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Alle Infos zum VW Passat

VW Passat GTI, G60, CL und L: Classic Cars Vier Highlights des Alltagshelden Passat

Thorsten Elbrigmann Freier Mitarbeiter
Inhalt
  1. Classic Cars: Der VW Passat GTI von 1977
  2. Fahrspaß im VW Passat GT G60 (1989)
  3. Der 80er-Jahre-Passat CL Formel E (1982)
  4. Passat L Variant (1973/1974): der weiße Riese

Ein Synchro-GT mit G-Lader, ein Spritsparer nach Formel E, ein treues Nutztier der ersten Generation und der Prototyp eines GTI: Das sind unsere Classic Cars-Highlights aus der Geschichte des VW Passat!

Götterdämmerung am Mittellandkanal: Die Luft zum Kühlen nimmt dem VW-Konzern Anfang der 70er-Jahre die Luft zum Atmen. Des Käfers Boxer, einst Garant für rasanten Absatz, ist zum überkommenen Prinzip geworden – vor allem in der Mittelklasse, wo Typ 3 und Typ 4 der neuen Konkurrenz praktisch nichts mehr entgegensetzen können. Als Interimslösung  durfte der bei NSU entwickelte K70 zwar noch herhalten, doch der große Wurf, der den Befreiungsschlag in der Mittelklasse brachte, kam aus Ingolstadt. Dort hatten Audi-Entwicklungschef Ludwig Kraus und der Audi-Vorstandschef Rudolf Leiding nach dem Audi 100 den Audi 80 aufgelegt und so dem schwer angeschlagenen Unternehmen wieder auf die Beine geholfen. Mit der neuen Entwicklung im Gepäck wechselte Leiding nach Wolfsburg zur Konzernmutter.

Mit einigen optischen Retuschen wurde so aus dem 1972 vorgestellten Audi 80 nur ein Jahr später der erste VW Passat – eine Revolution! Frontmotor, Frontantrieb, Wasserkühlung, kantige Form, grandiose Platzverhältnisse, riesiger Stauraum im Schrägheck und ab Januar 1974 auch im Variant. Im Mai 1973 präsentierte man stolz den ersten Passat. Er sah erstaunlich eigenständig aus, was dem Designer Giorgetto Giugiaro zu verdanken war. Dass der Passat in den ersten zwei Jahren als Schräghecklimousine noch einen kleinen Heckdeckel hatte, erscheint heute unverständlich. 1975 folgte die große Klappe, 1977 ein Facelift, 1980 ein neues Modell. Und auch viele Jahrzehnte später ist kein Ende in Sicht. Eine Erfolgsgeschichte, die wir in vier Highlights nachzeichnen. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon

Neuheiten VW Passat (2024)
VW Passat Variant (2024) Oberklassiges Format

 

Classic Cars: Der VW Passat GTI von 1977

Der 110 PS-GTI-Motor (81 kW) macht ganz schön Laune in diesem rund 900 Kilogramm leichten VW Passat. Auf dem Tachometer sind gerade mal 533 gefahrene Kilometer vermerkt. Ein "Spucknapf"-Lenkrad in Dunkelblau lenkt den mit etwas strafferem Fahrwerk ausgerüsteten GTI zackig um die Kurve. Einen solchen Prototypen zu fahren, die etwas muffige Luft im von der Sonne aufgeheizten Innenraum zu atmen – das fühlt sich so unfassbar gut an! War die Zeit 1977 noch nicht reif für so viel Sportlichkeit in einem Passat? Man möchte die Bosse von damals zur Rede stellen und sie fragen: Warum habt Ihr den denn nur nicht gebaut?

Das Fahrwerk, der potente Motor, die von Spoilern und Beplankung auf jedem Zentimeter Fahrzeuglänge zur Schau getragene Muskelmasse – all das blieb nur eine Studie mit einmaliger Innenausstattung und edlem Teppich selbst im Kofferraum. Immerhin entschloss sich Volkswagen dazu, den 1,6-Liter-Einspritzmotor im Top-Modell Passat GLI einzubauen, doch das geschah erst im Februar 1979. Da steckte schon der Nachfolger in den Startblöcken. Diesem Facelift-Modell des ersten Passat wird so eine besondere Ehre zuteil: Er ist der Urahn aller sportlichen Passat, die da noch kamen. Der bahamablaue GTI ist heute fahrender Zeitzeuge des Wolfsburger Werkes. Es ist ein Zeitzeuge, der auf den ersten Blick serienreif wirkt, auch wenn einige Details noch improvisiert sind. Wieder aussteigen? Ungern!

