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Geht auch ganz einfach:

Touchscreen im Auto: Reaktionszeit, Sicherheitsrisiko Touchscreen-Bedienung gefährlicher als Handy am Steuer

Lena Trautermann
Inhalt
  1. Studie: Touchscreens im Auto führen zu verlängerter Reaktionszeit
  2. Nutzung von Touchscreens im Auto während der Fahrt
  3. Urteil gegen Tesla-Fahrer wegen Touchscreen-Bedienung
  4. Umfrage: Deutsche Autofahrer bevorzugen Knöpfe

Touchscreens verdrängen zunehmend Knöpfe und Schalter im Auto – auf Kosten der Sicherheit. Denn eine neue Studie hat jetzt die Reaktionszeit bei Touchscreen-Nutzung untersucht – mit erschreckendem Ergebnis.

In modernen Autos sind sie nicht mehr wegzudenken: Touchscreens. Sie werden immer größer und decken immer mehr Funktionen ab, sodass es mittlerweile viele Autos gibt, die komplett oder fast ohne zusätzliche Knöpfe an den Armaturen auskommen. "Es stellt sich die Frage, ob Touchscreens im Auto gut für die Sicherheit sind. Studien zeigen, dass mit haptischer Rückmeldung weniger Fehler gemacht werden. Sie sind intuitiver und schneller zu bedienen." sagt Christian Hatzfeld, der an der Technischen Universität Darmstadt das Tasten erforscht. Die praktische Form der intuitiven Bedienung wie wir sie auch vom Smartphone kennen, hat nicht nur Vorteile. Denn die Bedienung eines Touchscreens ist während der Fahrt nicht so einfach wie die eines Knopfes, denn beim Touchscreen fehlt das haptische Feedback. Man weiß nicht, ob man sich im richtigen Menü befindet oder die richtige Schaltfläche erwischt hat, solange man den Blick nicht darauf – und damit weg von der Straße richtet. Bei Knöpfen lässt sich in der Regel leicht "erfühlen", ob man die richtige Funktion erwischt hat. Auch interessant: Unsere Produkttipps bei Amazon

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Das Tesla Model Y im Video:

 
 

Studie: Touchscreens im Auto führen zu verlängerter Reaktionszeit

Da verwundert auch das Forschungsergebnis kaum, das kürzlich das britische Forschungsinstitut für Verkehrssicherheit TRL vorgelegt hat: Die Bedienung eines Touchscreens im Auto verlängert die Reaktionszeit enorm. Und zwar um satte 57 Prozent. Im Vergleich dazu liegt die Reaktionszeit unter Cannabis-Einfluss bei 21 Prozent. Ein Handy sorgt für eine um 46 Prozent verlängerte Reaktionszeit – das macht die Touchscreen-Bedienung in Bezug auf die Reaktionszeit gefährlicher als die Droge oder die Handynutzung am Steuer. So sind laut der Studie auch Mirroring-Dienste wie Android Auto oder Apple Carplay keine große Hilfe. Sie ermöglichen zwar das Handy während der Fahrt liegen zu lassen und über den Touchscreen des Autos zu bedienen. Allerdings kamen die Forschenden zu einem erschreckenden Ergebnis: Allein die Auswahl eines Songs dauerte teilweise über 20 Sekunden und beeinträchtigte die Reaktionszeit der Fahrer:innen stark.

 

Nutzung von Touchscreens im Auto während der Fahrt

Touchscreens im Auto unterliegen dem Paragraph 23 der Straßenverkehrsordnung (StVO). Dort heißt es in Absatz 1a: "Wer ein Fahrzeug führt, darf ein elektronisches Gerät, das der Kommunikation, Information oder Organisation dient oder zu dienen bestimmt ist, nur benutzen, wenn hierfür das Gerät weder aufgenommen noch gehalten wird und entweder nur eine Sprachsteuerung und Vorlesefunktion genutzt wird oder zur Bedienung und Nutzung des Gerätes nur eine kurze, den Straßen-, Verkehrs-, Sicht- und Wetterverhältnissen angepasste Blickzuwendung zum Gerät bei gleichzeitig entsprechender Blickabwendung vom Verkehrsgeschehen erfolgt oder erforderlich ist." Wie lang eine "angepasste Blickzuwendung" sein darf ist nicht genauer spezifiziert. Im Zweifelsfall müssen sich Gerichte mit der Auslegung des Paragrafen auseinandersetzen, denn eine Anpassung ist aktuell nicht geplant.

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Urteil gegen Tesla-Fahrer wegen Touchscreen-Bedienung

Der US-Autobauer Tesla setzt schon seit Jahren auf Touchscreens. In sämtlichen Modellen werden viele Systeme und Fahrzeugfunktionen über einen großen zentralen Bildschirm bedient. Auch andere Hersteller finden zunehmend Gefallen am berührungsempfindlichen Bildschirm. Nachdem die Nutzung von Handys und anderen elektronischen Geräten am Steuer bereits seit einigen Jahren untersagt ist, rückt nach einem Urteil des Oberlandesgerichts (OLG) Karlsruhe auch der Touchscreen in den Fokus. Ein Tesla-Fahrer war bei Starkregen mit seinem Elektrofahrzeug unterwegs und wollte die Geschwindigkeit des Scheibenwischers erhöhen. Dazu musste er sich durch ein Untermenü auf dem Zentralbildschirm des Infotainmentsystems klicken, was zur Ablenkung und einer Kollision mit mehreren Bäumen führte. Der Fahrer wurde wegen der verbotenen Nutzung eines elektronischen Geräts zu einer Geldbuße und einem Monat Fahrverbot verurteilt. Das OLG Karlsruhe bestätigte die Entscheidung der Vorinstanz Anfang August 2020. Notwendige Funktionen dürfen demnach auch auf einem fest verbauten Touchscreen nur bedient werden, wenn es Fahrende nicht zu stark ablenkt. Die Haftung bleibt beim Fahrer und muss nicht vom Hersteller übernommen werden. Ob weitere Gerichte die Sichtweise des OLG Karlsruhe teilen, bleibt abzuwarten. Doch wenn das Urteil kein Einzelfall bleiben sollte, dürfte so mancher Autobauer sein Bedienkonzept wohl noch einmal überdenken.

 

Umfrage: Deutsche Autofahrer bevorzugen Knöpfe

Viele Autofahrende in Deutschland finden einer Umfrage zufolge noch keinen Gefallen an Sprach- und Gestensteuerung oder Touchscreens. Sie drücken in ihrem Wagen lieber ganz altmodisch auf Knöpfe. Knöpfe, Hebel und Schieberegler seien ihnen am liebsten, gaben 37 Prozent in einer repräsentativen Befragung des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Online-Autoverkaufsplattform mobile.de an. Eine Kombination aus verschiedenen Steuerungselementen finden immerhin 22 Prozent am besten. Einen Touchscreen und/oder Gestensteuerung bevorzugen 16 Prozent. Überwiegend oder ganz per Sprache wollen nur zehn Prozent die Funktionen ihres Autos steuern. Echte Knöpfe oder Regler wünschen sich die Befragten laut Umfrage vor allem zum Öffnen und Schließen der Fenster, bei den Klima- und den Lautstärkeeinstellungen. Am häufigsten genannter Vorteil einer Sprachsteuerung war der Sicherheitsaspekt. Hier sahen die Befragten ein Plus an Sicherheit durch weniger Ablenkung. Den größten Nachteil wiederum sahen sie in der Fehleranfälligkeit solcher Systeme. Insgesamt 2068 Personen nahmen an der repräsentativen Umfrage teil.

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