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Audi im Werkstatt-Test: Sechs Werkstätten fallen durch Fünf Mal Ungenügend

Bei Audi soll der Kunde König sein, doch die Werkstätten scheint das nicht zu interessieren. Wir haben acht Werkstätten getestet – mit erschreckendem Resultat

Keine Lorbeeren für Alles zum Thema Audi. Bei der Premium-Marke des VW-Konzerns brummt der Verkauf, die Autos sind begehrt, die Qualität stimmt. Und doch hat Audi offenbar ein Riesen-Problem: In unserem Werkstatttest verfehlten 75 Prozent aller getesteten Betriebe das Premium-Ziel. Sechsmal waren Werkstattleistung und Service so schlecht, dass wir die Note ungenügend vergeben mussten. Mit einem Gesamtdurchschnitt von 4,6 legt Audi damit das schlechteste Ergebnis aller je von uns durchgeführten Werkstättentests hin.

Und dabei haben wir nichts Außergewöhnliches verlangt. Alle von uns präparierten Pflichtfehler sollten schon beim simplen Abarbeiten der Werkstatt-Wartungsliste erkannt und behoben werden. Mit zusätzlichen Bonusmängeln, die leicht zu finden sind, wollten wir sehen, ob die Werkstatt eine Inspektion ordnungsgemäß durchführt und das Auto die Werkstatt in einwandfreiem Zustand verlässt.

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Bei fünf Audi-Betrieben blieb der Radbolzen lose
Natürlich ist uns auch guter Service wichtig. Und der sollte bei einer Marke wie Audi selbstverständlich sein. Doch die Realität sah anders aus. Fünf Betriebe ließen uns mit einem losen Radbolzen vom Hof rollen. Unverständlich, denn gerade nach dem Umstecken von Winter- auf Sommerräder (Testzeitraum April/Mai) sollte einer guten Werkstatt-Crew solch ein Fehler nicht passieren. Der schlechteste Betrieb unter den fünf Verlierern mit der Gesamtnote 6, das Audi Zentrum Stuttgart, behob sogar keinen einzigen Pflichtmangel korrekt und fand nicht einen der Bonusmängel.

Der Sieger arbeitet fast perfekt

Erfreulicherweise geht es auch anders. Das Autozentrum Leypoldt in Filderstadt übersah nur einen Pflichtmangel: die fehlende Batterieabdeckung. Eine Spitzenleistung zeigte das Audi Zentrum Leverkusen: null Fehler, bester Service im Test und alles zum fairen Preis. Hier lautet unser Urteil: sehr empfehlenswert.
Holger Ippen

SO WURDEN DIE AUDI-WERKSTÄTTEN GETESTET
Für jeden zu prüfenden Betrieb präparierten wir einen Audi A4 mit Mängeln und ließen eine Inspektion durchführen. Um nicht enttarnt zu werden, führten wir bei jeder Werkstatt ein anderes Auto mit vergleichbarer Ausstattung vor. Jedes Fahrzeug wurde mit 13 Mängeln versehen. Die Fehler eins bis sieben mussten den Werkstätten bereits beim Durcharbeiten der Audi-Wartungsliste auffallen, denn diese Arbeiten sind dort vorgeschrieben.

Mit sechs weiteren Bonusmängeln
wollten wir überprüfen, ob sich die Betriebe wirklich mit dem Auto beschäftigt, Fehler erkannt und uns ein richtig funktionierendes und sicheres Fahrzeug übergeben haben. Diese Bonusmängel gingen aber nicht in die Bepunktung ein, weil sie nicht Bestandteil der Audi-Checkliste sind. Ausnahme: Für einen nicht angezogenen Radbolzen zogen wir eine ganze Note ab.

Das Präparieren der Mängel nahmen wir gemeinsam mit unabhängigen Kfz-Sachverständigen vor, deren Aufgabe es auch war, den allgemeinen Zustand jedes Autos zu beurteilen. Bei der Terminvereinbarung, der Fahrzeugabgabe und beim Abholen des Fahrzeugs registrierten wir Wartezeiten, Service-Leistungen, Freundlichkeit und Kompetenz der Werkstattmitarbeiter. Auch die Rechnungen haben wir geprüft und mit der Audi-Checkliste abgeglichen.

