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So kam der VW Golf zu seinem Namen

Eine tierische Geschichte

von Ingo Eiberg
Inhalt
  1. So kam der VW Golf zu seinem Namen
  2. Blizzard & Caribe verworfen
  3. Wie ein Pferd zum Namensgeber wurde

Alle kennen ihn, den VW Golf. Doch wie kam das Auto zu seinem Namen? Die tierische Geschichte der Namensfindung verriet der ehemalige VW-Manager Hans-Joachim Zimmermann!

 

So kam der VW Golf zu seinem Namen

Der VW Golf. Er ist Begründer einer eigenen Fahrzeugklasse, mit über 37 Mio. gebauten Exemplaren (Stand: April 2024) einer der VW-Bestseller und spätestens als GTI zur Ikone unter den Kompakten geworden. 2024 feierte der Golf – zusammen mit einem Facelift – seinen 50. Geburtstag und ist inzwischen mit modernster Plug-in-Hybrid-Technologie in der automobilen Zukunft angekommen. Vom Sondermodell zum 50. Geburtstag ganz zu schweigen. Aber warum der erfolgreiche Käfer-Nachfolger Golf heißt, wissen bisher nur die Wenigsten.

In Wolfsburg haben sie im Sommer 1974 eine mehrdeutige Antwort für die fragenden Fachmagazine parat. Bei der offiziellen Vorstellung bleibt es offen, ob der Golf seinen Namen dem warmen Meeresstrom aus dem Golf von Mexiko oder doch dem Ballsport auf kurzgeschnittenem Rasen zu verdanken hat. Bis heute sind beide Varianten halb-offiziell in Umlauf. Aus den Vorstandsprotokollen von Oktober 1973 geht hervor, dass sich die Mehrheit der Spitze des damals angeschlagenen Konzerns eindeutig für eine Assoziation mit dem Golfstrom aussprach. Zuvor waren viele Gedankenspiele rund um den Namen des intern "EA 337" (EA für Entwicklungsauftrag) genannten Wagens aus der Feder von Giugiaro entwickelt worden. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon

Leslie & Cars zeigt das VW Golf 8 Facelift (2024) im Video:

 
 

Blizzard & Caribe verworfen

Der ursprünglich vorgesehene Name "Blizzard" musste früh verworfen werden: Ein Skihersteller hatte sich den Markennamen bereits gesichert. Um die vom Marketing vorgeschlagene Nomenklatur aus Naturphänomenen für die neue Modellgeneration mit vorn quer eingebautem, wassergekühltem, Vierzylinder-Motor und Vorderradantrieb, bestehend aus Passat und Scirocco, fortzuführen, fehlte für die Limousine weiter ein passender Name. Der Vorschlag "Caribe" wurde schnell ad acta gelegt. Um die Kontinuität aus "warmen Winden" fortzuführen, wurde anschließend überlegt, die unter dem Blech gleichen Modelle EA 398 und EA 337 als "Scirocco SP" bzw. "Scirocco Coupé" und die Limousine als "Scirocco" zu verkaufen. Der letztendliche Name "Golf" führte die Reihe der Naturphänomene scheinbar logisch fort. Golf klang zudem internationaler, moderner und weniger technisch als etwa VW 1600, 1303 oder K70.

 

Wie ein Pferd zum Namensgeber wurde

Was heute die Wenigsten wissen: Die Namensfindung für den Golf – hier gibt es vier weitere, verblüffende Fakten – ist eine im wahrsten Sinne tierische Geschichte. Denn Hans-Joachim Zimmermann, pensionierter VW-Manager, erinnert sich, dass der Volkssportler Golf einen direkten Bezug zum Pferdesport hat. Als Zimmermann 1955 als Handballspieler nach Wolfsburg kommt, blüht der Sport in der noch jungen Stadt auf. Zu den Sportarten, die Volkswagen unter seinem Generaldirektor Heinrich Nordhoff von Anfang an unterstützt, zählt auch der Reitsport. Ende der 50er-Jahre schließt sich der örtliche Reitverein zum Reit- und Fahrverein Wolfsburg zusammen.

