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Roadster im Design-Vergleich: Mini Superleggera Vision & Austin-Healey Sprite British Airways

Erfrischend offen und verblüffend ähnlich: Die Studie Mini Superleggera Vision und der Austin-Healey Sprite haben es Mini-Designer Anders Warming angetan. Doch zwischen den Autos liegen 56 Jahre Entwicklungszeit. Design-Vergleich

Es ist ein Wiedersehen mit einem alten Bekannten. Ort des Geschehens: ein geheimes Fotostudio vor den Toren Münchens. Teilnehmer: ein namhafter Automobildesigner und zwei zweisitzige Pkw. Als sich das Rolltor öffnet und ein grüner Roadster kernig röhrend hereinrollt, merkt man dem Designer die Rührung an: „Mein Vater besaß genau so einen. Ich bin eigentlich unter diesem Auto groß geworden“, entfährt es ihm. „Später, im Studium in Kalifornien, habe ich mir auch einen gekauft.“

 

Design-Vergleich: Mini Superleggera und Austin-Healey

Dann schreitet er langsam um den Oldtimer herum, fährt dabei vorsichtig mit der Hand über die spektakulären Rundungen des Wagens und fügt hinzu: „Das ist wirklich ein großer Moment für mich.“ Das Auto, um das es geht, ist ein Austin-Healey Sprite Baujahr 1960. 43 PS aus 948 Kubikzentimetern bewegen nur 640 Kilogramm Gewicht. Ein klassischer Engländer von echtem Schrot und Korn. Schnörkellos. Kompromisslos.

Sportlich eher in engen Kurven als auf langen Geraden. Aber definitiv faszinierend. Weil die Scheinwerfer wie Froschaugen auf der Motorhaube zu sitzen scheinen, ist er besser bekannt unter dem Namen Frogeye – oder, wie man in  den USA sagt, Bugeye. 48.999 Stück wurden gebaut. Dann war der Spuk vorbei. Das Nachfolgemodell MKII hatte bereits auf konventionelle Weise integrierte Scheinwerfer.

Anders Warming ist zwar Jahrgang 1972 und somit zwölf Jahre jünger als der Austin-Healey. Aber trotzdem weiß er all das. Denn er hat nicht nur einen persönlichen Bezug zu diesem Sprite. Als Head of Mini Design hat er die Formensprache dieses Wagens inten-siv studiert – und in sein jüngstes Projekt einfließen lassen. Womit wir bei dem zweiten Fahrzeug wären, das an diesem Tag dabei ist: dem Mini Superleggera Vision.

Eine elegante Designstudie zur Zukunft von Mini, die unlängst beim Concorso d’Eleganza an der Villa d’Este  in Italien präsentiert wurde. Das Einzelstück ist ein Gemeinschaftsprojekt des Dänen Anders Warming mit seinem belgischen Kollegen Louis de Fabribeckers von der traditionsreichen Karosserieschmiede Touring Superleggera.

Erstaunlich: Während der Wagen bei seiner Vorstellung am Comer See neben all den Pretiosen vergangener Tage sehr klein und beinahe etwas verloren aussah, wirkt er neben dem Austin-Healey plötzlich geradezu stämmig. Aber von den Proportionen abgesehen: Die Ähnlichkeiten zwischen Oldie und Designstudie sind offensichtlich.

„Beide  wirken clean, aufgeräumt, aber trotzdem hochemotional“, erklärt Warming, „es gibt keine Türgriffe, keine Seitenscheiben, kein Verdeck.“ Überhaupt finde sich an keinem der beiden etwas Überflüssiges, beide besäßen ein „durchgehendes Heck“. Und natürlich diese unverwechselbare Front. „Der Bugeye hat so ein freundliches Gesicht“, ruft John, der amerikanische Besitzer des Bugeye, aus dem Hintergrund in die Runde.

Und schiebt mit starkem US-Akzent nach: „Der leckelt.“ Anders Warming wiederum nutzt die Situation, um noch einmal im Detail die Finessen des Mini Superleggera Vision hervorzuheben. „Das Heck wirkt wie eine bewegte Landschaft. Die Fuge vom Sitz hin zum Rücklicht darf einen leichten Knick machen statt schnurgerade zu verlaufen. Das ist viel emotionaler. Hier treffen sich Britishness und Italian Style.“

Diese spezielle Mischung unterscheidet den Mini auch von anderen Roadstern wie dem Audi TT oder dem BMW Z1. Der TT sei im Bauhaus-Design gestaltet, da träfen Linien meistim rechten Winkel aufeinander. Der Z1 dagegen spiele viel aufwändiger mit Licht und Schatten.

Besonders stolz ist der Designer auf die Rücklichter des Mini. Sie bestehen aus einer angedeuteten britischen Nationalflagge, von der rechts und links je eine Hälfte leuchtet. Verglichen mit  dieser spektakulären Optik ist die Art, wie das Zusatzbremslicht in die Heckfinne integriert ist, schon beinahe von nüchterner Eleganz geprägt.

Im Innenraum verneigt sich das Auto aus der Zukunft vor seinem Vorgänger aus den Sechzigern. Wie der Sprite trägt der Mini Rundinstrumente hinter einem Dreispeichenlenkrad, es gibt eine digitale und eine analoge Uhr und einen Touchscreen. Mehr nicht. Für ein modernes Auto ist alles betont simpel gehalten. „Einen Knopf drücken – und losfahren“, beschreibt Warming das Bedienkonzept.

Schmuckstück ist das vollständig aus einem Stück gefertigte  Armaturenbrett, ein handgearbeiteter Traum aus Aluminium. So könnte man sich beinahe fragen, wo denn überhaupt die Entwicklung stattgefunden hat. Als Antwort verweist Designer Warming auf die Art, wie beide Autos auf der Straße liegen: „Früher hat man die Räder nicht betont. Der Austin-Healey hat nur 13-Zoll-Räder, die in der Karosserie stehen. Der Mini dagegen steht super breit da.“

Unterm Blech fallen die Unterschiede erwartungsgemäß noch größer aus, auch wenn bislang niemand einen Blick unter die Haube des Superleggera Vision werfen durfte. Wo beim Sprite ein braver Reihenvierzylinder aus dem Kleinwagen Austin A35 werkelt, soll der Mini einen Elektroantrieb besitzen. Ein Fact, der noch einmal John, den Ami mit Austin-Vorliebe, auf den Plan ruft: „Hey Anders, sowas müsstet ihr auch mal für meinen Bugeye bauen!“

„Reduktion auf das Wesentliche“
Mit dem Superleggera Vision will die Marke Mini zeigen, wie die Idee des Classic Mini in Zukunft interpretiert werden könnte. Das Konzeptfahrzeug besteht überwiegend aus handgeformten Aluminium- und Karbonfaserteilen, im Innenraum dominieren Leder, Aluminium und Schwarzchrom. Die Frontscheibe ist randlos gefertigt. Als Motorisierung kommt der elektrische Antrieb eDrive zum Einsatz.

Gerrit Reichel

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