aber zusätzlich gut ein halber Tag Zeitaufwand für Demontage und Montage.

Nicht minder kritisch sollte das Verdeck beäugt werden. Hat es in geschlossenem Zustand gute Spannung, wirft es keine Falten, und sind alle Nähte intakt? Ist es ausgebleicht und der Stoff bereits spröde? Und sieht man klar und deutlich durch die Kunststoffheckscheibe? Auch hier würde das Nachbessern gleich stattliche Summen im Bereich von 2000 Euro aufwärts verschlingen. Und selbstverständlich sollten die elektrische Betätigung wie auch die manuelle Entriegelung am Windschutzscheibenrahmen einwandfrei arbeiten.

 

Rost am Boxster nur die Ausnahme

Doch es gibt auch sehr gute Nachrichten, und die betreffen die zu erwartende Korrosion am Fahrzeug. Diesbezüglich muss man sich beim Porsche Boxster (986) wenig Sorgen machen, schließlich ist die Karosserie beidseitig verzinkt und insgesamt sehr gut vor Rostfraß geschützt. Eher schon gilt der Blick der blechernen Außenhaut, die frei von Dellen sein sollte. Stimmen etwa die Spaltmaße nicht und zeigen sich größere Nachlackierungsstellen, ist Vorsicht geboten. Dann könnte ein Unfallschaden vorliegen, dessen korrekte Instandsetzung man sich schriftlich belegen oder noch besser von einer Fachperson überprüfen lassen sollte.

Intensiv auf der Hebebühne checken sollte man zudem Vorder- und Hinterachse. Alle Gelenkpunkte sollten spielfrei arbeiten, und das Lenkgetriebe darf weder Ölverlust noch Spiel aufweisen. Bei der Probefahrt wiederum muss unbedingt auf ein gerade stehendes Lenkrad bei Geradeausfahrt geachtet werden. "Ausgelutschte" Boxster-Fahrwerke können bei der Instandsetzung hier einmal mehr kräftig ins Geld gehen. Bei unserem Fahrzeug waren beispielsweise alle vier Koppelstangen zwischen Federbein und Stabilisatoren ausgeschlagen. Ohnehin obligatorisch ist wie bei jedem Wagen der Bremsencheck.

 

Zuverlässige und spaßige Sechszylinder

Porsche Boxster (986)
Foto: AUTO ZEITUNG/Porsche

Last but not least hat der Porsche Boxster (986) auch noch einen Motor. Und was für einen! Sechs Zylinder sind ganz nach Vorbild des Übervaters 911 in Boxer-Konfiguration angeordnet, und aus zunächst 2,5 l Hubraum reichte der mit nur 1250 kg wunderbar leichtgewichtig geratene Boxster stramme 204 PS (150 kW) dar. Ausreichend, um den Mittelmotor-Roadster in 6,9 s von null auf 100 Stundenkilometer zu beschleunigen und ihn bei Bedarf 240 km/h schnell werden zu lassen. Einfach toll ist die Laufkultur des "kleinen" 2,5-l-Motors und herrlich auch seine Drehfreude. In Verbindung mit dem gut und über kurze Wege zu schaltenden Fünfgang-Getriebe sind so sehr lebendiger Landstraßenspaß und sportive automobile Betätigung möglich – so wie es sich für einen echten Porsche eben gehört.

Porsche-Experte Oliver Dutt von Dutt Motorsport in Feuerbach, im richtigen Leben hauptsächlich auf luftgekühlte 911 spezialisiert, kann diesem Triebwerk durchaus viel abgewinnen, auch wenn es bereits aus der Porsche-Neuzeit stammt und demzufolge über eine Wasserkühlung verfügt. "Der 2,5-Liter-Boxer gehört zu jenen Motoren, mit denen wir wirklich sehr wenige Probleme haben. Sieht man von den typischen Ölundichtigkeiten ab, ist er ein toller, kleiner Sportmotor mit hoher Alltagstauglichkeit", beurteilt er ihn sehr positiv. Und tatsächlich sind die Boxster-Motoren, sei es mit 2,5 l/204 PS (150 kW) oder 2,7 l/220 PS (162 kW) sowie 3,2 l/252 PS (185 kW) im Boxster S (beide ab August 1999 angeboten) lebhafte und durchaus zuverlässige Gesellen.

