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Alle Infos zum Fiat 850

Fiat 850 - Coupé, Sport Spider, Limousine & Special: 50 Jahre in Bildern Bella Famiglia

Traumwagen und Volkswagen in einer Modellreihe: Der Fiat 850 als Coupé und Spider zum Schwärmen und die 850 Limousine als Volksauto auf italienische Art. Ein Rückblick zum 50. Geburtstag

Für die italienischen Momente im Leben sorgen nicht nur Pasta, Pizza und Espresso, sondern auch die Modellbezeichnungen der Italiener. Cinquecento, seicento, ottocentocinquanta – die Erfolgstypen der 50er-, 60er- und 70er-Jahre, produziert von der Fabbrica Italiana Automobili Torino (kurz FIAT), klingen auf italienisch einfach schöner als 500, 600 oder auch 850. Und dass Fiat immer schon tolle Kleinwagen bauen konnte, ist unbestritten.

Während hierzulande der VW Käfer und der Opel Kadett A als „Volkswagen“ Furore machten, überlegten die Fiat-Strategen, wie sie ohne allzu großen Aufwand die erfolgreichen Modelle Topolino, Nuova 500 und 600/770 mit einem attraktiven Modell ablösen, ergänzen und die inzwischen etwas anspruchsvollere Kundschaft begeistern könnten. Heraus kam das bis heute populäre Modell 850. Und das gleich – typisch italienisch – als höchst attraktive, komplette Familie.

 

DER FIAT 600 WAR DAS VORBILD

1964, also vor 50 Jahren, erblickte das erste Mitglied der 850-Famiglia als 850 Berlina (steht für Limousine) das Licht der Autowelt. Technisch war der 850 eine Weiterentwicklung des weltweit rund 4,9 Millionen Mal produzierten Fiat 600/770. Das heißt: Kofferraum vorne, Viersitzer, Motor längs im Heck und dementsprechend Hinterradantrieb. Auch der 0,85 Liter-Motor mit 34 PS stammte vom 600 ab, wurde aber technisch modifiziert. Insgesamt wuchs der 850 in seinen Dimensionen gegenüber dem 600 deutlich, wirkte aber neben der deutschen Konkurrenz Käfer und Kadett immer noch wie ein Kleinwagen.

Als echte Konkurrenten galten eher der Citroën 2 CV, der Simca 1000 und der Mini. Für die Italiener und andere romanische Völker war der 850 jedoch ein Auto popolare, ein vollwertiger Volkswagen. Das drückte sich auch in den Produktionszahlen aus: Von 1964 bis 1973 liefen in Italien, Spanien (Seat 850), Deutschland (Neckar Adria 850) und Jugoslawien (Zastava 850) rund 3,5 Millionen Fahrzeuge der kompletten Modellreihe vom Band. Das war ein grandioser Erfolg.

Doch wenn Fiat-Enthusiasten beim Namen 850 ins Schwärmen geraten, dann meinen sie weniger die brave Limousine, sondern vielmehr die reizvolleren und attraktiven Modelle 850 Coupé und 850 Spider. Beide avancierten nach ihrem Debüt 1965 zu Traumwagen für eine ganz neue Käuferschicht. „Sekretärinnen-Ferrari“ wurde das Coupé getauft. Und mit dem völlig eigenständig gestylten Spider zauberte Fiat einen Hauch von „Bella Macchina“ und „Mini-Ferrari“ in die sonst eher rationale Kleinwagen-Klasse. Besonders das 850 Coupé, das ab 1968 in Sport Coupé umgetauft wurde und von 47 auf 52 PS erstarkte, eroberte die Herzen der weiblichen Fans im Sturm.

Kein Wunder, denn Fiat brachte das Kunststück fertig, den Hauch von italienischem Luxus und Design auf kleinstem Raum unterzubringen. Das freche Gesicht mit den vier Rundscheinwerfern, die dynamische Seitenansicht und das attraktive, an einen Ferrari erinnernde Heck erhöhten bei den Fans den Pulsschlag, und beim Interieur sorgten das holzfolierte Cockpit, das filigrane Holzlenkrad und die schön gezeichneten Rundinstrumente für Schwärmereien.

