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Geht auch ganz einfach:

Audi A6 Avant/VW Passat Variant: Test Aufstieg in die Oberklasse

Paul Englert
Inhalt
  1. VW Passat gegen Audi A6 im Test
  2. Hochwertige Verarbeitung im A6
  3. Fahrwerk: Vorteile beim Passat
  4. Motor: Audi A6 verbraucht mehr
  5. Fahrdynamik: Passat folgt dicht dem A6 
  6. Umwelt/Kosten
  7. Fazit

Groß war der VW Passat Variant schon immer, in der aktuellen Generation wirkt er zudem nun richtig edel. Kann der VW den Oberklässler Audi A6 Avant im Vergleich vom Thron der Premium-Kombis stoßen? Test!

Früher war die Reihenfolge klar: Erst kommt der Polo, dann folgen Golf und Passat. Parallel dazu gab es bei Audi A1, A3 und A4. Doch so richtig passt der neue Passat Variant nicht mehr in die Mittelklasse, wie wir sie einmal kannten, sondern sucht – mit dem Segen der Wolfsburger Strategen – Anschluss an die nächsthöhere Oberklasse: größer, edler und technisch anspruchsvoller als je zuvor. In diesem Segment ist der A6 Avant seit vielen Jahren eine feste Größe: groß, edel, technisch topmodern. Klingt irgendwie gleich. Bringt VW Audi etwa in Bedrängnis? Ob die Rechnung aufgeht und der Variant den Avant schlägt, klären wir im großen 5000-Punkte-Vergleichstest – die Kandidaten treten mit 190-PS-Turbodieseln und Doppelkupplungsgetrieben an.

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VW Passat gegen Audi A6 im Test

Da stimmt was nicht: Die Kofferraum-Maße von Audi A6 Avant und VW Passat Variant sind fast identisch, und trotzdem bietet der Ingolstädter 100 Liter weniger Stauvolumen – egal ob die Rücklehnen steil stehen oder umgeklappt sind. Doch, alle Daten stimmen. Allein die im Vergleich zum Passat schnittigere Form des A6 mit nach hinten abfallender Dachlinie und schräg stehender Heckklappe schränkt den Gepäckraum ein. Doch nicht nur für Ballast in Form von Koffern oder Taschen offeriert der VW mehr Raum, auch auf den fünf Sitzplätzen bleibt mehr Platz überm Kopf, neben den Ellenbogen oder im Fußraum. Vorn ist der Unterschied noch recht gering, hinten aber merkt man die paar Zentimeter mehr über dem Scheitel, für Arme und Beine sofort. Auch der Mittelplatz ist im Passat besser nutzbar, weil Mitteltunnel und -Konsole kleiner ausfallen. Mit dem variableren Innenraum (z.B. Durchreiche in den Fondlehnen serienmäßig, klappbare Beifahrerlehne gegen Aufpreis) und der höheren Anhängelast distanziert der Wolfsburger den Ingolstädter weiter.  Vorn sitzt man in beiden Kombis bequem, im Passat mit vielfach elektrisch einstellbaren "ergoComfort"-Sitzen (1180 Euro) aber noch eine Spur integrierter und mit besserem Seitenhalt. Im Audi-Fond nimmt der Passagier mit leicht angewinkelten Beinen Platz und kann so die lange Beinauflage nicht optional ausnutzen – das passt im VW besser. Ansonsten umgarnen Avant und Variant ihre Insassen mit allerlei aufpreispflichtigen Klimaausstattungen wie Heizungen für die Sitze (auch hinten), die Lenkräder, die Frontscheibe (VW, praktisch im Winter) oder Belüftungen der vorderen Plätze.

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Hochwertige Verarbeitung im A6

Dass der Passat schon immer viel Platz bot, wussten wir bereits. Interessanter sind jetzt Sicherheitsausstattung und Qualität sowie Verarbeitung. Was die Materialien angeht, ist der Audi A6 dem Passat nur noch leicht überlegen. Im VW gibt es mehr Verkleidungen aus Hartplastik – was man aber selbst auf den dritten Blick nicht sieht, sondern erst beim Anfassen merkt. Gespart haben die Wolfsbuger nur dort, wo man selten hinschaut, zum Beispiel unter der Motorhaube. Das Audi-Aggregat ist mehr verkleidet, der Motorraum wirkt aufgeräumter. Hier sieht es beim Passat etwas karger aus. Eigentlich sollte es umgekehrt sein, denn den Ölstand kann man im A6 übers Display abrufen, im Passat muss man noch den Metallstab ziehen. In Sachen Sicherheitsausstattung geht das Duell knapp zugunsten des Variant aus. Mit Notbremsfunktion, Einparkhilfen vorn und hinten (Serie) sowie integrierten Kindersitzen im Fond oder einer Reifendruckanzeige (Option) holt er die entscheidenden Zähler. Zwar gibt es für den Passat weder Head-up-Display noch Nachtsichtgerät (bei Audi gegen Aufpreis), sonst bekommt man für ihn aber fast alles, was Audi auch für den A6 anbietet – und das oft günstiger oder mit weniger Ausstattungs- Pflichtkombinationen verbunden.