 

Hier drohen Lecks am Antriebsstrang

Das bei den wassergekühlten Sechszylindern der ersten Generation – sowohl beim Porsche Boxster (986) als auch beim 911 Typ 996 – symptomatische Problem betrifft einerseits den Radialdichtring der Kurbelwelle auf der Kupplungsseite. Ein weiterer neuralgischer Punkt in diesem Bereich ist zudem der Lagerdeckel der Zwischenwelle, der die Steuerketten antreibt. Gern neigen die Triebwerke aus diesen Gründen im Bereich zwischen Motor und Getriebe zu Leckagen. Für die Reparatur muss hier zumindest das Getriebe ausgebaut werden, also kein ganz geringer Aufwand. Aufmerksamkeit sollte auch den Kettenspannern der Steuerketten gelten. Rasselt der Motor beim Kaltstart mehr als zehn Sekunden lang deutlich hörbar, tut hier Ersatz not. Die Reparatur gestaltet sich aber relativ einfach, da der Motor dazu nicht ausgebaut werden muss.

 

Die Schwachstellen des Porsche Boxster (986) im Detail

Karosserie

Die Karosserie gehört dank ihrer beidseitig verzinkten Bleche gewiss zu den großen Pluspunkten des Porsche Boxster (986). Erfuhr ein Auto auch nur ein Mindestmaß an Pflege, dürften hier im Grunde selbst auf lange Sicht keine oder nur sehr wenige Probleme aufkommen.

Technik

Auf der Motorenseite des agilen Roadsters sind es vor allem der Kurbelwellen-Radialdichtring sowie der Lagerdeckel der Zwischenwelle, die gern für Ölaustritt im Bereich zwischen Motor und Getriebe sorgen. Mitunter ärgern auch die Spannschienen für die Steuerketten, doch beides sind keine Dramen und stürzen einen nicht gleich in ein finanzielles Desaster. Gleiches gilt für die Fahrwerkskomponenten, die spielfrei sein sollten, es je nach Nutzung und Laufleistung aber nicht immer sind. Das Interieur hat bisweilen unter starker Sonneneinstrahlung gelitten.

Ersatzteile

Mittlerweile fand die erste Boxster-Generation wie auch schon der 911 vom Typ 996 bereits artgerechten Unterschlupf unter dem schützenden, weil die langfristige Teileversorgung sichernden Schirm von Porsche Classic. Die Teileversorgung ist daher über weite Strecken unproblematisch und wird kontinuierlich ausgebaut. Obendrein bietet der Gebrauchtmarkt über Ebay & Co. ein wahres Füllhorn an durchaus verwertbaren Gebrauchtteilen an.

Kosten

Über Porsche und Kosten zu sprechen hieße, Antworten auf Fragen zu geben, die niemand gestellt hat. Mit anderen Worten: Im Regelfall wird’s teuer, insbesondere dann, wenn man die Porsche Classic Partner aufsucht. Wer indes eine erfahrene freie Porsche-Werkstatt aufsucht, kann die Kirche finanziell noch halbwegs im Dorf lassen.

 
Jürgen Gassebner Jürgen Gassebner
Unser Fazit

Als bekennender Porsche-Fan und glühender Anhänger luftgekühlter Elfer ist der Porsche Boxster (986) kein "No-Go" für mich. Im Gegenteil: Ab 204 PS (150 kW) aufwärts, deutlich unter 1300 kg Gewicht, dazu noch die Mittelmotor-Anordnung – damit sind viele Elfer willkommenes Kanonenfutter auf der Landstraße. Handling, Einlenk- und Bremsverhalten des Boxster 986 sind top. Er lässt sich wieselflink durch Kurvenlabyrinthe scheuchen. Und die viel gescholtenen Spiegelei-Scheinwerfer sind ohnehin schon Kult. Wer also einen bezahlbaren Spaß-Porsche mit Open-Air-Feeling sucht, liegt beim "Kleinen" genau richtig.

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