 


850 COUPÉ: DER KURVENFLITZER


Überdies bereitete das Coupé mehr Fahrspaß als die brave Limousine, weil es von Hause aus tiefergelegt war und man durch die tiefere und gute Sitzposition alle Situationen besser im Griff hatte. Trotz seiner kompakter Karosserie bot das Coupé für Fahrer und Beifahrer genügend Platz. Die Rücksitze taugten dagegen nur als Kinder-Kuschelecken. Mit ein wenig Übung, die aufgrund der etwas indifferenten Lenkung erforderlich war, erlaubte das 850 Sport Coupé stilvolle Drifts und durchaus beachtliche Kurventempi. Zudem war der Fiat sehr handlich zu fahren.

Der 52-PS-Motor im Sport Coupé entpuppte sich trotz seiner für Kleinwagen ausgelegten Motorkonstruktion als eine wahre Drehorgel. Seine volle Leistung gab er erst bei 6400 Umdrehungen ab. Selbst kurzzeitige Drehzahlen von 7500/min vertrug er klaglos. Trotzdem attestierten ihm die Tester der AUTO ZEITUNG eine gute Elastizität. 17,1 Sekunden für den Sprint auf 100 km/h und die Höchstgeschwindigkeit von 150 km/h sprechen für sich. Das damals getestete Coupé stammte aus der Bauzeit 1968 bis 1970. Danach wertete Fiat das 850 Sport Coupé mit größeren Doppelscheinwerfern auf, was den kleinen Italiener nicht unbedingt schöner machte. „Noble Ausstattung, leistungsfähiger Motor, erstaunlich gutes Platzangebot für zwei Personen, gefällige Form“, lautete das sachliche Testurteil 1971.

Doch wie viele Fiat-Modelle war auch das 850 Coupé nicht rugginoso, rostfrei. Was heute bedeutet: Es ist rar geworden und deshalb begehrt. Laut KBA trugen Anfang 2013 in Deutschland nur noch 189 Sport Coupés das Zulassungssiegel. Und la ruggine, der Rost, sorgte dafür, dass auch der Star der Familie, der 850 Spider, heute als liebevoll gehegtes Modell nur noch in geringer Stückzahl existiert. Immerhin waren im Flensburger Zentralregister Anfang 2013 noch 345 Spider zugelassen. Damals, von 1965 bis 1973, war der 850 Spider im Vergleich zur Konkurrenz von VW und Peugeot nicht nur das billigste Cabrio, sondern auch das kleinste und leichteste.

Mit seinen knapp 750 Kilo war der bei Bertone entworfene und gefertigte Italo-Roadster fast 200 Kilo leichter als etwa ein Käfer Cabrio. Der 3,82 Meter kurze und nur 1,22 Meter hohe 850 Spider wirkte nicht nur zierlich und agil, sondern er war es auch.

Der Spider war ein reiner Zweisitzer, relativ beengt im Innenraum, mit flachen, dünn gepolsterten Sitzen. Die Zuladung inklusive der Insassen betrug nur 197 Kilo. Als Reisegepäck war und ist da wohl nur die berühmte Zahnbürste zu empfehlen. Der Spider verfügte serienmäßig über ein dünnes, auch für Damenhände noch zumutbar zu öffnendes und verschließbares Stoffverdeck. Die schon im Neuzustand nicht immer ganz dichten Verdecke wurden als Ersatz oft von freien Anbietern geordert, was der Qualität und der Passgenauigkeit nicht immer förderlich war.

Das niedrige Gewicht und die geringe Stirnfläche machten den 52 PS starken Spider zu einem leistungsfreudigen kleinen Flitzer. Geschlossen war er 154 km/h schnell. Und selbst bei runtergeklapptem Verdeck brachte er es noch auf rund 148 km/h. Handlich und agil: So lautete das Testurteil über das Fahrverhalten, das auch beim offenen 850 mit der familientypischen Übersteuerneigung dynamisch war. Und: Schon damals fungierte der 850 Spider wegen seines dünnen Verdecks als reines Sommerauto. Und das ist er als Oldtimer erst recht.