DAS SAGT AUDI ZU DEM ERGEBNIS DES WERKSTÄTTENTESTS
Aus zahlreichen Leserzuschriften an die AUTO ZEITUNG, in denen Kunden ebenfalls über Probleme mit Audi-Werkstätten klagen, wissen wir, dass hier die Herde der Schwarzen Schafe groß ist. Das will Audi-Vertriebsleiter Michael Renz sofort ändern: „So eine miserable Leistung können und wollen wir als Hersteller von Premium-Produkten nicht akzeptieren.“ Und er fügt verärgert hinzu: „Bei genauem Hinsehen reicht die Arbeit bei einigen der getesteten Betriebe fast ans Betrügerische.“

Es fehlt am Service
Dabei war die Aufgabenstellung klar und deutlich. Gefordert war die normale Inspektion nach der Audi-Wartungsliste. Generell gilt: Wenn alle Punkte zu 100 Prozent abgearbeitet werden, ist das Ergebnis sehr gut. Das gelang in unserem Test aber nur dem Audi Zentrum Lever-
kusen. Das Audi Zentrum Leypoldt in Filderstadt erreichte die Note gut. Die sechs übrigen Betriebe fielen durch. Zwei Ursachen machen das Versagen der Werkstätten aus: zum einen das Nichteinhalten der Wartungsliste, zum anderen der fehlende Service. „Das zeigt“, so Renz, „dass es hier nicht an Kenntnissen mangelt, sondern an der konsequenten Umsetzung der Vorgaben.“ Und den Audi-Mann wurmt eines besonders: „Dass die Werkstätten nicht an anspruchsvollen Reparaturen gescheitert sind, sondern Basis-Leistungen schlicht vernachlässigt haben.“ Und er verspricht: „Als Audi AG werden wir strikter eingreifen. Unsere eigenen Kontrollen werden wir noch verstärken und Schulungen sowie Trainings forcieren.“

Mehr Schulungen und Checks

Die Häufigkeit interner Qualitäts-Checks will er im gesamten Werkstättennetz verdoppeln. Darüber hinaus schreibt Audi jedem Händler regelmäßige eigene Leistungsüberprüfungen vor und kontrolliert die Betriebe zusätzlich durch verdeckte neutrale Partner sowie eigene Prüfer. Bei den im AUTO ZEITUNG-Test auffällig gewordenen Werkstätten werden in den nächsten 52 Wochen gehäuft Qualitäts-Checks und zusätzlich sechs verdeckte Tests durchgeführt. Michael Renz will hart durchgreifen: „Wir schießen scharf, und das
meinen wir ernst.“
Holger Ippen

DIE STATEMENTS DER AUTOHÄUSER
Bernd Heusel, Audi Zentrum Reutlingen „Das Ergebnis hat uns tief erschüttert. Hier haben Mitarbeiter die Checkliste nicht korrekt abgearbeitet, das ist unentschuldbar. Zu spät haben wir erkannt, dass die Personalsituation zu Lasten der Qualität geht. Wir haben zusätzliche Mitarbeiter eingestellt und uns zum Audi Qualitätssicherungsprogramm angemeldet – ein Schritt, den ich schon früher hätte machen sollen.“

Michael Fella, MAHAG Oberland, München „Ich schäme mich für das schlechte Ergebnis. Natürlich wird das weit-reichende Konsequenzen in unserem Betrieb haben. Auch Audi-interne Tests haben uns dazu veranlasst, Programme zur Sicherung unseres Qualitätsanspruchs umzusetzen. Ich habe es zu meiner Kernaufgabe gemacht, unseren Kunden die Qualität zu garantieren, die man von uns erwartet.“

Alexander Schuhmacher, Audi Zentrum Stuttgart „Unser schlechtes Abschneiden in Böblingen hat mich schockiert. Eine nicht nachvollziehbare Rechnungsposition ist vollkommen inakzeptabel und hat personelle Konsequenzen. Auch Audi-interne Tests hatten uns zuletzt gezeigt, dass wir an einigen Stellen optimieren müssen. Ich werde als Geschäftsführer persönlich dafür Sorge tragen, dass wir das gute Niveau unserer anderen Standorte erreichen.“

Ralf Seiler, Autohaus Seiler, Siegburg „Das Ergebnis des Tests ist für mich als Inhaber erschreckend. Die letzten Tests vor einem Jahr haben wir mit guten Ergebnissen bestanden – und dann leider viel zu wenig Aufmerksamkeit auf den Bereich Basisleistungen gerichtet und das Qualitäts-management vernachlässigt. Ab sofort führen wir mit externen Dienstleistern wöchentliche Tests durch.

AUTO ZEITUNG

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