Passat GTI 1977 Technische Daten
ANTRIEB
R4-Zylinder, vorn längs eingebaut; 2-Ventiler; eine obenliegende Nockenwelle, über Zahnriemen angetrieben; Benzineinspritzung (Bosch K-Jetronic); Bohrung x Hub: 79,5 x 80,0 mm; Hubraum: 1588 cm 3 ; Verdichtung: 9,5:1; Leistung: 85 kW/110 PS bei 6100/min; max. Drehm.: 140 Nm bei 5000/min; Viergang-Getriebe; Mittelschaltung; Vorderradantrieb
AUFBAU+FAHRWERK
Selbsttragende Ganzstahlkarosserie mit vier Türen, Heckklappe; Radaufhängung: vorn an McPherson-Federbeinen, Stabilisator; hinten Torsionskurbelachse an Längslenkern, Schraubenfedern, Dämpfer, Panhardstab, Stabilisator; Zahnstangen-Lenkung; Bremsen: v. Scheiben, h. Trommeln; Reifen: 175/70 SR 13, Räder: 5,5 x 13
ECKDATEN
L/B/H: 4290/1615/1360 mm; Radstand: 2470 mm; Spurweite v./h.: 1340/1350 mm; Wendekreis: 10,3 m; Leergew.: ca. 910 kg; Zuladung: k.A.; Tankinh.: 46 l; elektr. Anlage: 12 Volt; Beschl.: 0 auf 100 km/h in ca. 11,0 s; Höchstgeschwindigkeit: ca. 175 km/h; Baujahr: 1977; Stückzahl: Prototyp
 


Fahrspaß im VW Passat GT G60 (1989)

Sportlichkeit auf einer ganz neuen Ebene:  Steigt man vom GTI in den Passat GT G60 synchro um, dann merkt man den Fortschritt auf jedem gefahrenen Meter. Der per mechanischem Spirallader aufgeladene 1,8-Liter-Motor mobilisiert 160 PS (118 kW), die dank der per Visco-Kupplung auf alle vier Räder verteilten Kraft sehr direkt auf die Fahrbahn treffen. Die Einfahrt in die erste Kurve räumt auf mit dem Biedermann-Image. Auch bei hohem Tempo drängen die gut 1,3 Tonnen des Passat (intern: 35i) nur sanft nach außen. Drinnen finden sich Schalter für Klimaanlage, Sitzheizung und viel Kunststoff. Die gut konturierten Sitze versprechen entspannte Autobahnetappen, die Servolenkung und die kräftig zupackenden Bremsen machen Fahrer:innen das Leben leicht. Also alles gut? Im Prinzip ja, doch auch wenn der GT G60 schon ein Oldtimer ist: Oldie-Flair bietet er jedoch nicht. Aber immerhin Fahrspaß.

Passat GT G60 1989 Technische Daten
ANTRIEB
R4-Zylinder, vorn quer eingebaut; 2-Ventiler; eine obenliegende Nockenwelle, über Zahnriemen angetrieben; Benzineinspritzung (Digifant); G-Lader, Ladeluftkühler; Bohrung x Hub: 81,0 x 86,4 mm; Hubraum: 1781 cm3 ; Verdichtung: 8,0:1; Leistung: 118 kW/160 PS bei 5600/min; max. Drehmoment: 225 Nm bei 3800/min; Fünfgang-Getriebe; Mittelschaltung; Allradantrieb (Synchro)
AUFBAU+FAHRWERK
Selbsttragende Ganzstahlkarosserie mit vier Türen, Heckklappe; Radaufhängung: vorn an McPherson-Federbeinen, Stabilisator; hinten Schräglenkerachse, Schraubenfedern, Dämpfer, Stabilisator; Zahnstangen-Lenkung; Bremsen: vorn innenbel. Scheiben, hinten Scheiben; Reifen: 205/50 R 15, Räder: 6 x 15
ECKDATEN
L/B/H: 4575/1705/1490 mm; Radstand: 2630 mm; Spurw. v./h.: 1485/1441 mm; Wendekreis: 10,7 m; Leergew.: 1345 kg; Zuladung: 515 kg; Tankinh.: 70 l; elektr. Anlage: 12 Volt; Beschl.: 0 auf 100 km/h in 9,8 s; Höchstgeschw.: 210 km/h; Bauzeit: 1989-1993; Stückzahl (alle 35i/B3): über 6 Mio.;Preis (1993): 52.300 Mark
 

Der 80er-Jahre-Passat CL Formel E (1982)

Kanzler Kohl wollte 1982 die geistig-moralische Wende. Keiner wusste so recht, was er damit meinte. Im selben Jahr entschloss sich VW zu einer viel konkreteren Wende und brachte sie auf eine einfache Formel, die "Formel E". Darunter verstand man aerodynamisch nachgeschärfte Modelle, die zudem mit einer aufpreispflichtigen Stopp-Start-Automatik an der Ampel Benzin sparen sollten. Ein Druck auf den Wischerhebel, und der Motor ging aus – ab einer Kühlmitteltemperatur von mindestens 55 Grad. Ein Antippen des Gaspedals bei getretener Kupplung – und der Motor sprang wieder an. So einfach war das.

Dazu kamen noch ein auf 0,36 verbesserter cW-Wert (Serien-Passat: 0,38) und ein neues Getriebe, das 4+E mit sehr lang übersetztem fünften Gang. 75 PS (55 kW) mobilisiert der Formel E-Passat aus 1,6 Litern. Das reicht auch heute noch zum Mitschwimmen. Einzig der fünfte Gang will keinen Spaß machen: Nur die geringste Steigung – und der Vorwärtsdrang lässt spürbar nach. Ansonsten verströmt dieser 32b genannte 80er-Jahre-Passat den plüschigen Charme einer Zeit, in der mit Holz vertäfelte Decken in "Eiche hell" und die "Schwarzwaldklinik" im Trend lagen.

