close
Schön, dass du auf unserer Seite bist! Wir wollen dir auch weiterhin beste Unterhaltung und tollen Service bieten.
Danke, dass du uns dabei unterstützt. Dafür musst du nur für www.autozeitung.de deinen Ad-Blocker deaktivieren.
Geht auch ganz einfach:

VW Nutzfahrzeuge: Bestseller 2012, Expansion und Umsatz Der stille Marktführer

Wirtschaft: VW Nutzfahrzeuge hat sich seit 2002 erfolgreich entwickelt. Doch in Zukunft warten große Herausforderungen auf die Konzerntochter

Porsche, Lamborghini oder Ducati – viele VW-Konzernmarken haben klangvolle historische Namen. VW Nutzfahrzeuge zählt nicht dazu. Dabei trägt die in Hannover beheimatete Marke entscheidend zum Erfolg des Weltkonzerns bei: Im Jahr 2012 lag der Gewinn bei 421 Millionen Euro. VW Nutzfahrzeuge ist mit einem Umsatz von über 9,4 Milliarden Euro wesentlich größer als die Konzernmarken Seat oder Porsche.

Auch im Vergleich zum Wettbewerb stehen die Niedersachsen gut da: Zum sechsten Mal in Folge war die Marke 2012 der erfolgreichste Hersteller von leichten Nutzfahrzeugen in Europa. In Deutschland erreichte man sogar einen Marktanteil von 33,9 Prozent. Trotz der Eurokrise verbuchte VW Nutzfahrzeuge ein neues Rekordjahr mit weltweit 550.370 Auslieferungen – ein Plus von 4,1 Prozent. Rund 10.800 Fahrzeuge konnten allein in Südamerika mehr abgesetzt werden. In Sao Paulo produziert VW Nutzfahrzeuge den Pick-up Saveiro, der auf dem brasilianischen Gol basiert, und den aus den 70er-Jahren bekannten Transporter T2 – allerdings mit Wasser- statt Luftkühlung.

 

VW Nutzfahrzeuge: Boom in Südamerika dank Amarok

Für das starke Wachstum der Marke sind diese beiden Exoten jedoch nicht verantwortlich. Der Absatzboom der letzten Jahre wird vor allem von drei neuen Baureihen getragen. So hat sich der VW Caddy neben dem Transporter T5 zum zweiten Standbein der Marke entwickelt. Basierten die ersten Generationen noch auf dem Golf und später auf diversen Seat- und Skoda-Modellen, ist der aktuelle Caddy ein eigenständiger Kleintransporter. Im Frühjahr 2004 debütierte erstmals eine Pkw-Version des Hochdachkombis, die vor allem bei Familien gut ankam: In Deutschland stieg der Absatz von 23.012 Exemplaren im Jahr 2005 auf den Rekordwert von 53.175 Verkäufen im Jahr 2009. Heute ist der im polnischen Poznań produzierte Caddy in Europa der Marktführer unter den Stadtlieferwagen – in Deutschland mit einem dominierenden Marktanteil von 48,7 Prozent.

In Südamerika verdankt VW Nutzfahrzeuge den Boom der letzten Jahre vor allem dem Amarok. Der Pick-up aus Argentinien hat sich seit 2010 zum Bestseller entwickelt: Im letzten Jahr stiegen die weltweiten Auslieferungen um 26,7 Prozent. Um die wachsende Nachfrage zu befriedigen, wird der Amarok seit Juni 2012 zusätzlich im Stammwerk in Hannover produziert. Auch das größte Mitglied der VW Nutzfahrzeug-Familie konnte in den letzten Jahren glänzen: 2006 trat der Crafter die Nachfolge des LT an. Mit seinem markanten Design fuhr er in Europa aus dem großen Schatten des baugleichen Mercedes Sprinter. Die beiden Konkurrenten werden zusammen in den Daimler-Werken in Ludwigsfelde und Düsseldorf gebaut. Der Transporter T5 bleibt jedoch der Bestseller im Nutzfahrzeug-Programm. Die Ikone aus Hannover beherrscht schon seit Jahrzehnten die Verkäufe in Deutschland und konnte 2012 über 42 Prozent Marktanteil für sich verbuchen.

Doch trotz der Erfolge hat VW Nutzfahrzeuge im Konzern seine monopolartige Stellung verloren: Mit MAN und Scania gibt es im VW-Imperium nun zwei große Lkw-Hersteller. So vertritt der frühere Scania-Chef Leif Östling die gesamte Nutzfahrzeug-Sparte im Konzernvorstand. Der Schwede soll die drei Marken in Zukunft koordinieren. Bereits 2009 musste VW Nutzfahrzeuge seine brasilianische Lkw- und Bussparte an MAN übertragen. Die Hannoveraner sollen sich künftig auf Stadtlieferwagen, Kleintransporter und Pick-ups konzentrieren. Konzernchef Martin Winterkorn hat die Marschrichtung vorgegeben: „Um VW bis 2018 zum führenden Mobilitätskonzern der Welt zu machen, gilt es auch bei den Nutzfahrzeugen ganz vorn mitzuspielen.“

Die Eurokrise schwebt allerdings wie ein Damoklesschwert über dem Erfolg von VW Nutzfahrzeuge – fast 60 Prozent aller Modelle werden in Europa verkauft. „Wir müssen unsere Abhängigkeit von den europäischen Märkten verringern“, weiß VW Nutzfahrzeuge-Chef Eckhard Scholz. Die nächste Generation des Crafter ab 2016 könnte dabei eine wichtige Rolle spielen: Dieser wird nicht mehr gemeinsam mit Mercedes entwickelt und kann den Sprinter dann auch in den USA angreifen. Bisher wird dort nur der Stuttgarter erfolgreich verkauft. Auch Asien ist mit einem Anteil von nur 3,45 Prozent am Absatz von VW Nutzfahrzeuge unterrepräsentiert. Doch die aktuellen Modelle eignen sich nicht für Boomländer wie China – die Märkte vor Ort werden von technisch simplen, aber viel billigeren Nutzfahrzeugen aus lokaler Produktion dominiert.

Zudem gibt es Überlegungen für ein kleines Nutzfahrzeug unterhalb des Caddy. Als konzerninterner Partner käme dabei Skoda in Frage. Auch ein Kurierfahrzeug auf VW Up-Basis ist denkbar. Das könnte dann mit einer Elektrovariante für Großstädte kommen. Ein europaweiter Flottentest von elektrisch angetriebenen Caddy Blue-e-Motion startet in diesem Jahr. Außerdem: Die zweite Generation des Skoda Roomster soll auf dem nächsten VW Caddy basieren und dadurch wesentlich geräumiger werden. Bisher verwenden die Tschechen Karosserie- und Technikkomponenten des Skoda Octavia und des Fabia. Es scheint so, als wäre die unbekannte Marke im VW-Konzern in Zukunft ganz schön gefragt.

Markus Bach

Tags:
Copyright 2024 autozeitung.de. All rights reserved.