Zimmermann, der neben seinen sportlichen Ambitionen an seiner VW-Karriere arbeitet, bekommt 1963 einen neuen Chef. Als sich Horst Münzner bei ihm vorstellt, ist Zimmermann als junger Einkäufer für das im Bau befindliche Werk Emden verantwortlich. Wenige Wochen nach seinem Dienstantritt wird Einkaufschef Münzner von Werksleiter Otto Höhne gebeten, auf die am nächsten Tag stattfindende außerordentliche Mitgliederversammlung des Reit- und Fahrvereins zu gehen. "Und wenn die Versammlung zu Ende ist, Herr Münzner, sind Sie Erster Vorsitzender", erinnert sich Zimmermann an das Gespräch. Münzner weiß nicht recht, wie ihm geschieht, worauf ihm Höhne entgegnet: "Sie wollen doch in diesem Unternehmen Karriere machen, oder?" So wird Münzner eher unfreiwillig Vorsitzender des Wolfsburger Reitvereins.

In der Reithalle des Vereins begegnen sich die beiden auch an einem Samstagvormittag im Herbst 1973. "Ich hatte mir zuvor in Verden an der Aller ein neues Pferd gekauft. Eigentlich wollte ich immer einen ostpreußischen Trakehner. Aber aus Proporz musste es dann ein Hannoveraner sein", erinnert sich Zimmermann: "Ich ritt auf meinem braunen Wallach und Münzner sagte: "Schönes Pferd haben Sie da Zimmermann. Wie heißt es denn?" Ich antwortete "Golf" und schwärmte wohl sehr von seinen Eigenschaften. Ich dachte mir nichts weiter dabei, als Münzner erstaunt und gedankenversunken Golf wiederholte", sagt der Pensionär. Was Hans-Joachim Zimmermann nicht wusste: Sein Chef rief am Montag darauf seine Marketingstrategen von Schenck zu Schweinsberg, Vacano und Weiher zusammen und erkundigte sich, ob es Neuigkeiten bezüglich der Namensfindung zum Käfer-Nachfolger gäbe. Die Herren zuckten daraufhin nur ratlos mit den Schultern.

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"Was halten die Herren von Golf", entgegnete Münzner ihnen. "Passat haben wir ja schon und Golf, Golf-Linie, Golf-Strom. Würde passen", bekam er zur Antwort. Zimmermann: "Ich hatte von den Vorgängen zu dieser Zeit keine Ahnung. Ich war damals damit beauftragt, sämtliche Kaufteile für den Käfer-Nachfolger zu beschaffen. Wenige Wochen nach unserem Treffen in der Reithalle bat mich die Sekretärin von Herrn Münzner, mit ihm gemeinsam in die Halle 37, dort wo die ersten 500 Nullserien-Fahrzeuge gefertigt wurden, zu fahren. Ich wusste nicht, was ich da sollte, da ich ohnehin zweimal am Tag dort war. Wir fuhren gemeinsam in die Halle, die ich bestens kannte – bis auf den Raum, der immer verschlossen war.

"Münzner ließ ihn aufschließen. Darin stand ein abgedecktes Auto. Münzner fragte mich, ob das eines der Autos sei wie draußen in der Halle und bat mich, um das Auto herumzugehen", erzählt Zimmermann und Münzner habe ihn anschließend gefragt: "Ist ihnen etwas aufgefallen?" "Als ich das verneinte, wurde er böse: "Gehen Sie nochmal drumherum und gucken Sie genau hin." Ich blieb am Heck stehen und sah den Namenszug Golf. "So heißt doch mein Pferd", sagte ich und strahlte wie ein Honigkuchen – das wollte er mir zeigen", blickt Zimmermann auf den denkwürdigen Moment zurück. Bis zu Münzners Tod 2009 standen die beiden immer wieder in Kontakt. Mitte der 90er-Jahre bestätigte Münzner gegenüber Zimmermann: "Der Name des wassergekühlten Käfer-Nachfolgers stammt von ihrem Pferd. Genauso war es, dazu stehe ich." 1993 verstarb der tierische Namensgeber des VW Golf im Alter von 27. Das entspricht 95 Menschenjahren. Ein gutes Omen.

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