Eine Sonderrolle – nicht nur bei Fiat – spielte der 850 Special, der 1968 das Modell-Portfolio als 47 PS starke Sportversion ergänzte. Er war nicht nur auf der Straße schnell, sondern räumte als Gruppe-1--Motorsportgerät jahrelang die Pokale in seiner Klasse bei Rundstrecken- und Bergrennen ab. Mit dem 47-PS-Motor des ersten Coupés war das 700 Kilo leichte Gefährt sehr behände und immerhin über 140 km/h schnell. Die Fahrwerkskomposition aus diffiziler Schräglenkerachse und den montierten Ceat-Reifen sorgte, auch im Testbetrieb der AUTO ZEITUNG, für manche  Gratwanderung. Oder la saltare – was nichts anderes heißt wie Überschlag.

Aber bei einem 50-jährigen Jubiläum soll das nur eine Randnotiz sein. Deshalb sagen wir zum Schluss ganz herzlich: Congratulazione zum Fiat 850

 

FIAT 850 Sport Coupe: Technische Daten und Fakten
Antrieb
R4-Zylinder; hinten längs eingebaut; 2-Ventiler; eine seitliche Nockenwelle, Kettenantrieb; Gemischbildung: Doppel-Fallstromvergaser; Bohrung x Hub: 65,0 x 68,0 mm; Hubraum: 903 cm3; Verdichtung: 9,5:1; Leistung: 38 kW/52 PS bei 6400/min; maximales Drehmoment: 64 Nm bei 4000/min; Viergang-Getriebe; Mittelschaltung; Hinterradantrieb
Aufbau und Fahrwerk
Selbsttragende Ganzstahlkarosserie mit zwei Türen; Radaufhängung vorn: Dreiecklenker, Querblattfeder; hinten: Schräglenker, Schraubenfedern; v./h.: Stabi., Teleskopstoßdämpfer; Schnecken-Segmentlenkung; Bremsen: v./h. Scheiben/Trommeln; Reifen: rundum 155 SR 13; Stahl-Räder: 5 x 13
Eckdaten
L/B/H: 3650/1500/1300 mm; Radstand: 2030 mm; Spurweite v./h.: 11170/1222 mm; Leer-/Ges.-Gewicht: 745/1065 kg; Tankinhalt: 30 l; Bauzeit: 1965 bis 1971; Stückzahl: 342.873; Preis (1970): 6100 Mark
Fahrleistungen1
Beschleun.: 0 auf 100 km/h in 17,1 s; Höchstgeschwindigkeit: 150 km/h; Verbrauch: 8,6 l/100 km

Messwerte (AZ Ausgabe 16/70)

 


MARKTLAGE

Zustand 2:  6900 Euro
Zustand 3:  4800 Euro
Zustand 4:  1700 Euro
Wertentwicklung: stagnierend
Definition der Zustandsnoten

 

FIAT 850 Sport Spider: Technische Daten und Fakten
Antrieb
R4-Zylinder; hinten längs eingebaut; 2-Ventiler; eine seitliche Nockenwelle, Kettenantrieb; Gemischbildung: Doppel-Fallstromvergaser; Bohrung x Hub: 65,0 x 68,0 mm; Hubraum: 903 cm3; Verdichtung: 9,5:1; Leistung: 38 kW/52 PS bei 6500/min; max. Drehmoment: 65 Nm bei 4000/min; Viergang-Getriebe; Mittelschaltung; Hinterradantr.
Aufbau und Fahrwerk
Selbsttragende Stahlblechkarosserie mit zwei Türen; Radaufhängung vorn: Querlenker, Blattfedern; hinten: Pendelachse, Schräglenker, Schraubenfedern, Stabi.; v./h. Teleskop-Stoßdämpfer; Schnecken-Segmentlenkung; Bremsen: v./h. Scheiben/Trommeln; Reifen: 150 R 13; Stahlräder: 5 x 13
Eckdaten
L/B/H: 3824/1500/1220 mm; Radstand: 2027 mm; Spurweite v./h.: 1170/1282 mm; Leer-/Gesamtgewicht: 748/945 kg; Tankinhalt: 30 l; Bauzeit: 1965 bis 1973; Stückzahl: 132.546; Preis (1970): 7300 Mark
Fahrleistungen1
0 auf 100 km/h in 17,5 s; Höchstgeschwindigkeit: 154 km/h; Verbrauch: 8,8 l/100 km

