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Geht auch ganz einfach:
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Nissan 350Z Roadster im Dauertest Hart, aber herzlich

Sportwagen vom Schlag eines Nissan 350Z Roadster mögen es, hart rangenommen zu werden. Er kann aber auch anders. Im Dauertest über 100000 Kilometer eroberte er die Herzen

Eckdaten
PS-kW301 PS (221 kW)
AntriebHinterrad, 6 Gang manuell
0-100 km/h6.3 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit250 km/h
Preis39.950,00€

Die sportlichen Qualitäten des Nissan 350Z sind unbestritten. Des Öfteren distanzierte er bei Vergleichstests bereits Konkurrenten vom Schlag eines Mercedes SLK oder Audi TT auf der Handlingstrecke. Doch beim harten Dauertest zählen keine Rundenzeiten. Hier zeigt sich, wie es mit der Zuverlässigkeit des gut 300 PS starken Cabrios bestellt ist. Schon nach den ersten Tankeinträgen und Testeindrücken im Fahrtenbuch ist eines klar: Ob Dauertest oder nicht, der Nissan 350Z Roadster ist ein Sportwagen durch und durch.

Das straffe Fahrwerk, der bei hohen Drehzahlen schön klingende und gierig am Gas hängende Sechszylinder und die tiefe, sportliche Sitzposition animieren zu einer schnellen Gangart. So verwundert es dann auch nicht, dass der angegebene Normverbrauch von 12,0 Litern und auch der Spritkonsum auf der Verbrauchsstrecke von 12,5 Litern in der Praxis schon mal überschritten werden. Über die gesamte Distanz genehmigte sich der 350Z im Schnitt 13,6 Liter – mit Super Plus natürlich nur vom Feinsten, so wie es sich für einen Hochleistungssportler gehört. Dass trotz der forschen Fahrweise immerhin zwei Jahre im Test vergingen, bis er die 100000-Kilometer-Marke erreichte, lag unter anderem an dem begrenzten Gepäckabteil.

Winziger Kofferraum
Mit seinem 130-Liter-Kofferraum und der geringen Zuladung von nur 190 Kilo ist der Roadster für die große Fahrt mit viel Gepäck eher ungeeignet. Immerhin kann man den Verdeckkasten als zusätzlichen Stauraum nutzen. Die Ablagen im Innenraum sind überschaubar. Das relativ große Handschuhfach sitzt hinter dem Beifahrersitz und ist während der Fahrt nicht erreichbar. Wirklich nervend auf langen Strecken sind die starken Windgeräusche. Ab 150 km/h wird es unter der Stoffmütze richtig laut und eine Konversation in Zimmerlautstärke unmöglich. Den einzigen Trost spendet hier die tolle Musikanlage mit ihrem Subwoofer und sechs Lautsprechern, die sich dem Orkan erst jenseits der 200-km/h-Marke geschlagen geben. Der Grund für die lauten Windgeräusche ist das Verdeck, das zwar durch seine dünne Konstruktion immerhin vier Zentimeter mehr Kopffreiheit bietet als das Coupé-Dach, aber dementsprechend schlecht die Windgeräusche dämmt. Kalt wird es dennoch nicht. Für wohlige Temperaturen im Innenraum sorgt die kräftige Heizung oder – je nach Außentemperatur – auch die Klimaanlage. Allerdings funktioniert beides im Automatikmodus nur mit Abstrichen. Oft ist manuelles Eingreifen nötig, um die gewünschte Temperatur zu erhalten.

Doch es gibt auch Positives über die Langstreckentauglichkeit zu berichten. Bei Dunkelheit überzeugen die serienmäßigen Bi-Xenon-Scheinwerfer mit sehr guter Lichtausbeute. Die Sportsitze bieten nicht nur genügend Seitenhalt bei der Kurvenhatz, sondern verwöhnen auf längeren Etappen auch den Allerwertesten und den Rücken. Die Sitzposition passt auch für Großgewachsene, und die Ergonomie lässt bis auf die fehlende axiale Lenkradeinstellung keine Wünsche offen – die Bedienung des schnell rechnenden Navis ist aber mühsam. Im Stand mag sie mit ihrem kleinen Joystick ja eine feine Sache sein, in einem fahrenden, straff gefederten Auto mit über 300 PS ist die Bedienung via Stick etwa so einfach wie das Einfädeln eines Nähgarns in ein Nadelöhr bei Sturmstärke zehn. Solch Fingerfertigkeit verlangt der 350Z übrigens auch von dem Fahrer, wenn er den Ölstand kontrollieren oder den Kofferraum öffnen möchte. Letzterer wird durch eine kleine Taste oberhalb des Nummernschilds entriegelt. Wer dessen genaue Position nicht kennt, der geht automatisch in die Knie, um ihn zu suchen. Ähnlich schwierig zu finden ist die Öffnung für den Ölpeilstab, der in einem dunklen Spalt neben dem Motor sitzt. Das Einführen wird aber nicht nur durch die versteckte Position erschwert, sondern auch durch die verdrehte Form. So lässt er sich nur mit einer gewissen Kombination aus Druck- und Drehbewegung einfädeln. Schwer abzulesen ist der Ölstand außerdem, da der Stab durch das Einfädeln automatisch komplett verölt ist.

