BMW M4 Cabrio: Vergleich mit dem Porsche 911 Carrera Cabrio Gefahr für die 911-Ikone?
81 PS stärker und gleichzeitig über 24.000 Euro günstiger: Das neue BMW M4 Cabrio will den offenen Porsche 911 vom Sportwagen-Thron stoßen. Vergleich
Biturbo-Reihensechszylinder gegen frei saugenden Boxer-Sechszylinder, 431 zu 350 PS, 550 zu 390 Newtonmeter Drehmoment – trotz völlig unterschiedlicher Anlagen sind das neue BMW M4 Cabrio und das ewig junge Porsche 911 Carrera Cabrio gleichermaßen dazu in der Lage, die Herzen von sportlich ambitionierten Fahrern höher schlagen zu lassen. Das verspricht jedenfalls das erste Aufeinandertreffen der beiden offenen Spitzensportler.
BMW M4 und Porsche 911: Kampf um den Sportwagen-Thron
Schauen wir uns als erstes den Neuling genauer an, das BMW M4 Cabrio. Zunächst einmal bringt der offene M4 sämtliche Vorzüge mit, die bereits die zahmeren 4er-Cabrio-Varianten ausmachen. Dazu gehören das gute Platzangebot für vier Insassen, bequeme, wenn auch etwas hoch montierte Sportsitze sowie das allwettertaugliche Klappdach aus Leichtmetall. Außerdem gewährleisten die hervorragende Ergonomie und die einfache Bedienung, dass der Fahrer sich auf das Wesentliche konzentrieren kann: die Straße.
Inwieweit Vergleiche mit den herkömmlichen 4er-Derivaten indes an den Haaren herbeigezogen sind, wird beim Starten des doppelt aufgeladenen, 3,0 Liter großen Motors offensichtlich. Mit einem bedrohlichen Bellen meldet sich das giftige Triebwerk zum Dienst, um dann ungeduldig grollend im Leerlauf auf seinen nächsten Einsatz zu warten. Der beherzte Tritt aufs Gaspedal entfesselt ein Inferno aus Vortrieb und Motorgebrüll.
In nur 4,4 Sekunden schießt sich der offene M4 laut absolut glaubhafter Werksangabe aus dem Stand auf 100 km/h – ohne darüber hinaus an Nachdruck zu verlieren. Gangwechsel werden untermalt von einem aggressiven Sprotzeln aus den vier Auspuffendrohren, das frappierend an einen Peitschenhieb erinnert. Das Ansprechverhalten des hochdrehenden Turbos, dem der Drehzahlbegrenzer erst bei 7600 /min Einhalt gebietet, ist für einen aufgeladenen Motor auffallend spontan.
Jede noch so kleine Bewegung des Gaspedals wird umgehend in Vortrieb umgesetzt. Durch das hohe Drehmoment von maximal 550 Newtonmetern, das zwischen 1850 und 5500 Kurbelwellenumdrehungen komplett anliegt, ist der offene Viersitzer gang- und drehzahlunabhängig dazu in der Lage, ansatzlos nach vorn zu stürmen.
Doch trotz aller motorischen Brutalität ist das M4 Cabrio ein überraschend angenehmer Begleiter im Alltag. Dafür sorgen für allem die im Vergleich zum M4 Coupé softer abgestimmten Dämpfer und Stabilisatoren. Die Federung spricht sensibel auf Unebenheiten an und vermittelt insgesamt einen guten Kompromiss aus Sportlichkeit sowie Gelassenheit. Allerdings wirkt das Cabrio dadurch nicht ganz so agil wie der geschlossene M4-Ableger. Beim schnellen Kurvenfahren merkt man dem Bajuwaren zudem sein hohes Gewicht an. 1790 Kilogramm (ohne Ausstattungsextras) sind nun einmal kein Pappenstiel.
Umstieg in den Carrera: Die weltweit verehrte Zuffenhausener Sportwagenlegende bleibt sich auch in der offenen Variante treu. Die supertiefe Sitzposition, eng anliegende Sportsitze, die aufsteigende Mittelkonsole und ein Sammelsurium an analogen Rundinstrumenten prägen das im Vergleich zum BMW deutlich schmalere Interieur des schnellen Schwaben.
