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Geht auch ganz einfach:

Blackbox im Auto: Pflicht/Datenspeicherung Blackbox-Pflicht kommt 2024

Lena Trautermann
Inhalt
  1. So funktioniert die Blackbox im Auto
  2. Mehrheit der Deutschen befürwortet Blackbox-Pflicht
  3. Viele Autos bereits mit Blackbox ausgestattet

Die Blackbox im Auto kommt. In vielen Fahrzeugen ist sie bereits eingebaut, spätestens ab Juli 2024 muss sie in jedem Neufahrzeug integriert sein.

Je moderner die Autos, desto mehr Daten produzieren sie. Kein Wunder, denn in modernen Autos befinden sich über 100 Steuergeräte, die permanent Daten sammeln und verarbeiten. Das macht das Auto schon jetzt zu einer echten Datenkrake. Diese Daten können bei Unfällen äußerst wertvoll sein und maßgeblich zur Klärung des Geschehens beitragen. Das ist einer der Gründe, warum die Blackbox im Auto ab dem 7. Juli 2024 zur Pflicht in allen neu zugelassenen Fahrzeugen wird (EU-Verordnung 2019/2144). Wie vielen bereits von Flugzeugen bekannt, werden hier Daten verschiedener Steuergeräte gespeichert, die anschließend eine Rekonstruktion des Unfalls erleichtern sollen. Auch interessant: Unsere Produkttipps bei Amazon

 

So funktioniert die Blackbox im Auto

Nachdem im Vorfeld bereits Diskussionen über die Speicherung der Daten (Herstellerserver, lokales Medium oder zentrale Datenplattform) entbrannt sind, ist mittlerweile klar: Die Daten der Blackbox werden lokal im Auto in Form eines sogenannten Event Data Recorders (EDR) gespeichert. Er ist mit dem Airbag-Steuergerät verbunden und speichert die relevanten Daten (z.B. Geschwindigkeit, Motordrehzahl, Auslösung des Airbags) für fünf Sekunden vor und 300 Millisekunden nach einem Unfall. Die Aufzeichnung erfolgt also wie bei einer Dashcam ereignisbezogen und nicht permanent. Die Daten können dann später über den OBD2-Port ausgelesen werden. Wichtig dabei: Die Hoheit über die Daten liegt bei den Fahrzeughalter:innen. Lediglich zur Beweissicherung können Gericht oder Staatsanwaltschaft die Auswertung der Daten über ein Gutachten einfordern. Das ersetzt jedoch nicht das klassische Unfallgutachten. Schließlich zeichnet der EDR lediglich Fahrzeugdaten auf, nicht aber, was auf der Straße geschehen ist.

Hersteller sammeln weitere Daten

Über die verpflichtende Blackbox hinaus sammeln Hersteller permanent weitere Daten über die Fahrzeuge. Dabei wissen die meisten Autofahrer:innen nicht, welche Daten wann zu welchem Zweck erhoben werden und können sie auch nicht einsehen. Schon im Jahr 2016 untersuchte der ADAC stichprobenartig Fahrzeuge und welche Daten an die Hersteller geschickt werden. Das Ergebnis: Die Mercedes B-Klasse funkt unter anderem alle zwei Minuten die GPS-Position und den Fahrzeugstatus (z.B. Tankfüllung, Reifendruck, Ölstand etc.) ans Werk. Der BMW i3 sendet nach jedem Ausschalten der Zündung Daten über die Batterie, den aktuellen Stand des Fehlerspeichers und die gewählten Fahrmodi an den Hersteller und der Renault Zoe schickt jede halbe Stunde ein Update zum Batteriestatus und zur Position des Wagens an die Zentrale – und das ist nur ein kleiner Auszug.