Passat CL Formel E 1982 Technische Daten
ANTRIEB
R4-Zylinder, vorn längs eingebaut; 2-Ventiler; eine obenliegende Nockenwelle, über Zahnriemen angetrieben; Fallstromvergaser (Solex); Bohrung x Hub: 79,5 x 80,0 mm; Hubraum: 1588 cm3 ; Verdichtung: 8,2:1; Leistung: 55 kW/75 PS bei 5600/min; max. Drehmoment: 121 Nm bei 3200/min; Fünfgang-Getriebe (4+E); Mittelschaltung; Vorderradantrieb
AUFBAU+FAHRWERK
Selbsttragende Ganzstahlkarosserie mit vier Türen, Heckklappe; Radaufhängung: vorn an McPherson-Federbeinen, Stabilisator; hinten Verbundlenkerachse, Schraubenfedern, Dämpfer; Zahnstangen-Lenkung; Bremsen: v. Scheiben, h. Trommeln; Reifen: 165 SR 13, Räder: 5 x 13
ECKDATEN
L/B/H: 4335/1685/1385 mm; Radstand: 2550 mm; Spurw. v./h.: 1400/1408 mm; Wendekreis: 11,3 m; Leergew.: 955 kg; Zuladung: 490 kg; Tankinh.: 60 l; elektr. Anlage: 12 Volt; Beschl.: 0 auf 100 km/h in 14,5 s; Höchstgeschwindigkeit: 161 km/h; Bauzeit: 1982 bis 1985; Stückzahl(alle 32b vor Facelift): ca. 1,8 Mio.;
Preis (1982): 16.570 Mark
 

Passat L Variant (1973/1974): der weiße Riese

Chromglänzende Stoßstangen, milde dreinschauende Breitbandscheinwerfer, ein Lenkrad groß wie ein Mühlstein, herrlich indirekte Lenkung, ein knöchern agierender Schalthebel mit gefühlt einem Meter Länge, dazu Holzimitat, klassische Rundinstrumente, blechern zuklappende Türen und nackt-nüchterne Innenauskleidung: Das ist der Ur-Passat! Man setzt sich hinein, lauscht dem Vierzylinder-Motor, tritt aufs Gas und ist sofort mitten-drin in den 70er-Jahren. So einfach konnte Auto sein. 17 Sekunden vergehen, bis 100 Stundenkilometer anliegen. Kein schlechter Wert für einen Wagen mit gerade mal 1,3 Litern Hubraum und 55 PS (40 kW).

Der Passat Variant L profitiert eindeutig von seinem niedrigen Eigengewicht. Er hebt sich bei beherztem Tritt aufs Gaspedal vorn weit aus den Federn und protestiert mit leichtem Reifenquietschen gegen diese Behandlung. Und auch die mit Engagement angegangene Kurve quittiert er verächtlich pfeifend. Der 1974 nach Stockholm ausgelieferte Wagen mag es eher gemächlich und verweist auf seine wahren Qualitäten: Bei umgeklappter Rückbank warten unendliche Weiten auf Ladegut. 500 Kilogramm darf er zuladen. Außerdem bietet der weiße Riese bis zu fünf Erwachsenen Platz. Ein wahrlich großer Volkswagen und ein würdiger Bruder für den edleren Audi 80.

Passat L Variant 1973/1974 Technische Daten
ANTRIEB
R4-Zylinder, vorn längs eingebaut; 2-Ventiler; eine obenliegende Nockenwelle, über Zahnriemen angetrieben; Fallstromvergaser (Solex); Bohrung x Hub: 75,0 x 73,4 mm; Hubraum: 1296 cm3; Verdichtung: 8,5:1; Leistung: 40 kW/55 PS bei 5500/min; max. Drehmoment: 92 Nm bei 3500/min; Viergang-Getriebe; Mittelschaltung; Vorderradantrieb
AUFBAU+FAHRWERK
Selbsttragende Ganzstahlkarosserie mit vier Türen, Heckklappe; Radaufhängung: vorn an McPherson-Federbeinen, Stabilisator; hinten Torsionskurbelachse an Längslenkern, Schraubenfedern, Dämpfer, Panhardstab, Stabilisator; Zahnstangen-Lenkung; Bremsen: v. Scheiben, h. Trommeln; Reifen: 155 SR 13, Räder: 4,5 x 13
ECKDATEN
L/B/H: 4190/1600/1360 mm; Radstand: 2470 mm; Spurw. v./h.: 1340/1335 mm; Wendekreis: 10,3 m; Leergewicht: 910 kg; Zuladung: 500 kg; Tankinhalt: 50 l; elektr. Anlage: 12 Volt; Beschleun.: 0 auf 100 km/h in ca. 17 s; Höchstgeschwindigkeit: ca. 145 km/h; Bauzeit: 1973 bis 1977; Stückzahl: ca. 1,2 Millionen; Preis (1974): 9205 Mark

 

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