1 AZ Ausgabe 14/71


MARKTLAGE

Zustand 2:  8900 Euro
Zustand 3:   6100 Euro
Zustand 4:   1900 Euro
Wertentwicklung: steigend
Definition der Zustandsnoten

 

FIAT 850: Technische Daten und Fakten
Antrieb
R4-Zylinder, längs im Heck eingebaut; 2-Ventiler; seitliche Nockenwelle, Kettenantrieb; Gemischbildung: ein Fallstromvergaser Solex C30 PiB; Bohrung x Hub: 65 x 63,5 mm; Hubraum: 843 cm3; Verdichtung: 8,0:1;
Leistung: 25 kW/34 PS bei 5000/min; max. Drehmoment: 52,5 Nm bei 5000/min; Viergang-Getriebe; Mittelschaltung; Hinterradantrieb
Aufbau und Fahrwerk
Selbsttragende Stahlblechkarosserie mit zwei Türen; Radaufhängung vorn: Querlenker oben und Querblattfeder unten; hinten: Pendelachse, Schräglenker, Schraubenfedern; v./h. Teleskopstoßdämpfer, Stabilisator; Schnecken-Segment-
Lenkung; Bremsen: rundum Trommeln;Reifen: 145 SR 12; Stahl-Räder: 4 x 12
Eckdaten
L/B/H: 3575/1425/1385 mm; Radstand: 2027 mm; Spurweite v./h.: 1148/1207 mm; Leer-/Gesamtgewicht: 683/1090 kg; Tankinhalt: 30 l; Bauzeit: 1964 bis 1971; Stückzahl: 2.203.0002); Preis (1970): 4460 Mark
Fahrleistungen1
0 auf 100 km/h in 21,1 s; Höchstgeschwindigkeit: 131 km/h; Verbrauch: 9,0 l/100 km

1AZ 20 u.21/71; 2Limousine ca. 1,78 Mio; alle mit Seat 3,5 Mio

 


MARKTLAGE

Zustand 2:  6000 Euro
Zustand 3:  4000 Euro
Zustand 4:  1000 Euro
Wertentwicklung: leicht steigend
Definition der Zustandsnoten

Unser Fazit

Erinnerungen sind ein goldener Rahmen, die jedes Bild freundlicher machen, las ich neulich. Nette Erinnerungen überwiegen, wenn ich an die Fiat 850-Modelle denke, die wir durch die Testmangel drehten. Das Sport Coupé mit seinem hoch drehenden Motor, der tiefen, feinen Sitzposition und dem wieselflinken Kurvenverhalten machte Spaß. Der mit 1,22 Meter ultraflache, agile Spider bereitete wesentlich mehr Fahrfreude auf unserer Vergleichstest-Tour an die holländische Küste als die behäbigeren Karmann Ghia- und Käfer-Cabrios. Selbst der eher braven und biederen 850-Limousine konnte das Testteam im Vergleich mit Käfer, Ente, Renault 4 & Co noch Spaß bei Slalom und Handling abgewinnen. Das man den Fahrspaß aber nicht übertreiben sollte, erlebte ich beim Fiat 850 Special auf spektakuläre Weise (siehe Foto oben). Meine Erkenntnis daraus: Mache nie schnelle Fotofahrten bergab. Das Coupé und vor allem der Spider haben als Top-Autos heute hohe Preisregionen erreicht. Bei unrestaurierten Exemplaren ist die Rost-Kontrolle wichtig. Sonst zerbröseln sie in der Garage.

Werner Müller

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