Das Lenkrad und der Wählhebel für das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe liegen optimal zur Hand. Die unüberschaubare Anzahl an Tasten im Elfer-Cockpit wollen wir an dieser Stelle als charmante Eigenart verbuchen. Genau wie das Porsche-typisch links vom Lenkrad positionierte Zündschloss, über das der 3,4 Liter große Sechszylinder-Boxer zum Leben erweckt wird.
Auch wenn dem Carrera der urgewaltige Turbo-Bums des M4 Cabrios fehlt: Der 350 PS starke, ungemein drehfreudige Direkteinspritzer setzt die Masse des 1490 Kilogramm schweren 911 scheinbar außer Kraft.
In 4,6 Sekunden fegt der Porsche auf Landstraßentempo – untermalt von einem Nackenhaar-aufstellenden Boxer-Sägen, das viel eher als manch farblose aktuelle Musik-Performance einen Grammy verdient hätte. Vor allem in hohen Drehzahlregionen weckt der Motorsound Erinnerungen an die erfolgreichen GT3 R-Rennversionen.
Einen weiteren großen Anteil an der Faszination 911 hat die traditionell hoch ausgeprägte Agilität, die auch dem Cabrio zu eigen ist. Die Präzision der ultradirekten Lenkung und die Spontaneität, mit der der Porsche einlenkt, suchen immer noch ihresgleichen. Das Gleiche gilt für die Traktion. Auch bei vollem Leistungseinsatz beim Herausbeschleunigen aus engen Kurven verliert die Heckmotor-Ikone zu keiner Zeit die Bodenhaftung.
BMW M4 oder Porsche 911 – welcher der beiden ist der bessere offene Sportwagen? Nun, jeder fasziniert auf seine ganz eigene Art und Weise. Das M4 Cabrio begeistert vornehmlich durch seinen gnadenlosen Motorpunch, egal aus welcher Drehzahl. Dazu ist es dank des guten Raumangebots bedenkenlos alltagstauglich.
Das sehnige 911 Cabrio ist der kurvenfressende Modellathlet, der im Alltag wegen des geringeren Platzangebots und des kleineren Kofferraums jedoch mehr Kompromissbereitschaft einfordert. Außerdem ist der Zuffenhausener deutlich teurer.
Infotainment im Vergleich
Der BMW ist in puncto Konnektivität auf dem aktuellen Stand der Technik. Das Navigationspaket ConnectedDrive (3100 Euro) bietet unter anderem einen Online-Zugang, Musik-Streaming und Echtzeit-Verkehrsmeldungen. Ganz anders der Porsche : Sein veraltetes Multimedia-Modul (3148 Euro) umfasst nur eine Bluetooth-Freispecheinrichtung, einen USB-Eingang, eine 40-GB-Festplatte und einen Lotsen. Neben der unübersichtlichen Bedienung des Systems stört in der Praxis der langsame Navirechner.
TECHNIK |
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BMW M4 CABRIOLET |
PORSCHE 911 CARRERA CABRIOLET |
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Motor | R6-Zylinder, 4-Ventiler, Biturbo, Direkteinspritzung | 6-Zylinder-Boxer, 4-Ventiler, Direkteinspritzung |
Hubraum | 2979 cm3 | 3436 cm3 |
Leistung | 317 kW / 431 PS bei 5500 - 7300 /min | 257 kW / 350 PS bei 7400 /min |
Max. Drehmoment | 550 Nm bei 1850 - 5500 /min | 390 Nm bei 5600 /min |
Getriebe | 7-Gang, Doppelkupplung | 7-Gang, Doppelkupplung PDK (opt.) |
Antrieb | Hinterrad | Hinterrad |
L/B/H | 4671/1870/1386 mm | 4491/1808/1299 mm |
Radstand | 2812 mm | 2450 mm |
Leergewicht | 1790 kg | 1490 kg |
Kofferraumvolumen | 370 - 220 l | 135 l |
Fahrleistungen1 | 0-100 km/h in 4,4 s | 0-100 km/h im 4,6 s |
Höchstgeschwindigkeit1 | 250 km/h | 284 km/h |
EU-Verbrauch1 | 8,7 l SP/100 km | 8,4 l SP/100 km |
CO2-Ausstoß1 | 203 g/km | 195 g/km |
Grundpreis | 82.100 Euro2 | 106.661 Euro3 |
2 inkl. 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe
3 inkl. 7-Gang-PDK
Marcel Kühler