Knackiger Sportler
Schön, dass das Getriebe leicht und präzise funktioniert. So kurz und knackig, wie der Schalthebel in der Hand liegt, lassen sich auch die sechs Gänge wechseln. Im Zusammenspiel mit dem im oberen Drehzahlbereich heiser grölenden Sechszylinder macht das besonders offen fahrend sehr viel Spaß. Wenn zudem noch zufällig die Sonne scheint und man auf Serpentinen von einer Spitzkehre zur nächsten jagt, fühlt sich der 350Z – und natürlich der Fahrer – am wohlsten. Hier kann der Roadster seine messerscharfe Lenkung sowie die brutal verzögernde und gut dosierbare Bremsanlage voll ausspielen. Die knapp 2500 Euro teuren 19-Zoll-Alu-Felgen tun ihr Übriges in Sachen Grip und knackigem Einlenkverhalten dazu. Überraschend ist der für diese Reifengröße nicht unbedingt übliche gute Geradeauslauf. Selbst tiefe Spurrillen auf der Autobahn werfen den Nissan nicht aus der Bahn. Besonders die Continental-Bereifung konnte im Test überzeugen, während die Gummis von Goodyear ihre Stärke bei Nässe ausspielten.

Narrensicher, aber auch ein klein wenig Spaßbremse ist das ESP bei sportlicher Gangart. Vor allem auf nasser Fahrbahn fängt das elektronische Helferlein das auskeilende Heck schnell und rigoros mit gezielten Bremseingriffen wieder ein. Bei deaktiviertem ESP sind dagegen zwei kundige Hände am Lenkrad gefragt, um den 350Z richtig schnell durch die Kurven zu scheuchen. Apropos Bremsanlage: Die oftmals sportliche Fahrweise und das für einen Sportler mit fast 1,7 Tonnen hohe Leergewicht – trotz der Motorhaube aus Aluminium – gingen an den Brembo-Stoppern nicht spurlos vorbei. Schon nach gut 50000 Kilometern waren die hinteren Bremsen inklusive der Scheiben reif für einen Wechsel. Weitere 10000 Kilometer später wurden die vorderen Beläge sowie die Scheiben erneuert. Ein teures Vergnügen, denn ein kompletter Bremsenwechsel vorn und hinten plus Arbeitslohn schlägt mit gut 2500 Euro zu Buche. Da tröstet es wenig, dass der Nissan Roadster mit einem Grundpreis von knapp 40.000 Euro zu den Sonderangeboten in seiner Klasse gehört.

Der 350Z Roadster trägt im Vergleich zum Coupé fast zwei Zentner mehr auf den Hüften. Das liegt an der mangelnden Verwindungssteifigkeit eines Autos ohne festes Dach. Um dem entgegenzuwirken, besitzt das Cabrio eine steifere und ungefähr 70 Kilogramm schwerere Bodengruppe mit Quer-trägern unter den Sitzen und im Vorderteil des Wagens. Zusätzlich zu den Versteifungen in der Bodengruppe ist die Verdeckkonstruktion 30 Kilogramm schwerer als das Coupé-Dach, und zehn weitere Kilogramm gesellen sich durch die serienmäßige elektrische Sitzeinstellung hinzu.

Hohe Unterhaltskosten
Trotz des günstigen Grundpreises ist das Roadster-Vergnügen mit dem 350Z aber nicht unbedingt billig. Was man in der Anschaffung gegenüber einem Mercedes SLK oder Audi TT gespart hat, sollte man als Reserve auf dem Bankkonto behalten, sonst könnte es eng werden, wenn die fälligen Versicherungsbeiträge oder Werkstattrechnungen abgebucht werden. Zum Vergleich: In der Vollkaskoversicherung kostet der Nissan aufgrund der schlechteren Typklasse fast 1000 Euro jährlich mehr als ein Mercedes SLK 350. Dazu kommen die happigen Werkstattrechnungen für Verschleißteile wie Bremsen und Reifen sowie die Ölwechsel, die alle 15000 Kilometer fällig sind. Der Preis für einen Satz Sommerreifen für die großen 19-Zöller liegt je nach Marke zwischen 1200 und 1300 Euro. Auch der relativ hohe Wertverlust von über 50 Prozent nach zwei Jahren und 100000 Kilometern kann die Kostenbilanz nicht schönen.