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Fahrwerk: Vorteile beim Passat

Schon auf dem Papier hat der VW mit adaptiven Dämpfern (DCC: 1180 Euro) einen Vorteil gegenüber dem Audi mit 565 Euro teurem S line- Sportfahrwerk. Das arbeitet zwar sensibel und verarbeitet Unebenheiten sauber. Allerdings spricht der Variant im Komfort-Modus deutlich sanfter an, und sein Aufbau gerät weniger in Bewegung. Mit niedrigerem Geräuschpegel im Innenraum holt sich der Avant — unterstützt von der 1190 Euro teuren Doppelverglasung – aber objektiv und subjektiv wieder ein paar Punkte zurück.

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Motor: Audi A6 verbraucht mehr

Beim Sprint nutzt der Passat seinen Gewichtsvorteil (187 Kilo) sowie das gefühlt einen Tick bessere Ansprechverhalten und enteilt dem etwas träge wirkenden A6 bis Tempo 100 um ein paar Meter. Beide Kombis haben den Zweiliter-Turbodiesel mit vier Zylindern unter der Haube: 190 PS stark, mit maximal 400 Nm Drehmoment und SCR-Katalysator zur Reduzierung der Stickoxide, wodurch sie bereits die Euro-6-Norm erfüllen. Nicht nur bei der Beschleunigung hat der Variant die Nase vorn, er kann auch schneller rennen (233 km/h). Mit Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe sind die Drehzahlen im Passat aber immer etwas höher als im A6. Bei Tempo 100 dreht der Diesel 1700/min, bei 130 sind es 2100 Touren in der höchsten Stufe. Mit demselben Aggregat ausgestattet, zeigt die Nadel im Audi bloß 1300 respektive 1700 Touren an. Klasse ist die Laufkultur in beiden Fahrzeugen. Nach dem Kaltstart nageln die Motoren zwar etwas, laufen aber nach ein paar Minuten ruhig und akustisch zurückhaltend. Im Schubbetrieb und mit aktivierten Effzienz-Modi gehen beide Antriebe in den Leerlauf und schalten sich an der Ampel ab – das spart Kraftstoff. Knapp einen Liter weniger davon benötigt der leichtere Passat Variant, doch wegen seines kleineren Tanks kommt er nicht viel weiter als sein bayerischer Rivale.

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Fahrdynamik: Passat folgt dicht dem A6 

Das fast 200 kg höhere Gewicht des Audi fällt beim Bremsen und im Handling kaum auf. Auf dem Rundkurs ist der Zeitunterschied hauchdünn –auf den langen Geraden macht der Passat Boden gut, in schnellen Kurven der A6. Und beim Verzögern ist die Performance ebenfalls ausgeglichen. Im Slalom hingegen setzt der Passat mit seiner variablen Lenkung (330 Euro), Richtungswechsel schneller um. Im Grenzbereich bewegt sich das A6-Heck etwas mehr, dafür bringt der Avant mit größeren Rädern seine Kraft etwas effizienter auf den Asphalt und überzeugt mit leicht besserem Geradeauslauf – stets dicht gefolgt vom Variant, der ein paar Handbreit weniger Platz für die Kehrtwende braucht.

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Umwelt/Kosten

7400 Euro trennen A6 und Passat beim Grundpreis, inklusive der testrelevanten Extras fällt der Unterschied rund 800 Euro geringer aus. Premium hat halt seinen Preis. Auch bei Wertverlust und Kraftstoffkosten sparen Passat-Käufer eine Stange Geld. Auf den Euro exakt dieselbe Summe muss man für die Haftpflicht- und die Vollkaskoversicherung zahlen, die Garantiezeiten sind ebenfalls identisch. Acht Euro weniger kostet die Kfz-Steuer für den A6, weil er weniger CO2 ausstößt, und in der Werkstatt hat VW die Preise scheinbar schon an das Niveau des Premiumherstellers im Konzern angepasst. Multimedial sind beide gut unterwegs – auf Wunsch und gegen zum Teil happige Aufpreise mit großen Navis, Online-Funktionen, WLAN-Hotspot und Bluetooth-Schnittstelle.

 
Paul Englert Paul Englert
Unser Fazit

Mit seinem vierten Vergleichstest-Sieg schlägt der VW Passat Variant den Audi A6 Avant und damit erstmals ein Fahrzeug der Oberklasse. Warum also einen teuren A6 kaufen, der auch noch länger und schwerer ist, wenn man für viel weniger Geld einen praktischeren, ebenso komfortablen und hochwertigen Passat bekommen kann? Die Frage entscheidet wohl der Geschmack und ob man lieber mit vier Ringen und Prestige oder VW-Emblem unterwegs sein will.

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