 

Mehrheit der Deutschen befürwortet Blackbox-Pflicht

Um zu überprüfen, wie Autofahrende zu dem Thema Datenspeicherung via Blackbox stehen, hat der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) das Marktforschungsunternehmen Ipsos beauftragt, eine repräsentative Umfrage zu dem Thema durchzuführen. Zwischen November und Dezember 2017 wurden dazu 2000 Personen ab 18 Jahren befragt, wovon 1500 Menschen einen Autoführerschein hatten. Das Ergebnis ist teilweise überraschend. So stimmten 34 Prozent der Befragten für den verpflichtenden Einbau von sogenannten Unfalldatenspeichern (UDS), die ähnlich wie eine Blackbox im Flugzeug funktionieren soll. Der DVR erklärt, dass Unfalldatenspeicher sich nach einem Unfall auswerten ließen, aber sich sonst nach wenigen Sekunden automatisch löschen. Als wichtigsten Grund nannten die Befragten eine bessere Aufklärung der Unfälle (85 Prozent), gefolgt von der Tatsache, dass sich so auch die Schuldfrage leichter klären ließe (81 Prozent). Mehr als zwei von fünf Autofahrer:innen (42 Prozent) fanden, dass der Einbau nicht verpflichtend, sondern freiwillig geschehen müsse. Gründe dafür sind vor allem Datenschutzverletzungen (69 Prozent) sowie Manipulation (39 Prozent). 14 Prozent sind dafür, eine Blackbox nur in den Firmenwagen einbauen zu lassen.

 

Viele Autos bereits mit Blackbox ausgestattet

Auch wenn die Pflicht erst Mitte 2024 kommt, sind viele Autos auf den Straßen bereits mit einer Blackbox ausgestattet. Denn seit Mitte 2022 sind sie bei der Typzulassung (also die Zulassung eines gänzlich neuen Modells für den Markt) bereits Vorschrift. Auch ältere Baujahre haben die Fahrtenschreiber teilweise schon eingebaut. Ein prominentes Beispiel für Autos, die schon ab Werk mit einer Blackbox ausgestattet sind und umfangreiche Datenpakete an den Hersteller senden, sind die Tesla-Modelle S und X. Hier hat die Datensammlung bereits einen wertvollen Beitrag zur Aufklärung von Unfällen geleistet. So ist bekannt geworden, dass es im Mai 2016 einen tödlichen Unfall eines Tesla Model S mit einem Lkw gab, der dank der Daten in der Blackbox aufgeklärt werden konnte. So kollidierte das Model S auf einer Kreuzung mit dem überquerenden Lastwagen, da der Autopilot, mit dem der Tesla unterwegs war, den Lkw als ein hochhängendes Schild verarbeitete und nicht abbremste. Allerdings ergaben die Daten auch, dass der Fahrer unkonzentriert war, denn er betätigte die Bremse ebenfalls nicht. Wie sich später herausstellte, ließ der Fahrer sich von einer Harry-Potter-DVD ablenken und missachtete Teslas Anweisungen, auch während des Fahrens mit Autopilot den Blick auf der Straße und die Hände am Steuer zu halten.

Auch in einem weniger populären Fall mit einem Tesla Model X konnte die Blackbox zur Aufklärung beitragen. Damals raste die Fahrerin ungebremst auf eine Kaufhauswand zu und beschuldigte das Tesla-Assistenzsystem, versagt zu haben. Die Auswertung der Fahrzeugdaten ergab jedoch später, dass die Systeme zu keinem Zeitpunkt der Fahrt eingeschaltet waren. In diesen beiden Fällen konnte die Unfallursache dank Blackbox schnell und unkompliziert aufgeklärt werden, sodass kein Raum für Spekulationen blieb. Hinzu kommt, dass die Daten für die Hersteller natürlich erhebliches Potenzial zum Lernen bieten und die Straßen in Zukunft hoffentlich noch sicherer machen. Doch nicht nur, wenn schon ein Unfall passiert ist, kann die Blackbox helfen: Eine Studie der NHTSA (National Highway Traffic Safety Administration) hat gezeigt, dass allein die Installation einer Blackbox ausreichen kann, um Unfallzahlen zu senken. Aber kein Grund zur Panik, Interessent:innen werden beim Kauf eines Autos vorab über die Technologie zur informiert. Bei Tesla muss zum Beispiel ein Dokument unterschrieben, indem umfangreich aufgeklärt wird, was die Blackbox wann aufzeichnet. Vermutlich wird die Datensammlung im Auto zukünftig unverzichtbar, denn mit immer mehr Assistenzsystemen von Abstandsmesser bis Einparkhilfe im Auto, stellt sich im Falle eines Unfalls immer häufiger die Frage: Wer ist Schuld – Mensch oder Maschine?

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