Z wie zuverlässig
Aus technischer Sicht gibt es keinen Grund zur Klage, sieht man von dem hohen Verschleiß an Bremsen und Reifen ab. Auch der Ölverbrauch von 6,9 Litern über die gesamte Dauertest-Distanz ist für einen Sportwagen mit gut 300 PS im grünen Bereich. Stark beansprucht von dieser Power machte die Kupplung dafür schon nach 53.773 Kilometern schlapp. Kosten inklusive Arbeitslohn: 802,25 Euro. Ansonsten rollte der blaue Roadster lediglich bei Kilometerstand 81411 unplanmäßig in die Werkstatt. Grund hierfür war ein metallisch schepperndes Geräusch aus dem Bereich der Hinterachse beim Anfahren. In der Werkstatt wurde die Kohlefaser-Antriebswelle ausgebaut und gefettet, womit das Problem behoben war.

Ansonsten war der Nissan ein Vorbild an Zuverlässigkeit. Die 100000 Kilometer, die ihm mittlerweile in den Knochen stecken, merkt man ihm nur an einigen Kleinigkeiten an. Bei geöffnetem Dach – der Schließmechanismus funktioniert noch so einwandfrei wie am ersten Tag – scheppern die versenkten Scheiben in den Türen. Die Mittelkonsole stöhnt mit lautem Knarzen, sobald man den Ellenbogen darauf ablegt. Von Anfang an zu hören war das Knarren der Türen in der Karosserie auf schlechten Straßen. Das liegt aber eher an der – trotz aufwendiger Versteifungen in der Bodengruppe – schlechteren Verwindungssteifigkeit als an der Laufleistung.

Nahezu neuwertig ist noch das Gestühl. Sowohl der straffen Polsterung als auch dem Leder merkt man die vergangenen Strapazen nicht an. In gleich gutem Zustand sind Fahrwerk, Lenkung und Getriebe. Alles funktioniert so knackig, als wäre der Wagen gerade erst vom Band gerollt. So gesehen ist der Nissan 350Z Roadster fit für die nächsten 100.000 Kilometer.

Fazit

Der Nissan 350Z Roadster hat sich über die 100000 Kilometer wacker geschlagen. Technisch ohne Fehl und Tadel, bis auf einen Ausrutscher, besuchte er die Werkstatt nur zum Wechsel von Verschleißteilen oder zur planmäßigen Inspektion. Als rein-rassiger Sportwagen ist er zwar nicht als typisches Urlaubsauto für die große Reise zu empfehlen – aber das erwartet auch niemand ernsthaft. Seine Qualitäten als Sportler und Cabrio haben ihn während des Tests viele Herzen erobern lassen. Das geringe Platzangebot und der hohe Lärmpegel auf der Autobahn waren bei Fotofahrten in sonnigen Gefilden schnell vergessen. Dabei eignet sich der schicke und dynamische Roadster genauso für kurvige Sträßchen wie zum Flanieren vor Cafés. Einziger Wermutstropfen: die hohen Unterhaltskosten. Alle 15000 Kilometer ruft die Werkstatt zum Ölwechsel oder zur Inspektion. Dazu kommen der hohe Benzinverbrauch (teures Super Plus), saftige Preise für Verschleißteile wie Bremsen, Reifen und Kupplung sowie hohe Versicherungseinstufungen in den Kaskoklassen. In der Summe relativieren diese Kosten den günstigen Kaufpreis.

Technische Daten
Motor 
ZylinderV6, 4-Ventiler
Hubraum3498
Leistung
kW/PS
1/Min

221/301
6400 U/min
Max. Drehmom. (Nm)
bei 1/Min
353
4800 U/min
Kraftübertragung 
Getriebe6 Gang manuell
AntriebHinterrad
Fahrwerk 
Bremsenv: innenbel. Scheiben
h: innenbel. Scheiben
Bereifungv: 225/45 R 18
h: 245/45 R 18
Messwerte
Gewichte (kg) 
Leergewicht (Werk)1630
Beschleunigung/Zwischenspurt 
0-100 km/h (s)6.3
Höchstgeschwindigkeit (km/h)250
Verbrauch 
Testverbrauch12.5l/100km (Super Plus)
EU-Verbrauch12l/100km (Super Plus)
Reichweitek.A.
Abgas-Emissionen 
Kohlendioxid CO2 (g/km)k.A.

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