AUTO ZEITUNG 10/2024: Heft-Vorschau

Die Themen der AUTO ZEITUNG 10/2024: Das Mercedes E-Klasse T-Modell stellt sich dem Audi A6 Avant, in China zeigen derzeit zahlreiche Hersteller ihre Neuheiten und wie Hersteller mit strammen Rabatten den Neuwagenverkauf ankurbeln wollen. Das und viele weitere Tests, Reportagen und Neuheiten!

Liebe Leserinnen und Leser,

kürzlich traf ich einen Autodesigner, den ich schon ewig kenne. Wir sind per Du und kommen schnell zur Sache, wenn wir über Autos reden. Wenn wir richtig in die Diskussion einsteigen, übernimmt jeder von uns eine Rolle und vertritt die gegenteilige Position. Nicht, dass wir grundsätzlich auseinanderliegen. Es macht einfach Spaß, ein Thema auszutesten – mit den besten Argumenten, versteht sich.

Er ist der Avantgardist, der so gut wie alles Neue "extrem spannend" findet, in sämtlichen Social Media-Kanälen aktiv ist und ständig neue Restaurants ausprobiert. Ich bin vergleichsweise konservativ, abstandhaltend neugierig und für die Gastronomiewelt eine Konjunkturbremse. Zu unseren Lieblingsthemen gehört die Antwort auf die Frage nach der bestmöglichen Bedienbarkeit unserer Autos. Designer betrachten Flächen und Formen mit anderen Augen. Einen mit Knöpfchen und Schaltern zugepflasterten Armaturenträger mögen sie meist nicht. "Du kriegst keine vernünftigen Oberflächen hin, wenn alles voller Schalter ist", sagt er und betont, dass der Touch- und Sprachbedienung die Zukunft gehört.

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Spannende Themen in der AUTO ZEITUNG 10/2024

Dabei sind die billigen TFT-Displays für die Hersteller genau das – billiger als die herkömmliche Bedienung mit Tasten. Diese milliardenfach bewährten sogenannten Hardkeys steuern immer nur ein und dieselbe Funktion. Da ein gut greifbarer Lautstärkeregler des Radios für den Hersteller aber teurer ist als ein zusätzliches Wischfeld auf dem Monitor, fliegt der Radioknopf raus – und alle anderen gleich mit. Zurück bleiben genervte Fahrer, die sich in Menüs und Untermenüs verheddern oder an den oft winzigen, schwer zu treffenden Wischflächen scheitern, die Aktionen wie lauter, leiser, wärmer oder kälter steuern. Die wuchernden TFT-Monitore erfüllen dabei auch eine verkäuferische Aufgabe, sagt mein Gegenüber: "In China ist die Größe des Bildschirms ein Symbol für die Modernität des Autos. Die Menschen dort haben unsere klassische Bedienung nie erlebt, weil sie gar keine Autos besaßen."

Die Bedienfummelei hat auch einen ernsten Hintergrund: Sie lenkt kolossal ab. Wer bei zügiger Fahrt im Menübrei rühren muss, legt schnell ein- bis zweihundert Meter Weg zurück, ohne auf die Straße zu schauen. Das hat die Experten von Euro NCAP auf den Plan gerufen, Europas Organisation für die Fahrzeugsicherheit. Für eine volle Fünf-Sterne-Bewertung sollen ab 2026 fünf physische Bedienelemente vorhanden sein: Warnblinkanlage, Hupe, Scheibenwischer, Blinker sowie die Aktivierung des eCall-Systems im Notfall. Der Schritt weist in die richtige Richtung, reicht aber nicht aus. Auch andere häufig genutzte Funktionen lenken ab, wenn ihre Schaltflächen nicht ertastbar sind oder – was viel zu häufig vorkommt – auch nach mehrmaligem Antippen schlicht und einfach nicht funktionieren. Wir brauchen wieder mehr Knöpfe und weniger Digital-Bling-Bling.

Wenn es so weitergeht, wird bald jemand die Frage stellen, ob es nicht vollkommen altmodisch ist, auf eine reflektierende Oberfläche zu schauen um zu sehen, was hinter dem Auto los ist. Viel moderner wäre doch ein System, das mir wortreich erzählt, was achtern vor sich geht. Und so erwarte ich täglich die Erfindung des sprechenden Innenspiegels. Der fehlt uns noch.

Ihr Stefan Miete

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